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Canva für OER? Eine Entscheidungshilfe für Bildungsakteure
Open Educational Resources (OER) sind eine Möglichkeit Wissen frei zu teilen, zugänglich für alle zu machen und setzen kreative Freiräume. Viele Bildungsakteure greifen auf das Tool Canva zurück, ein beliebtes Design-Tool mit dem Workshop-Handouts, Präsentationen und Social-Media-Posts im Handumdrehen erstellt sind. Doch sind die Designs, Vorlagen, Bilder einfach für OER nutzbar? Ein Artikel von irights-Info machte uns auf die Problematik aufmerksam, doch die Richtlinien von Canva enthielten dazu keinen eindeutigen Verweis. Also haben wir bei der Rechtinformationsstelle von ORCA.nrw angefragt und hier die wichtigsten Infos und Tipps als Orientierung für euch zusammengefasst!
Stolperstein: Ihr habt nur ein Nutzungsrecht
Canva ist zwar ein tolles Gestaltungstool, aber die Inhalte, die ihr dort findet – sei es eine hübsche Vorlage, ein Stockfoto oder ein Icon – sind urheberrechtlich geschützt unter der Canva-Lizenz. Und das bedeutet: Kostenlos ≠ frei verfügbar! Ihr habt nur ein Nutzungsrecht, keine freie Lizenz. Für OER braucht ihr allerdings Inhalte, die unter einer Creative Commons-Lizenz (CC-Lizenz) oder einer anderen freien Lizenz stehen.
Ein Beispiel:
Ihr erstellt mit Canva ein Handout und nutzt ein schönes Stockfoto aus der Bibliothek. Das Foto ist aber nur für eure private oder berufliche Nutzung unter der Canva-Lizenz freigegeben. Sobald ihr das Handout als OER hochladet und zur freien Nutzung anbietet, verstößt ihr gegen die Nutzungsbedingungen – das Foto ist nämlich immer noch durch das Urheberrecht geschützt.
Einfach und rechtssicher: So klappt’s mit OER
Damit ihr rechtlichen Fallstricke umgeht, hier ein paar Tipps, um "save" zu sein:
Nutzt freie Alternativen zu Canva
Tools wie Penpot oder Krita bieten euch die Möglichkeit, Designs zu erstellen – und das ganz ohne Lizenzprobleme. Klar, der Funktionsumfang ist anders, aber für OER seid ihr auf der sicheren Seite.
Setzt auf eigene Inhalte
Selbst erstellte Fotos, Zeichnungen oder Icons sind die beste Wahl. Noch besser: Ihr könnt diese Inhalte dann selbst unter einer freien Lizenz veröffentlichen und anderen zur Nutzung zur Verfügung stellen.
Nutzt freie Bilddatenbanken
Plattformen wie Wikimedia Commons, Openverse oder teilweise Pexels und Europeana bieten beispielsweise viele Inhalte unter CC-Lizenz. Achtet dabei immer auf die genaue Lizenzangabe! Aber wie steht es um KI-generierte Bilder? Auch hier gilt es die Nutzungslizenzen der verschiedenen Anbieter zu beachten, hier ein paar Beispiele:
DALL·E (OpenAI): Kann für OER genutzt werden, sofern die generierten Bilder vom Nutzenden unter eine CC-Lizenz gestellt werden.
Stable Diffusion: Generierte Bilder sind in der Regel frei nutzbar, solange keine verbotenen Inhalte erstellt wurden (z. B. gewaltverherrlichende oder urheberrechtlich geschützte Werke kopiert) und sind somit für OER geeignet.
MidJourney: Die Lizenzierung für OER hängt von der jeweiligen Mitgliedschaft und den entsprechenden Nutzungsrechten und Lizenzbedingungen ab.
Canva KI-Generator: KI-generierte Inhalte unterliegen den Canva-Lizenzbedingungen. Eine Weitergabe unter CC-Lizenzen ist oft nicht gestattet.
Wählt Schriftarten sorgfältig aus
Standard-Schriftarten wie Arial oder Times New Roman sind kein Problem. Bei ausgefallenen Schriften schaut lieber einmal mehr auf die Lizenz – oder greift auf freie Schriftarten von Google Fonts oder Open Foundry zurück.
Geometrische oder standardisierte Formen? Kein Problem!
Einfache Kreise, Rechtecke und Linien genießen keinen urheberrechtlichen Schutz.
So sieht euer rechtssicheres OER-Material aus
Am Ende sollte euer OER-Material so gestaltet sein, dass ihr keinerlei urheberrechtlich geschützte Inhalte verwendet, die unter einer geschlossenen Lizenz stehen. Stellt euch einfach die Frage: „Kann das, was ich hier gestalte, bedenkenlos von jeder Person weiterverwendet werden?“ Wenn ja: Perfekt, euer Werk ist OER-ready!