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Jörg Lohrer 2025-08-01 13:52:42 +02:00
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Abb. 1: Überblick über den Recherche- und Auswahlprozess, orientiert an PRISMA, adaptiert von Page, McKenzie, Bossuyt, Boutron, Hoffman, Mulrow & Moher (2021 Abb. 1: Überblick über den Recherche- und Auswahlprozess, orientiert an PRISMA, adaptiert von Page, McKenzie, Bossuyt, Boutron, Hoffman, Mulrow & Moher (2021)
In den Reviews genannte besonders wichtige Studien wurden eigens gesichtet. Anzumerken ist, dass die Ǫualität der gesichteten Reviews recht unterschiedlich ist, was sich natürlich auf ihre Gewichtung für den vorliegenden Literaturbericht auswirkt. Einige Reviews beschränken sich weitgehend auf den Ausweis quantitativer Daten und sind wenig aussagekräftig (z.B. Fulgencio & Asino, 2021; Sandoussi, Hnida, Daoudi & Ajhoun, 2022; Sousa, Pedro & Santos, 2023). Andere bleiben inhaltlich blass oder unscharf und unterscheiden teilweise nicht deutlich genug zwischen empirisch validierten Forschungsergebnissen und thetischen Aussagen (z.B. Aksoy, Kurşun & Zawacki\-Richter, 2025; Swain & Pathak, 2024); was soll man etwa mit der Aussage anfangen, „social media are also considered good examples of OERs“ (Swain & Pathak, 2024)? Generell kann im Hinblick auf die in den Reviews analysierten Studien mit Thompson (2023, S. 42) festgestellt werden: „much of the field lacks theoretical grounding or statistical power.“ In den Reviews genannte besonders wichtige Studien wurden eigens gesichtet. Anzumerken ist, dass die Ǫualität der gesichteten Reviews recht unterschiedlich ist, was sich natürlich auf ihre Gewichtung für den vorliegenden Literaturbericht auswirkt. Einige Reviews beschränken sich weitgehend auf den Ausweis quantitativer Daten und sind wenig aussagekräftig (z.B. Fulgencio & Asino, 2021; Sandoussi, Hnida, Daoudi & Ajhoun, 2022; Sousa, Pedro & Santos, 2023). Andere bleiben inhaltlich blass oder unscharf und unterscheiden teilweise nicht deutlich genug zwischen empirisch validierten Forschungsergebnissen und thetischen Aussagen (z.B. Aksoy, Kurşun & Zawacki\-Richter, 2025; Swain & Pathak, 2024); was soll man etwa mit der Aussage anfangen, „social media are also considered good examples of OERs“ (Swain & Pathak, 2024)? Generell kann im Hinblick auf die in den Reviews analysierten Studien mit Thompson (2023, S. 42) festgestellt werden: „much of the field lacks theoretical grounding or statistical power.“
@ -139,3 +137,542 @@ Eine weitere Studie zu Instrumenten der Ǫualitätssicherung von OER wurde von M
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Abb. 2: Vorschlag für [Ǫualitätskriterien von OER von Mayrberger, Zawacki-Richter & Müskens, 2018, S. 29](https://www.synergie.uni-hamburg.de/media/sonderbaende/qualitaetsentwicklung-von-oer-2018.pdf#page=29) Abb. 2: Vorschlag für [Ǫualitätskriterien von OER von Mayrberger, Zawacki-Richter & Müskens, 2018, S. 29](https://www.synergie.uni-hamburg.de/media/sonderbaende/qualitaetsentwicklung-von-oer-2018.pdf#page=29)
### 6.3 Welche Rolle spielen Infrastruktur und Communities bei der Qualitätsentwicklung
Nach Admiraal (2022), Baas et al. (2023), Mullens und Hoffman (2023) und etlichen anderen Reviews bleibt die Akzeptanz von OER trotz der ständig anwachsenden Zahl von OER-Materialien vor allem deshalb begrenzt, weil sich die meisten OER- Nutzer:innen vor das Problem gestellt sehen, Ressourcen zu finden, die relevant, aktuell und von guter Ǫualität sind (siehe auch 6.1). Insofern ist die Frage nach einer digitalen Infrastruktur, nach geeigneten Repositorien, Suchmaschinen und „Recommender Systems“ sowie nach vorteilhaften Kommunikationsstrukturen innerhalb und zwischen OER-kompetenten Communities eine zentrale Frage, wenn es um die Weiterentwicklung einer OER-/OEP-Kultur geht (vgl. auch Burgos-Aguilar & Mortera-Gutierrez, 2011). In ihrem Review zu Recommender bzw. Recommendation Systems stellen Rima et al. (2022) verschiedene Typen beschreibend gegenüber. So orientieren sich manche eher an den Bedürfnissen der Lehrenden, andere eher an den Bedürfnissen der Lernenden und wieder andere an übergreifenden, z.B. sachlichen Ǫualitätskriterien.
Während in der internationalen OER-Forschung der Bereich „Infrastruktur“ unterentwickelt ist und insbesondere nur wenige Beiträge vorhanden sind, „die konkrete (Handlungs-)Empfehlungen für den Umgang mit OER entwickeln“ (Otto et al., 2021, S. 1078) wohl hatte Ehlers (2011) das notwendige unterstützende Framework für den Wandel von einer OER- zu einer OEP-Kultur beschrieben , gibt es im deutschsprachigen Kontext die Machbarkeitsstudie zu OER-Infrastrukturen von Blees et al. (2016). Sie kam zu dem Ergebnis, „dass eine zentrale bildungsbereichsübergreifende Plattform zur Bündelung aller OER in Form eines einzelnen Repositoriums bzw. Referatoriums weder wünschenswert noch realisierbar erscheint. Zu präferieren sei daher eine Vernetzung bestehender Infrastrukturen und die Entwicklung eines entsprechenden Aggregationsmechanismus, der in der weiteren Diskussion von Kerres et al. \[2017\] als offene informationelle Ökosysteme konzeptualisiert wurde“ (Otto et al., 2021, S. 1064).
In dem von der EU beauftragten _State of the Art Review of Ǫuality Issues related to Open Educational Resources (OER)_ (Camilleri, Ehlers & Pawlowski, 2014) wurden auf der Basis vorliegender Forschungen Policy-Empfehlungen für mehrere Handlungsbereiche entwickelt. Unter anderem wurde empfohlen, Methoden „to track reuse and repurposing“ von OER-Materialien zu entwickeln, denn gegenwärtig gebe es keine Möglichkeit, die Ǫuantität oder Ǫualität der Wiederverwendung und Umgestaltung von OER nachzuverfolgen (Camilleri et al., 2014, S. 42). Außerdem wurde angeregt, potenzielle OER-Redakteur:innen mit den Grundsätzen und Vorteilen von Peer-Assistenz und sozialem Ranking vertraut zu machen. Das Plädoyer von Koschorreck (2018b) zu offenen Bildungsressourcen in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung verknüpft den Diskurs um OER/OEP in Anschluss an Hegarty (2015) mit Anliegen der katholischen Erwachsenenbildung und empfiehlt die Implementierung einer OER-OEP-Strategie.
Im Hinblick auf Kommunikationsstrukturen ist die Studie von Baas et al. (2023) besonders interessant. Hier wurde an einem exemplarischen Setting in den Niederlanden die bedeutsame Rolle von „Brokern“ (Maklern bzw. Koordinatoren) für die Kultivierung einer inter-institutionellen Community herausgearbeitet. Baas et al. definieren Broker, darin Long, Cunningham und Braithwaite (2013, S. 2) folgend, durch die Fähigkeit, Zugang zu neuen Informationen sowie Wissenstransfer zu ermöglichen und Bemühungen innerhalb des Netzwerks strategisch zu koordinieren (Baas et al. 2023, S. 1001). Als „boundary spanners“, wörtlich: Grenzenüberbrücker, haben die Broker demnach eine Schlüsselfunktion für die Herstellung und Unterhaltung inter-institutioneller Beziehungen. Zu ihren Aufgaben gehört nach van Meerkerk und Edelenbos (2018) sowie Williams (2002) _(1)_ die Entwicklung und das Pflegen von Beziehungen auf formellen, informellen und persönlichen Ebenen, um ansonsten berührungslose Gruppen zu verbinden; _(2)_ das Ausrichten, Koordinieren und Aufrechterhalten von Aktivitäten und Prozessen sowohl innerhalb der eigenen Organisation als auch im erweiterten Netzwerk; _(3)_ die Vermittlung des Informationsflusses zwischen Organisationen; und _(4)_ proaktive Reaktionen, um die Zusammenarbeit zu nutzen und Probleme in Lösungen umzuwandeln. Die untersuchten Broker:innen setzten verschiedenste Methoden ein, stellten aber als Fazit fest, dass „a small-scale, personal, and content-oriented approach to encourage teachers to engage with the OER repository and the online community was perceived as the most valuable“ (Baas et al. 2023, S. 1014). Bedeutsam für OEP ist auch der temporäre und projektorientierte Charakter vieler Communities; diese können auch im OER-Kontext verschiedene Formen der Zusammenarbeit ausbilden, verfolgen darin aber nicht notwendig langfristige gemeinsame Ziele: Ebenso können sie als incubators in auf Zeit geformten Gruppen und Plattformen einen aktuell definierten Prozess gemeinsam angehen und umsetzen (vgl. Ryder, Morgan, Sierk, Donovan, Robertson, Orndorf, Rosenwald, Triplett, Dinsdale, Pauley & Tapprich, 2020).
Zur Bedeutung und zu verschiedenen Möglichkeiten von Fortbildungen bzw. Trainings im Kontext von OER/OEP war in den reviewten Beiträgen wenig Aussagekräftiges zu finden. Der Review von Fulgencio und Asino (2021) stellte sich eher als ein recht unspezifisches Plädoyer für das „Train the Trainer“-Konzept heraus denn als ein Review von OER-bezogenen Fortbildungen.
## 7 OER und OEP in religionspädagogischen Kontexten
Ein spezifisches Forschungsdefizit besteht für die Nutzung von OER und die Praxis von OEP in _religionspädagogischen Kontexten_. Wie eingangs erwähnt, kann zwar das Comenius-Institut mit seiner Plattform rpi-virtuell zu den Pionieren der OER-Bewegung in Deutschland gerechnet werden (Neumann & Muuß-Merholz, 2016). Religionspädagogische Publikationen zur OER-/OEP-Thematik sind jedoch extrem rar.
Schon seit 2011 hat sich v.a. Jörg Lohrer im Kontext von rpi-virtuell für OER eingesetzt und dazu Medien- und kleinere Textbeiträge publiziert, in denen über aktuelle Entwicklungen informiert und konkrete Handlungsvorschläge für religionspädagogische Handlungsfelder gemacht werden. So berichtet Lohrer z.B. im Jahr 2013, dass auf rpi- virtuell sämtliche Materialien mit ihrer Lizenzierung erfasst werden, sodass Veränderungen und Weiterentwicklungen möglich sind (Lohrer, 2013, S. 3); er war mit rpi-virtuell auch von Anfang an bei den seit 2012 veranstalteten OER-Camps dabei (vgl. Lohrer, 2014). 2013 wurde vom Zweitautor des vorliegenden Beitrags, der damals im Wissenschaftlichen Beirat von rpi-virtuell mitgearbeitet hat, eine Fragebogen-Befragung unter den Nutzer:innen von rpi-virtuell (N = 1462) durchgeführt, um die Plattform entsprechend deren Bedürfnissen weiterzuentwickeln. Leider wurden die Ergebnisse damals nicht publiziert, sondern nur intern verwendet; u.a. zeigten sie, dass die große Mehrheit der Nutzer:innen Lehrkräfte waren und das Hauptinteresse dem Materialpool weniger der ebenfalls angebotenen Vernetzung und Kommunikation galt. Die Frage, ob sie schon eigenes Material auf rpi-virtuell eingestellt haben, bejahten immerhin ca. 29 % der Befragten. Die 70 %, die das „noch nie“ gemacht hatten, begründeten dies überwiegend mit mangelndem Knowhow, fehlender Zeit oder damit, „keine Gelegenheit dazu“ gehabt zu haben.
Im Herbst 2013 ging außerdem der von der KPH Wien-Krems initiierte und gemeinsam mit dem Comenius-Institut durchgeführte erste religionspädagogische offene Online- Kurs „Open-Reli“ an den Start; ein Angebot, das bis heute (in einem zweijährigen Turnus) besteht (https://openreli.de/), allerdings über die Jahre immer weniger genutzt wurde. 2019 haben Graf und Kürzinger das von Fey (2015) entwickelte „Augsburger Analyse- und Evaluationsraster für analoge und digitale Bildungsmedien“ (AAER) auf exemplarische religionsdidaktische OER-Medien angewandt. Sie stellen fest, dass sich das AAER als hilfreich für die Beurteilung der Materialien herausgestellt hat, sehen aber auch weiteren Entwicklungsbedarf sowie die Notwendigkeit einer Ergänzung durch spezifisch religionsdidaktische Aspekte, beispielsweise durch die Frage, inwieweit religionsdidaktische Prinzipien erkennbar in den Materialien berücksichtigt werden. Die Möglichkeit, mit online distribuierten Materialien gesellschaftliche Themen und Fragen mit hoher Aktualität in den schulischen Religionsunterricht zu bringen, zeigt Käbisch (2020; 2021) mit einer Analyse von OER, die in der Zeit der pandemiebedingten Lockdowns in bestehenden Plattformen veröffentlicht wurden. Diese wurden jedoch vornehmlich in konventionellen Formaten distribuiert (pdf, Arbeitsblätter). Die größere Herausforderung besteht ihm zufolge zudem nicht in der Bereitstellung, sondern darin, „digitale Bildungsangebote bekannt zu machen und Lehrkräfte zu deren Nutzung zu qualifizieren“ (Käbisch, 2020, S. 479). Im Kontext des FOERBICO-Projekts sind bereits mehrere Publikationen und Blog-Beiträge entstanden, die sich auf OER in der religionspädagogischen Praxis beziehen (vgl. https://oer.community/blog/), beispielsweise die Frage, ob die Bibel eigentlich open ist (Mößle & Angelina, 2024), sowie Mößle und Pirker (2024) zur Möglichkeit, OER als Wissenschaftskommunikation zu nutzen, und Pirner (2024a, 2024b) zu der Nutzung der Plattform YouTube und den hier mitunter herausfordernden CC-Lizenzierungen.
Nach und neben „Open-Reli“, das eher Seminarcharakter hat, wurden mit #relichat und relilab weitere offene religionspädagogische Bildungsformate im Sinne von OEP als informelle Religionslehrkräftefortbildungen entwickelt. #relichat, ein Twitter-Chat von Religionslehrkräften zu festen Terminen und zu ausgewählten Wunschthemen, wurde 2017 von Karl Peböck initiiert, in Kooperation mit Jörg Lohrer koordiniert und lief bis 2022. Ersterer machte die Entwicklung und Evaluation von #relichat durch Onlinebefragungen sowie eine Interviewstudie auch zum Gegenstand einer Dissertation (Peböck, 2020), in der daneben auch weitere offene OER- und OEP-Formate wie rpp-katholisch oder reli.ch kurz vorgestellt werden. Bemerkenswert ist, dass Peböck #relichat und ähnliche offene Formate im Kontext des Diskurses um Religionspädagogik und Öffentlichkeit sowie im Rahmen einer (sozial-)konstruktivistischen Lerntheorie verortet. Mit der Corona-Pandemie sind die Online-Netzwerke stärker geworden (vgl. Pirker, 2020b; Schlag, 2021). Das überregionale und transnationale Netzwerk relilab (https://relilab.org) lässt sich als Weiterführung und Ausarbeitung der Grundidee einer informellen bzw. halb-formellen Religionslehrkräftebildung verstehen (vgl. Palkowitsch- Kühl & Ullmann, 2024; Pirker, 2024; Pirker & Gielians, 2022). Es bietet sowohl asynchrone Selbstlernkurse als auch synchrone Austauschformate (vgl. Horn & Pirker, 2025) Angebote, die mittlerweile auch in weitere Unterformate wie relilabBRU (vgl. Geiger, 2022), relilab/Junior (vgl. Ullmann & Wenisch, 2024), reliGlobal oder RELImentar ausdifferenziert sind. Gegenwärtig (Frühjahr 2025) laufen zwei Begleitforschungsprojekte zu relilab, zum einen die Dissertation von Kathrin Termin am Lehrstuhl Religionspädagogik und Mediendidaktik an der Goethe-Universität in Frankfurt zur Professionalisierung von Religionslehrkräften im digitalen Raum, zum anderen eine Begleitforschung zur Wirksamkeit digital angebotener Fortbildungen durch die berufsbildenden Institute EIBOR und KIBOR der Universität Tübingen.
Zur Verwendung von OER/OEP _in der theologischen oder religionspädagogischen Hochschullehre_ gibt es ebenso wie zu religionsbezogener Bildungsarbeit in Schulen bislang keine wissenschaftlichen Studien. International konnten nur der Beitrag „OER in Christian Higher Education“ von Hilton und Wiley (2009) identifiziert werden, in dem die Autoren allgemein den Nutzen von OER erläutern, ohne jedoch spezifisch christliche Bildungsansätze zu thematisieren, sowie Ajah (2014) mit der Diskussion eines OER- Ansatzes für Theologie in Nigeria. Der OER-Gedanke ist in der wissenschaftlich arbeitenden religionspädagogischen Community an den Hochschulen und universitären Netzwerken bislang offenbar erst in Ansätzen verankert, wobei sich Open-Access-Publikationen immer mehr durchsetzen (vgl. zum Folgenden Mößle & Pirker, 2024, S. 162163). Die wichtigen religionspädagogischen Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum _Theo-Web_, _Religionspädagogische Beiträge_ (RpB), _Österreichisches Religionspädagogisches Forum_ (ÖRF) und _Religion unterrichten_ sind frei im Netz verfügbar und publizieren ihre Beiträge unter einer CC-Lizenz (letztere allerdings unter der am stärksten eingrenzenden CC-BY-NC-SA-Lizenz). Ein weiteres wichtiges Open-Access-Angebot stellt das _Wissenschaftliche Lexikon für Religionspädagogik_ (WiReLex) dar, allerdings bislang ohne CC-Lizenzierung. Darüber hinaus nutzen Wissenschaftler:innen an einzelnen Standorten die Open-Access-Strategien ihrer Universitäten; etliche beteiligen sich zudem am Digitalisierungsprojekt des Index Theologicus der Universitätsbibliothek Tübingen.
Als Hemmnis für die Entwicklung von OER im religionspädagogischen Bereich kann gesehen werden, dass bei offiziellen Lehrmitteln für den schulischen Religionsunterricht nach wie vor auf Landesebene die Genehmigung durch die Kirchen erforderlich ist (vgl. Porzelt 2023). Auch vor diesem Hintergrund wird die Frage der Ǫualitätsstandards von OER kirchlicherseits mit durchaus kritischem Interesse verfolgt. Die Weiterentwicklung von religionspädagogischen Bildungsmedien über das Schulbuch hinaus und in den digitalen Raum nicht notwendigerweise in Richtung offener Bildungspraktiken findet indes längst statt (vgl. Neumann, 2015; 2016; Paschke, 2024). Hervorzuheben ist beispielsweise die vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) verantwortete, religionspädagogisch beratene Plattform _Religionen entdecken_ [(](http://www.religionen-entdecken.de/)www.religionen-entdecken.de), die ohne Creative-Commons-Lizenz arbeitet.
Für den Hochschulbereich sind bislang lediglich vereinzelte Beteiligungen von religionspädagogisch Arbeitenden an OER-Pools im Rahmen der Hochschuldidaktik wahrzunehmen, die sich vorrangig auf die Bereitstellung von Impuls- und Vortragsvideos beschränken. An einzelnen Professuren und Standorten bestanden oder bestehen Projekte, in denen Materialpools für andere zur Weiternutzung angeboten wurden und werden für den schulischen ebenso wie für den hochschulischen Gebrauch (vgl. die Zusammenstellung bei Mößle & Pirker, 2024 sowie Paschke & Pirker, 2024).
## 8 Diskussion und Ausblick
Der in Deutschland vergleichsweise spät einsetzende strategische Einstieg in die OER-/OEP-Entwicklung hat seit 2016 eklatant an Tempo gewonnen. In der religionspädagogischen Bildungs- und Forschungslandschaft hat sich diesbezüglich unter den Fittichen der kirchlichen Flankierung regulärer Publikations- und Distributionspraktiken eine offene Bewegung gebildet, die jedoch in der wissenschaftlichen, auch hochschuldidaktischen Perspektive bislang wenig Beachtung und Resonanz gefunden hat und deren Reichweite auch in der religionspädagogischen Praxis nach wie vor recht begrenzt ist.
Vor dem Hintergrund des vom BMBF finanzierten FOERBICO-Projekts, das religionsbezogene OER- und OEP-Communities fördern will, zielte der vorliegende Literaturbericht darauf, einen Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Forschung zu OER/OEP zu geben. Dabei dienten relativ offene, aber theoriegeleitete Forschungsfragen (FF) zur Strukturierung des Terrains (vgl. Abschnitt 2). Sie sollen abschließend noch einmal aufgegriffen und anhand zentraler Kernergebnisse diskutiert werden, wobei wir u.a. Bezug nehmen auf Ergebnisse der eingangs erwähnten Interviewstudie mit verantwortlichen Personen aus den religionsbezogenen OER- Communities (Angelina & Pirner, 2025).
Zu FF1: Es zeigte sich, dass die starken _normativen Erwartungen gegenüber OER/OEP_ (v.a. Förderung von Chancengerechtigkeit, Inklusion und Bildungsqualität), die auch aus theologischer Perspektive von besonderer Relevanz sind, _bislang nur teilweise erfüllt werden und hier noch weiterer Forschungsbedarf_ besteht. Während OER eine anderen Bildungsmedien gegenüber gleichwertige oder z.T. bessere Ǫualität bescheinigt wird, bleiben die Befunde zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit und insbesondere zur Inklusion ernüchternd (vgl. Abschnitt 3). Die freie kostenlose Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von OER bietet zwar grundsätzlich bessere Chancen für Lernende aus niedrigen Einkommensverhältnissen sowie für Lehrende und Institutionen, die immer mehr unter Sparzwängen stehen; zur produktiven Nutzung von OER bleiben aber gewisse finanzielle und vor allem bildungsbezogene Voraussetzungen relevant. Auf Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen wird bislang kaum geachtet. Gerade vor dem Hintergrund kirchlicher und theologisch-religionspädagogischer Plädoyers für mehr Bildungsgerechtigkeit (z.B. Grümme, 2014; Ta Van, Biermann, Wolf & Dechow, 2024) und Inklusion (z.B. Schweiker, 2024; Witten, 2024) wäre von religionsbezogenen OER-Communities in dieser Hinsicht eine besondere Sensibilität und Bereitschaft zum entsprechenden Handeln zu erwarten. In unserer Interviewstudie kamen die Themen Inklusion und Chancengerechtigkeit allerdings nur am Rande vor.
Zu FF2: Dass OER und OEP empirisch-faktisch in dem häufig behaupteten _fruchtbaren Wechselverhältnis_ stehen, ließ sich ansatzweise durch empirische Evidenz bestätigen (vgl. Abschnitt 4), auch wenn hier die Forschungslage u.a. deshalb unbefriedigend ist, weil uneinheitliche Vorstellungen von „offenen Bildungspraktiken“ bestehen. Die Befunde decken sich jedenfalls mit den gerade in jüngerer Zeit in religionsbezogenen Communities wie relilab gemachten Erfahrungen wie sie sich auch in unserer Interviewstudie widerspiegeln , dass eine offene, egalitäre und partizipative Lernkultur, etwa in offenen Fortbildungsformaten wie „Werkstätten“, „Barcamps“, „Workshops“ oder „Cafés“, positiv erlebt werden muss, um dann auch die Potenziale von OER und OEP für sich und andere zu entdecken.
Zu FF3: Im Hinblick auf _OER und OEP in hochschulischen Kontexten_ wurde ein eklatanter Unterschied zwischen einer wahren Flut von Studien aus dem internationalen Raum zu „Higher Education“ und der geringen Zahl an Publikationen aus dem deutschsprachigen Bereich deutlich (vgl. Abschnitt 5). Dies gilt verschärft für religionspädagogische Hochschulkontexte, wo sich bislang so gut wie keine Forschungsarbeiten finden lassen, was zum einen damit zusammenhängt, dass auch die Praxis des Umgangs mit OER und OEP in diesen Kontexten denkbar unterentwickelt ist, zum anderen auch damit, dass die Mitwirkung an OER-bezogenen Projekten bislang wenig akademische Anerkennung bringt.
Zu FF4: _Hemmende und unterstützende Faktoren für die Implementierung und Ǫualitätsentwicklung_ von OER und OEP sind in zahlreichen internationalen Studien (und mehreren Reviews) herausgearbeitet worden. Als _hemmend_ wurden immer wieder erwähnt: technische Unzulänglichkeiten (z.B. die Umständlichkeit der Repositorien und Suchmaschinen), mangelnde Motivation und Kompetenz bei den Lehrenden, mangelnde Ǫualitätssicherung und -kommunikation sowie mangelnde institutionelle Unterstützung diese Punkte decken sich weitgehend mit den in unserer Interviewstudie genannten Hindernissen. Interessanterweise wurden rechtliche Probleme in den Reviews zwar auch genannt, rückten aber nicht so stark in den Fokus wie in unserer Interviewstudie, in der die mit Rechtsfragen verbundenen Unsicherheiten, aber auch der z.T. enorme Aufwand zur Klärung rechtlicher Fragen als nerviges Hindernis wiederholt zur Sprache kamen. Als _unterstützender Faktor_ scheint Kooperation eine zentrale Rolle zu spielen. Die Zusammenarbeit in Lern- oder Arbeitsgemeinschaften bzw. „Communities“ ist offenbar ein Schlüssel für die Implementierung von OER, die sich wiederum durch ihre Offenheit und Bearbeitbarkeit als Katalysator für Kooperation erweisen, auch zwischen Lehrenden und Lernenden. In unserer Interviewstudie wurde noch konkreter deutlich, wie ermutigend und hilfreich die Zusammenarbeit mit Menschen erlebt wird, die unterschiedliche Expertise einbringen können; manche der Befragten haben erst über die Communities überhaupt einen Zugang zur OER-Thematik bekommen. Diese Befunde bestätigen sowohl die Strategie des BMBF, OER- Communities zu stärken, als auch die bereits seit Jahren verfolgte Strategie des Comenius-Instituts, die Gründung und Weiterentwicklung von religionspädagogischen bzw. religionsbezogenen Communities sowie einer entsprechenden offenen (Fort-)Bildungspraxis zu betreiben. Das Ergebnis aus den gesichteten Reviews und Studien lässt sich vielleicht etwas plakativ im Sinne von zentralen Zielperspektiven mit dem Vierklang awareness competence collaboration quality auf den Punkt bringen. Es wurde deutlich, dass es zur Ǫualitätsbewertung und -entwicklung von OER bereits interessante Ansätze gibt, die einen eigenen Literaturbericht wert wären.
Zu FF5: Für den religionspädagogischen Bereich zeigte sich eine gewisse Widersprüchlichkeit zwischen innovativen, pionierhaften Angeboten für die (meist schulisch-religionsunterrichtliche) Praxis auf der einen Seite und einer unterentwickelten wissenschaftlichen Wahrnehmung, Reflexion und Begleitung auf der anderen Seite. Am grundlegendsten hat wohl Karl Peböck in seiner Dissertation zu #relichat über offene Bildungsformate und -materialien in der Religionspädagogik geforscht und nachgedacht (Peböck, 2020). An seine Überlegungen zu deren Verortung im Rahmen einer (sozial-)konstruktivistischen Lerntheorie und im Diskurskontext von Religionspädagogik und Öffentlichkeit kann aus unserer Sicht konstruktiv angeknüpft werden.
Wie eingangs bereits angedeutet wurde, scheint uns die Aufdeckung und Ausarbeitung der Relevanz von OER und OEP für eine Öffentliche Theologie ebenso wie für eine Digitale Theologie und somit auch für eine Öffentliche / Digitale Religionspädagogik eine lohnenswerte Aufgabe zu sein. Es gibt eben gute theologische und ethische Gründe sowie Kriterien für die Etablierung einer offenen und vernetzten, ermöglichenden und subsidiären Praxis im Sinne einer „networked religion“ bzw. einer „networked theology“ (Campbell & Garner, 2016), für die OER und OEP eine bedeutsame Rolle spielen können. Wir hoffen, dass wir im Rahmen des FOERBICO- Projekts sowohl zur praktischen Förderung als auch zur empirischen Erhellung und kritisch-konstruktiven Reflexion der OER-/OEP-Praxis in religionsbezogenen Communities beitragen können.
## Literaturverzeichnis
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### 2\. Religionspädagogische Literatur zu OER (ohne Zeitbegrenzung)
### 3\. Gesamte verwendete Literatur
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***Prof. Dr. Viera Pirker, Professorin für Religionspädagogik und Mediendidaktik, Goethe-Universität Frankfurt.***
**Prof. Dr. Manfred L. Pirner, Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.**
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Veröffentlicht in [Theo-Web Bd. 24 Nr. 1 (2025): Religionslehrkräftemangel](https://openjournals.fachportal-paedagogik.de/theo-web/issue/view/4), 150-185 [https://doi.org/10.58069/theow.2025.1.51](https://doi.org/10.58069/theow.2025.1.51) - [CC BY 4.0 International](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)
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1 Das Projekt FOERBICO wird vom BMBF im Rahmen der OER-Community-Strategie 2022 unter dem Förderkennzeichen 01PO23012 gefördert. Vgl. https://oer.community/.