2025-10-10-OER-Qualitätskriterien-Checkliste #498

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# Qualität durch Offenheit?
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OER werden mit hohen bildungspolitischen Erwartungen verknüpft: Sie sollen Chancengleichheit fördern, Teilhabe ermöglichen und Bildungsprozesse demokratisieren. Auch in der Religionspädagogik gelten sie als innovative Hoffnungsträger. Doch jenseits der Offenheit stellt sich zunehmend die zentrale Frage nach der Qualität: Was macht gute OER aus? Wie kann ihre Qualität bewertet werden? Und worauf kommt es bei der Erstellung an? Die vom FOERBICO-Team entwickelte Handreichung zur OER-Qualität im Checklistenformat bietet Orientierung für die Bewertung und Erstellung von OER.
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- givenName: Laura
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- Dr. Laura Mößle
title: Offenheit ist kein Gegensatz zu Qualität
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OER werden mit hohen bildungspolitischen Erwartungen verknüpft: Sie sollen Chancengleichheit fördern, Teilhabe ermöglichen und Bildungsprozesse demokratisieren. Auch in der Religionspädagogik gelten sie als innovative Hoffnungsträger. Doch jenseits der Offenheit stellt sich zunehmend die zentrale Frage nach der Qualität: Was macht gute OER aus? Wie kann ihre Qualität bewertet werden? Und worauf kommt es bei der Erstellung an? Die vom FOERBICO-Team entwickelte Handreichung zur OER-Qualität im Checklistenformat bietet Orientierung für die Bewertung und Erstellung von OER.
tags:
- Qualitätskriterien
- Didaktik
- Hochschuldidaktik
- Religionspädagogik
- Theologie
- Medienpädagogik
- Open Educational Resources (OER)
- Open Educational Practice
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# Offenheit ist kein Gegensatz zu Qualität
## Religionspädagogische Qualitätskriterien für OER: Eine Checkliste
OER werden häufig mit großen bildungspolitischen Erwartungen verknüpft: Sie sollen Chancengleichheit fördern, Teilhabe ermöglichen, digitale Kompetenzen stärken und Bildungsprozesse demokratisieren. Auch in der Religionspädagogik werden OER zunehmend als Hoffnungsträger für eine gerechtere und innovativere Bildungslandschaft ([Mößle/Pirker 2024](https://www.theo-web.de/ausgaben/2023/22-jahrgang-2023-heft-1/news/open-educational-practices-als-wissenstransfer-welche-potenziale-hat-die-religionspaedagogik-auf-dem-weg-ins-open); [Angelina/ Mößle 2025](https://y-nachten.de/2025/03/oer-und-die-third-mission/)) diskutiert. Doch hinter der offenen Zugänglichkeit stellt sich immer dringlicher eine strukturelle Frage: Was macht gute, nachhaltig nutzbare und qualitative OER eigentlich aus?
OER werden häufig mit großen bildungspolitischen Erwartungen verknüpft: Sie sollen Chancengleichheit fördern, Teilhabe ermöglichen, digitale Kompetenzen stärken und Bildungsprozesse demokratisieren. Auch in der Religionspädagogik werden OER zunehmend als Hoffnungsträger für eine gerechtere und innovativere Bildungslandschaft ([Mößle/Pirker 2024](https://www.theo-web.de/ausgaben/2023/22-jahrgang-2023-heft-1/news/open-educational-practices-als-wissenstransfer-welche-potenziale-hat-die-religionspaedagogik-auf-dem-weg-ins-open); [Angelina/ Mößle 2025](https://y-nachten.de/2025/03/oer-und-die-third-mission/)) diskutiert. Doch hinter der offenen Zugänglichkeit stellt sich immer dringlicher eine strukturelle Frage: Was macht gute, nachhaltig nutzbare und qualitative OER eigentlich aus? Wie lässt sich die Qualität von OER bewerten? Und worauf gilt es zu achten, wenn man qualitative OER erstellen möchte?
## OER-Qualität im religionspädagogischen Horizont
Die wissenschaftliche Diskussion zur Qualität von OER war lange Zeit von einer technokratischen Perspektive geprägt, die vornehmlich rechtliche (Lizenzierung, Urheberrecht) und technische Aspekte (Barrierefreiheit, Interoperabilität) fokussierte (vgl. Zawacki-Richter & Mayrberger, 2017). Diese Dimensionen sind unbestritten essenziell für die Nutzbarkeit offener Bildungsmaterialien, greifen jedoch im Kontext religionspädagogischer Bildungsprozesse zu kurz.
Religionsunterricht ist kein neutraler Vermittlungsraum, sondern ein Lernort, an dem Pluralität, Subjektorientierung und die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen grundlegend sind. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines erweiterten Qualitätsbegriffs, der sowohl fachwissenschaftliche als auch didaktisch-reflexive Kategorien umfasst.
Qualität sollte dabei nicht als statische Eigenschaft der Ressource selbst verstanden, sondern als Ergebnis eines reflexiven Aushandlungsprozesses innerhalb einer Community, der sowohl in der Erstellung als auch in der Nutzung und Weiterentwicklung von OER wirksam wird.
## OER-Qualität im diskursiven Horizont
Die freie Nutzbarkeit und Weiterverbreitung von OER stellt die Frage der Qualität vor gewisse Herausforderungen. Hirsch et al. (2016) legen dar, dass neben der Unsicherheit zu urheberrechtlichen Fragen, die Qualität von OER eine der am breitesten diskutiertesten Themen im Umfeld von OER darstellt. Die Qualität von OER wird als wesentlicher Faktor für den Erfolg und die Akzeptanz von OER im breiten Feld angeführt.
Angebtrieben durch die Entwicklungen mit KI steigt die Anzahl frei verfügubarer Bildungsmaterialien im Internet rasant an. Yuan et al (2015) verweisen darauf, dass es aus diesem Grund eine immer größere Herausforderung darstellt, qualitativ hochwertige OER zu identifizieren.
Nutzende bewerten die Qualität von OER oftmals auf Basis ihrer individuellen Anforderungen und Bedarfe. Dies führt dazu, dass Qualitätsvorstellungen im Diskurs stark auseinandergehen. Die prozesshafte Natur der Materialien, d.h. dass sie verändert und adaptiert werden, stellt eine besondere Herausforderungen der Qualitätssicherung dar (Vgl. Ehlers 2015). Statische Qualitätssicherungsprozesse, die Kriterien festlegen und überprüfen sind bei OER nur bedingt sinnvoll. Da sie eine hohe Offenheit und Anpassbarkeit an individuelle Kontexte, Bedrüfnisse und Anforderungen der Zielgruppe ermöglichen braucht es für die Qualitätssicherung eine besondere Aufmerksamkeit. Dennoch ist ein Orientierungslinie bedeutsam, um eine grundlegende Struktur für die Qualität von OER zu schaffen, schließlich auch um das Vertrauen in offene Bildungsressourcen zu stärken. (vgl. Lübben/ Müskens/ Zawacki-Richter 2023).
[Baas et al. (2022)](https://oda.oslomet.no/oda-xmlui/bitstream/handle/11250/3063763/Baas%2bet%2bal.%2b%25282022%2529.pdf?sequence=1&isAllowed=y) zeigen mit ihrer Studie eindrücklich, dass die Qualität von OER kein feststehendes Attribut ist, sondern das Ergebnis eines dialogischen Aushandlungsprozesses. Lehrende bewerten Materialien demnach nicht isoliert, sondern entwickeln ihre Qualitätswahrnehmung im Austausch mit Kolleg:innen und im Kontext institutioneller Rahmenbedingungen.
**Qualität** entsteht demnach dort, wo OER inhaltlich relevant, didaktisch tragfähig, nutzbar und anschlussfähig für die eigene Lehre gestaltet werden.
Die im Projekt FOERBICO entwickelte Handreichung zu Qualitätskriterien setzt genau an diesem dynamischen Qualitätsverständnis an. .Sie bietet ein praxisnahes Instrumentarium, um OER religionspädagogisch fundiert zu erstellen, bereits vorhandene OER auf ihre Qualität hin zu bewerten und weiterzuentwickeln.
Die FOERBICO-Kriterien greifen dabei etablierte Modelle zurück ([vgl. Graf & Kürzinger, 2019](https://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/frontdoor/deliver/index/docId/65957/file/9783781523326-M%c3%bcller.pdf)), erweitern diese jedoch um dezidiert religionspädagogische Dimensionen. Ziel ist es, ein Qualitätsverständnis zu fördern, das sowohl die strukturellen Anforderungen digitaler Bildungsressourcen als auch die inhaltlich-didaktischen Besonderheiten religiöser Bildungsprozesse integriert.
## Verfahren zur Qualitätssicherung von OER
Im Kontext der Qualitätssicherung von OER existieren mittlerweile eine Reihe von Verfahren, die sowohl im schulischen als auch im hochschulischen Bildungsbereich Anwendung finden. Ein prominentes Instrument stellt das **Augsburger Analyse- und Evaluationsraster (AAER)** dar, das eine systematische Bewertung analoger und digitaler Lehr-Lern-Materialien ermöglicht. Mittels eines umfassenden Fragebogens werden acht Qualitätsdimensionen von Lehrplanbezug über didaktische Fundierung bis hin zu medialer Gestaltung differenziert erfasst, wodurch Lehrkräften eine fundierte Einschätzung der Stärken und Schwächen von Bildungsmedien ermöglicht wird (Fey, 2015, 2017).
Das niedersächsische OER-Portal **Twillo**, verfolgt hingegen einen dezidiert partizipativen Ansatz: Die Qualitätssicherung erfolgt primär über eine Selbsteinschätzung der Ersteller:innen, unterstützt durch den sog. *OER-Qualitätscheck*. Dieser führt die Nutzenden strukturiert durch sieben zentrale Prüfdimensionen, die von der inhaltlichen Wiederverwendbarkeit bis hin zur didaktischen Anwendbarkeit reichen. Ergänzend stellt Twillo eine kontinuierlich erweiterte Sammlung praxisorientierter Hilfestellungen zur Verfügung.
Die **Hamburg Open Online University (HOOU)** hat sich mit einem eigenen Qualitätssicherungsmodell im Hochschulkontext positioniert. Im Vordergrund steht hier ein beratendes Evaluationsverfahren, das sich auf die pädagogisch-didaktische und technische Qualität fokussiert, während die inhaltliche Verantwortung bei den Autor:innen verbleibt (Friz, 2019). Die HOOU entwickelt derzeit einen umfassenden Kriterienkatalog, der inhaltliche, didaktische, technische und nutzungsorientierte Aspekte (Usability) gleichermaßen berücksichtigt. Perspektivisch strebt die HOOU an, mit einem eigens entwickelten Qualitätssiegel dem HOOU-Label ein markenspezifisches Vertrauensmerkmal für OER zu etablieren (Zawacki-Richter et al., 2017).
## Qualität im religionspädagogischen Kontext
In der religionspädagogischen Qualitätsdebatte steht v.a. die Frage im Vordergrund, wie sich *guter* Religionsunterricht jenseits von bloßen Konzeptionen bestimmen lässt. Rothgangel (2021) plädiert für einen mehrdimensionalen Qualitätsbegriff, der fachübergreifende, fachspezifische und transzendenzbezogene Kriterien integriert. Bildungsstandards für den Religionsunterricht bleiben nach Kuld (2021) oft oberflächlich, da sie von Kompetenzmodelle anderer Fächer übernommen wurden, ohne die prozesshafte und subjektgebundene Natur religiöser Bildung adäquat zu berücksichtigen. Schweitzer (2020) fordert eine stärkere empirische Fundierung der Qualitätsdiskussion, die sich nicht nur auf Outcome-Messungen stützt, sondern auch Prozesse religiöser Bildung und Pluralitätsfähigkeit in den Blick nimmt.
Käbisch und Woppowa (2022) zeigen am Beispiel kooperativer Religionsunterrichtsformate, dass Qualitätsentwicklung vor diesem HIntergrund vor allem eine besondere Formm der Didaktik erfordert, die den Perspektivenwechsel und Dialogfähigkeit systematisch fördert.
Die Qualitätsdebatte wird in der religionspädagogischen Forschung auch in Form der Schulbuchforschung (vgl. [Henningsen, 2023](https://bibelwissenschaft.de/stichwort/201081/)) vorangetrieben, bspw. wenn Unterrichtsmedien verstärkt inhaltsanalytisch und ideologiekritisch in den Blick genommen werden. Qualitätskriterien für Bildungsmedien im Religionsunterricht umfassen daher über Inhaltsrichtigkeit hinaus die Sensibilität für Repräsentationen, aber auch die didaktische Struktur sowie die empirisch fundierte Materialnutzung.
Der exemplarische Überblick dieser Debatte zeigt die noch wenig bearbeitete Auseinandersetzung mit der Qualität von digitaler Unterrichtsmaterialien: Während sich Qualitätsdiskurse primär auf Unterrichtsprozesse konzentrieren, fehlen noch immer belastbare Kriterien und Verfahren zur systematischen Einschätzung von digitalen Bildungsmedien.
## Entstehungsprozess
Im Projekt FOERBICO entstand ein Kriterienkatalog zur OER-Qualität für den schulischen, außerschulischen und hochschulischen Bereich aus rechtlicher, technischer, pädagogisch-didaktischer und religionspädagogischer Perspektive, in einem mehrschichtigen Entwicklungsprozess.
Ausgangspunkt war eine Analyse bestehender Qualitätssicherungsansätze in OER-Communities, die mit dem aktuellen Forschungsstand zu OER-Qualität reflektiert und diskutiert wurde.
Dabei stand die Frage im Zentrum, welche spezifischen Anforderungen das Fach Religion an die Qualität von offenen Bildungsmaterialien stellt.
Diese theoretisch fundierte Vorarbeit wurde durch Interviews mit sechs Expert:innen aus der religionspädagogischen Schul- und Unterrichtsforschung empirisch rückgekoppelt. In einem iterativen Verfahren wurden die entwickelten Kriterien auf Grundlage dieser Rückmeldungen präzisiert und weiterentwickelt.
Parallel wurden Projekte der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik der Goethe Universität Frankfurt mit Hilfe der im FOERBICO Projekt entwickelten Handreichung auf ihre Qualität hin überprüft und entsprechend [für die Publikation überarbeitet](https://oer.community/oer-beratung-und-qualit%C3%A4tskriterien/$0). Auch diese Erkenntnisse floßen in die Überarbeitung der Kritieren ein.
So entstand ein Qualitätsrahmen im Checklistenformat, der wissenschaftliche Diskurse, praktische Anwendungserfordernisse und fachcommunitybasierte Perspektiven integrativ zusammenführt.
## Qualitätskriterien: Die FOERBICO-Checkliste im Detail
Die im FOERBICO-Projekt erarbeiteten Qualitätskriterien bieten eine systematische Orientierung zur Erstellung und Bewertung von OER im Bereich der Religionspädagogik. Die vier Dimensionen umfassen die folgenden:
Die im Projekt FOERBICO entwickelte Handreichung zu Qualitätskriterien setzt an einem dynamischen Qualitätsverständnis an. Qualität wird dabei nicht als statische Eigenschaft der Ressource selbst verstanden, sondern als Ergebnis eines reflexiven Aushandlungsprozesses innerhalb einer Community, der sowohl in der Erstellung als auch in der Nutzung und Weiterentwicklung von OER wirksam wird. Ziel der Handreichung ist es, ein Qualitätsverständnis zu fördern, das sowohl die strukturellen Anforderungen digitaler Bildungsressourcen als auch die inhaltlich-didaktischen Besonderheiten religiöser Bildungsprozesse integriert.
Die entwickelte Handreichung bietet damit ein praxisnahes Instrumentarium, um OER religionspädagogisch fundiert zu erstellen, bereits vorhandene OER auf ihre Qualität hin zu bewerten und weiterzuentwickeln.
Die Handreichung ist als Checkliste aufgebaut und basiert in Teilen auf den Qualitätsmerkmalen von Mayberger/ Zawacki-Richter/ Müskens (2018) und Kobusch/ Halm (2022). Sie erweitert bestehende Qualitätsmodelle um eine dezidiert religionspädagogische
Perspektive.
Die im FOERBICO-Projekt erarbeiteten Qualitätskriterien bieten eine systematische Orientierung zur Erstellung und Bewertung von OER im Bereich der Religionspädagogik. Als unterstützendes Instrument soll die Handreichung Lehrende bei der Qualitätssicherung
begleiten. Sie bietet jedoch keine rechtsverbindliche Auskunft und ersetzt nicht die eigenverantwortliche Prüfung der Materialien.
Die Handreichung ist in vier Dimensionen untergliedert:
### Die vier Dimensionen im Überblick
**1. Rechtliche Qualität:**
Transparente Lizenzierung, korrekte Quellenangaben und der bewusste Umgang mit urheberrechtlich geschütztem sowie KI-generiertem Material sind zentrale Aspekte. Die Checkliste operationalisiert dies u.a. mit Items wie:
Um OER rechtssicher zu veröffentlichen, müssen **urheberrechtliche Vorgaben** zweingend beachtet werden, insbesondere bei der Nutzung externer Inhalte wie Bilder, Grafiken oder Textausschnitte.
Idealerweise bestehen OER ausschließlich aus selbst erstelltem, offen lizenziertem Material.
Inhalte von Dritten gelten grundsätzlich als urheberrechtlich geschützt, auch ohne ausdrücklichen Hinweis. Eine Nutzung von Inhalten als OER ist daher nur dann zulässig, wenn eine ausdrückliche Erlaubnis, etwa durch Creative Commons-Lizenzen, vorliegt. Auch KI-generierte Inhalte sind nicht automatisch frei verwendbar; hier sind die Lizenzbedingungen der jeweiligen Plattformen sorgfältig zu prüfen. Transparente Lizenzierung, korrekte Quellenangaben und ein bewusster Umgang mit geschütztem Material sind daher zentrale Qualitätsanforderungen.
Exemplarisch für die rechtliche Dimension sieht die Checkliste also folgende Items vor:
* Das Material ersetzt geschützte Elemente (Bilder, Grafiken, Videos, Karten, Audio, Schrift oder Logos), sofern möglich, durch offen lizenzierte Alternativen.
* Das Material verwendet eine ausgewählte CC-Lizenz, die den Veröffentlichungswünschen entspricht (siehe CC-Lizenzen).
* Im Material wurde kenntlich gemacht, ob durch das verwendete KI-Tool urheberrechtliche Einschränkungen bestehen (z. B. bei Canva oder MidJourney)
* Sind alle externen Inhalte nach der TULLU-Regel korrekt gekennzeichnet?
* Wurde die Nutzung von KI-generierten Inhalten klar ausgewiesen?
**2. Technische Qualität:**
Neben der Bereitstellung in offenen Dateiformaten (z.B. .odt, .svg) wird Wert auf Barrierefreiheit und Metadatenqualität gelegt. Die Checkliste fragt etwa:
Die technische Qualität von OER ist zentral für ihre **Auffindbarkeit und Wiederverwendbarkeit**. Materialien sollten in offenen, verbreiteten Dateiformaten bereitgestellt und mit Metadaten versehen sein, um Zugänglichkeit und Verbreitung zu sichern.
Offene Dateiformate erhöhen die Nutzbarkeit in unterschiedlichen Kontexten. Zudem ist Barrierefreiheit zu beachten, bspw. durch Alternativtexte oder barrierearme Farbgestaltung, um eine inklusive Nutzung zu ermöglichen.
Exemplarisch für die technische Dimension sieht die Checkliste folgende Items vor:
* Das Material wird in offenen und weit verbreiteten Dateiformaten bereitgestellt (z. B. .txt, .odt, .pdf, .png, .jpg, .svg, .mp3, .ogg, .mp4, .webm).
* Es gibt einen hohen Kontrast zwischen Text und Hintergrund (z. B. schwarze Schrift auf weißem Hintergrund) wird im Material berücksichtigt.
* Alternativtexte für Bilder und visuelle Inhalte wurden bereitgestellt, damit Screenreader diese erfassen können.
* Sind Alternativtexte für visuelle Inhalte vorhanden?
* Erfüllt das Material die Anforderungen an plattformübergreifende Nutzbarkeit?
**3. Pädagogisch-didaktische Qualität:**
Hier rücken Zielgruppenorientierung, Interaktivität und Transferpotenziale in den Fokus. Wichtige Prüfkriterien sind:
OER sollen breit nutzbar, anpassbar und flexibel auf **Zielgruppen, Lehrkontexte und Lernniveaus** zugeschnitten sein. Ihre nachhaltige Weiternutzung hängt maßgeblich von ihrer pädagogisch-didaktischen Qualität ab.
Hilfestellungen, klar strukturierte Lernaktivitäten und interaktive Elemente erleichtern Lehrkräften die Anpassung an die eigenen Unterrichtskonzepte. Besonders wertvoll sind OER, die ergänzendes Begleitmaterial, Übungsaufgaben oder Vorlagen bereitstellen.
Die genannten Qualitätsmerkmale sind dabei keine Pflichtvorgaben, sondern Anregungen zur Qualitätssteigerung.
Exemplarisch für die pädagogisch-didaktische Dimension sieht die Checkliste folgende Items vor:
* Lernprozesse können durch angemessene Differenzierung auf verschiedenen Niveaus initiiert werden.
* Das Material und die genutzten Plattformen fördern den aktiven Austausch zwischen Lernenden, z.B. durch Diskussionsanlässe, reflexive Fragen oder integrierte Foren.
* Die Lernenden werden dazu angeregt, selbstständig Lösungsansätze zu entwickeln und Gelerntes auf neue Kontexte anzuwenden.
* Werden Lernprozesse durch klare Strukturierung und Differenzierung unterstützt?
* Fördert das Material kooperatives Lernen und Austauschformate?
**4. Religionspädagogische Qualität:**
Diese Dimension hebt religionsdidaktische Prinzipien wie Subjektorientierung, Korrelation, Elementarisierung sowie Pluralitätssensibilität hervor. Checklistenfragen sind u.a.:
Die religionspädagogische Qualität bemisst sich an einem breiten Spektrum **etablierter religionsdidaktischer Konzepte** wie Subjektorientierung, Korrelation und Elementarisierung.
Auch fundierte Lernwege, etwa biblisches oder ästhetisches Lernen, bilden zentrale Qualitätsmerkmale für die Gestaltung religiöser Bildung.
OER stellen insofern eine Besonderheit dar, als sie sich den kirchlichen Genehmigungsverfahren schulischer Lernmedien entziehen. Während Schulbücher geprüft werden, müssen für OER alternative Qualitätssicherungsmechanismen, etwa über Repositorien oder Empfehlungen durch Kirchen und Religionsgemeinschaften, entwickelt werden.
Neben grundlegenden religionspädagogischen Prinzipien werden auch spezifische Qualitätsmerkmale der jeweiligen Lernwege beschrieben.
Exemplarisch für die religionspädagogische Dimension sieht die Checkliste folgende Items vor:
* Das Material ermöglicht es den Lernenden, religiöse Präsenz im Alltag zu entdecken (z. B. Glaube, InsTtuTonen, Symbole) und sich damit auseinanderzusetzen.
* Das Material legt seine konfessionelle oder religiöse Perspektive offen und ermöglicht eine reflektierte Auseinandersetzung damit
* Das Material ermöglicht Lernenden, unterschiedliche religiös-weltanschauliche Deutungen der Wirklichkeit wahrzunehmen und in einem multiperspektvischen Kontext zu reflektieren.
Die [**vollständige Checkliste**](XXX) kann hier heruntergeladen werden. Sie steht auch als offene Datei zur Bearbeitung und Weiterentwicklung bereit.
* Eröffnet das Material Lernwege, die eigene Perspektiven der Lernenden einbeziehen?
* Werden religiöse Symbole in ihrer Tiefenstruktur verständlich erschlossen?
* Ist das Material differenzsensibel gestaltet und fördert es dialogische Auseinandersetzung mit religiöser Vielfalt?
### Qualität als reflexiver Aushandlungsprozess
Die FOERBICO-Checkliste versteht sich als reflexives Instrument, das Lehrende dabei unterstützt, Qualitätsfragen nicht nur normativ zu beantworten, sondern in einem dialogischen Aushandlungsprozess mit Kolleg\:innen, Lernenden und der OER-Community weiterzuentwickeln. Die Checkliste stellt kein pauschales Bewertungssystem bereit, sondern bietet eine fundierte Orientierung, wie Qualität im spezifischen Kontext religionspädagogischer Bildungsarbeit differenziert gestaltet werden kann.
Die FOERBICO-Checkliste versteht sich als reflexives Instrument, das Lehrende dabei unterstützt, Qualitätsfragen nicht nur normativ zu beantworten, sondern in einem **dialogischen Aushandlungsprozess** mit Kolleg:innen, Lernenden und der OER-Community weiterzuentwickeln.
Die Checkliste stellt kein pauschales Bewertungssystem bereit, sondern bietet eine fundierte Orientierung, wie Qualität im spezifischen Kontext religionspädagogischer Bildungsarbeit differenziert gestaltet werden kann.
Qualitätssicherung bedeutet dabei Offenheit als Chance für gemeinsames Lernen und kollektive Qualitätsentwicklung zu begreifen. In einer digitalen Bildungslandschaft, die zunehmend von offenen Materialien und KI-gestützten Tools geprägt ist, bleibt die Frage nach fachlicher und didaktischer Verantwortung überaus zentral.
Qualitätssicherung bedeutet dabei nicht, OER mit starren Standards zu überziehen, sondern deren Offenheit als Chance für gemeinsames Lernen und kollektive Qualitätsentwicklung zu begreifen. In einer digitalen Bildungslandschaft, die zunehmend von offenen Materialien und KI-gestützten Tools geprägt ist, bleibt die Frage nach fachlicher und didaktischer Verantwortung zentral.
## Literatur
* Angelina, P. & Mößle, Laura (2025). *Fürchtet euch nicht. OER und Third Mission*. y-nachten, https://y-nachten.de/2025/03/oer-und-die-third-mission/
@ -62,6 +164,4 @@ Qualitätssicherung bedeutet dabei nicht, OER mit starren Standards zu überzieh
* Mößle, L. & Pirker, V. (2024).Open Educational Practices als Wissenstransfer: Welche Potenziale hat die Religionspädagogik auf dem Weg ins „open“? Theo-Web. Zeitschrift für Religionspädagogik 23 (2024) H. 2, 159-170.
* Pirker, V., & Pirner, M. (2025). Open Educational Resources und Open Educational Practices ein systematischer Literaturbericht im religionspädagogischen Horizont. *Theo-Web*, 24(1).
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**Checkliste als PDF**: \[XXX]