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# Mag. Awi Blumenfeld, Feindbild Juden
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Audiodatei: https://www.youtube.com/watch?v=rSC6Yd1wJtU
Reinhard Weber [00:00:21]: Herzlich willkommen bei openreli, herzlich willkommen vor allem auch Avi Blumenfeld, Institutsleiter für jüdische Religion an der KPH Wien-Krems. Wir freuen uns, dass du hier bist mit einem ganz, ganz wichtigen Thema, gerade in dieser Zeit, wie ich meine, nämlich Antisemitismus.
Awi Blumenfeld [00:00:38]: Ich darf an dich übergeben. Vielen, vielen Dank. Ich freue mich auch wieder hier zu sein, in einer sehr, sehr spannenden Vortragsreihe. Kleinen Moment, ich höre so ein Reverb, einen Hall. Besser jetzt?
Reinhard Weber [00:01:01]: Wir haben den nicht gehört, den Hall. Ich glaube, das hast nur du, weil du mit zwei Geräten drin bist.
Awi Blumenfeld [00:01:05]: Okay. Wunderbar. Wie gesagt, vielen Dank. Die Reihe ist ja sehr spannend und reißt eigentlich viele Themen an, die auch in dem Bereich zumindest überlappende Schnittmengen haben mit Antisemitismus. Also gewalttätiger Gott, gewalttätiger Glaube, oft hört man ja vom rachesüchtigen oder vom gewalttätigen alttestamentarischen Gott. Ein anderer Vortrag, der sich mit Gott und Gewalt im Alten Testament beschäftigt. Friedenspädagogik, Frieden an sich, auch Teach Peace, kann, wieder eine Frage in einer Religion, die von Gewalt, Rache, sprich überhaupt wahrer Frieden herrschen. Und um in unser Thema tiefer hineinzugehen, wenn es um das Judentum und Antisemitismus gilt, [00:02:13] wie der Untertext auch schon ausgesagt hat, Juden und Judentum sind seit 2500 Jahren der ultimative, negative Andere. Und unter dem Begriff Feind des Judentums werden eine Fülle von Theorien verstanden, die alle so klingende Namen wie Sozialneid, Auserwählungsneid oder die allseits sehr beliebte Sündenbock-Theorie und noch viele weitere tragen. Ich möchte aber mit Ihnen, mit euch heute über erstmal Terminologie und Grundlagen sprechen, die als Grundmotive sowohl in der christlich-westlich-abgliedlichen Gesellschaft, in der muslimischen Kultur, aber auch schon in der Pägan, in der vorchristlichen Zeit zu finden sind. Und da möchte ich jetzt mit euch beginnen und [00:03:15] eine Mindmap erstellen. Möge doch ein jeder jetzt in den Chat, bitte, schreiben, innerhalb der nächsten Minute, was Ihnen zu dem Wort Juden und Judentum einfällt. Ein, zwei, drei Begriffe, was so spontan einfällt. Innerhalb einer Minute, Mindmap is starting, ohne Mentimeter, bitte sehr, beginnt. [00:04:20] Okay, alle da, dann darf ich mal vorlesen, so wie es da steht. Und ich zähle mal auf, wie viele wir da haben. Israel, Tora, Stammjuda, Rituale, Volk und Religion, Tora-Feste, Lieder, Tora, Vorurteile, Stämme, Shoah, jüdisches Viertel, Schabbat, die Tetralogie, der Gottesname, alte Religion, Moses, Bundeslage, Verfolgung, Jerusalem, Jerusalem, meet a Jew, darf ich fragen, Sie kommen aus Deutschland, und Jesus, der Jude. Wenn wir jetzt die ganzen Begriffe nehmen, und Sie haben ja alle den Blick mit dem rechten Auge so leicht auf den Chat, und wir erstellen hierzu [00:05:29] drei große Überschriften. Welche Überschriften würden Sie dazu wählen? Sie können sprechen, müssen nicht schreiben, ist einfacher. Was würden Sie sagen? Religion. Einmal Religion, eine Gruppe ist Religion, okay. Vielleicht ein bisschen schärfer noch, aber lassen wir es mal bei Religion.
Reinhard Weber [00:06:07]: Endes würde ich vielleicht mit Geschichte übertiteln.
Awi Blumenfeld [00:06:12]: Geschichte, haben wir äußere Wahrnehmung, ist nicht schlecht, ist mir aber zu unscharf. Nation, war das genannt? Außensicht auf die Religion, Bild in der Gesellschaft ist ein bisschen besser. Ich sage noch, was ich hinaus möchte. Erstens, in dieser Ansammlung, in dieser Menge, sind sie eigentlich untypisch. Ich mache diese Mind-App in jedem meiner Seminare und Vorträge, wenn wir das Thema Judentum, Schoah, Israel oder Antisemitismus anschneiden. Um wieder in der Terminologie zu suchen, was heißt das eigentlich Juden und Judentum? Da passt der Begriff, sage ich mal, unter einen der Begriffe Religion wie für Thora, Tempel, Klagemauer, Synagoge, Tetralogie, Schabbat, Rituale, eigentlich ganz gut. [00:07:28] Religion oder eher Spiritualität, Transzendenz, alles was man so damit konnotiert. Die andere Terminologie, oder den anderen Terminus, den ich hier angehen möchte, das sind die Wörter, die unter den Begriffen negativ fallen. So wie Vorurteile, Schoah, Verfolgung, Dinge, die in der Regel mit dem zu tun haben, über das wir uns heute unterhalten wollen, über Antisemitismus oder Antjudaismus. Und das Dritte, wobei das natürlich auch eine gewisse Konnotation hat mit Transzendenz und Spirituellen und Religion, jüdisches Viertel, Israel, Jerusalem und Tempel, auch hier unter Jude, so Geschichte, historische Prozesse. [00:08:29] Warum sind sie atypisch? Weil in den über 712 Studenten, meistens Studierenden, bei denen ich das bis jetzt gemacht habe, sind über 62% immer in dieser negativen, Verfolgung, Schoah, Pogrom, Kreuzzüge-Gruppe zu finden. Und dann zwischen 20 und 30% in der Religions-Ecke. Und manchmal wechselt die dann auch mit der Israel-Nahost-Konflikt-Palästina-Ecke. Und wenn wir uns das hier anschauen nochmal, und so ein bisschen rauf und runter scrollen, dann sehen wir schon eine ein bisschen andere Konnotation. Naja, Reinhard, du schreibst, wir sind ReligionspädagogInnen. [00:09:32] Das ist die große Frage. Ich würde nun bitten, Reinhard, wir machen es vielleicht doch, ziehen wir mal ab, wir sind die Eins, auch mit dir, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, ja, das geht schon. 13, ich bin der Vierzehnte, ja, geht. Ja, versuchen wir es doch. Wir werden jetzt gleich, Reinhard ist so nett, und kreiert gleich vier Breakout-Rooms. Jeder Breakout-Room hat einen eigenen Namen. Ich schreibe den jetzt in den Chat, je nachdem, ob wir ihn dann auch so benennen können oder einfach festgelegt. Der Breakout-Room 1 ist der Breakout-Room Nation. Der Breakout-Room 2 ist der Breakout-Room Religion. [00:10:33] Der Breakout-Room 3 ist der Breakout-Room Kultur. Und der Breakout-Room 4 ist der Breakout-Room Ethnie. So, und Sie müssen sich jetzt entscheiden, welche dieser vier Begriffe passt Ihrer Meinung nach am besten zu dem Thema, mit dem wir uns heute indirekt beschäftigen wollen, nämlich zum Thema Judentum. Ist Judentum oder sind Juden eine Nation oder eine Religion oder eine Kultur oder eine Ethnie? Wenn Sie sich dann in die Räume begeben, bitte ich Sie, sprechen Sie untereinander, warum Sie diesen Raum gewählt haben, [00:11:35] und wählen Sie einen Sprecher oder eine Sprecherin, die dann in der Business World, nennt man das ein Elevator Pitch, eine Möglichkeit haben, die Chance Ihres Lebens zu nutzen. Sie stehen nämlich im Lift, im Elevator neben Bill Gates. Und diese 90 Sekunden, diese eineinhalb Minuten, haben Sie die Möglichkeit, ihm die Idee Ihres Lebens zu präsentieren, mit der Sie dann die Welt und vor allem sich und Ihren Geldbeutel beglücken können. Und raten Sie, was diese Idee ist, welche der Begriffe Nation, Religion, Kultur oder Ethnie laut Ihrer Meinung nach der richtige ist, für den Kontext des Begriffes Juden und Judentum. Sie haben jetzt dann, wenn die Räume da sind, circa zwei Minuten Zeit, sich zu entscheiden und die Räume aufzusuchen und dann mit Ihrem Sprecher oder Sprecherin im Votum zurückzugehen. [00:12:40] Alles klar sind die Räume da, Rainer?
Reinhard Weber [00:12:42]: Die Räume sind vorbereitet, heißen auch schon so. Also wie viele Minuten noch mal, um es genau...
Awi Blumenfeld [00:12:47]: Zwei, drei Minuten.
Reinhard Weber [00:12:48]: Zwei, drei Minuten. Ich hole euch dann wieder zurück. Ich wäre wahrscheinlich in der Lobby bleiben müssen, falls jemand rausfliegt aus dem Breakout Room. Also ich stoppe jetzt mal, ich pausiere die Aufnahme und wir gehen in die Breakout Rooms.
Awi Blumenfeld [00:13:04]: Da ist noch jemand in Ethnie. So.
Reinhard Weber [00:13:09]: So, jetzt sind alle retour.
Awi Blumenfeld [00:13:15]: Alle da wieder? Wunderbar. Wir haben uns jetzt aufgeteilt in vier Breakout Rooms, wobei jeder Breakout Room ja einen Oberbegriff hatte, also Nation, Religion, Kultur oder Ethnie. Und man sollte sich dem Breakout Room wählen, dem der Begriff Judentum am ehesten zuzuordnen ist. Ich wiederhole noch mal. Nation, Religion, Kultur oder Ethnie. Und jeder Breakout Room hat auch einen Sprecher oder Sprecherin gewählt, die uns in einem Elevator Pitch innerhalb der nächsten jeweils für jeden Raum 90 Sekunden mitteilen werden, warum ihr Raum der richtige Raum ist für den Begriff Judentum und Juden. [00:14:16] Here we go. Fangen wir an, obgleich es ja heißt, Size doesn't matter, mit dem größten Breakout Room, ich glaube über 50 Prozent aller TeilnehmerInnen, dem Breakout Room Religion. Bitte, wie lautet Ihr Statement? Jetzt sind alle zu sehr geschockt.
Galib Stanfel [00:14:44]: Vielleicht übernehme ich einfach, ich bin es ja gewohnt, in dem Setting zu reden. Irgendwie war es so, der gemeinsame Nenner in etwa, dass eben Religion das Fundament ist, das irgendwo überall mit hereinspielt. Die Größe, also Intensität, das ist dann wieder eine andere Geschichte. Aber irgendwie, dass das Verbinden ist, die anderen drei auch mit hereinspielen, war doch das Wichtigste, die Religion. Irgendwie so. Gerne bitte ergänzen.
Awi Blumenfeld [00:15:25]: Das klang doch schon sehr durchdacht und auch relativ fundamentiert. Gibt es noch einen Ergänzungsbeitrag? Oder können wir es so stehen lassen? Great! Das war also die Religion, danke. Dann würde ich jetzt bitten, die Kultur.
Reinhard Weber [00:15:56]: Okay, schätzen Sie sich? Es gab einen Raum, wo niemand war. War das vielleicht Kultur? Ich weiß es nicht.
Awi Blumenfeld [00:16:03]: Naja. Ich habe es nicht mit im Kopf. Dann sind wir beim Nächsten. Bei der Ethnie.
S00 [00:16:15]: Hallo, guten Abend in die Runde. Ich heiße Die Ethnie und ich war die einzige Teilnehmerin, deshalb bin ich auch die Sprecherin. Ich habe mir folgende Fasso-Story überlegt. Ich finde den Begriff Volkethnie sehr schillernd und finde ihn sehr interessant fürs Judentum, weil es Menschen gibt, die sich als Jude bezeichnen und gleichzeitig nicht religiös sind. Deshalb finde ich es sehr interessant. Wenn man Ethnie als eine abgegrenzte soziale Gruppe versteht, die eine eigene Kollektivität, Identität entwickelt, finde ich passt es sehr gut. Und es ließe sich insofern auch historisch belegen, dass die Eheschließung eigentlich vorwiegend über lange Zeitraum, auch aufgrund der Ausgrenzung nur zwischen Jüdinnen und Jüden stattgefunden hat. Deshalb könnte man schon in einem Buch von Michael Beuys eine Art genetischen Code überlegen, ob es nicht so etwas gäbe. Bis heute, soweit ich weiß, wäre es so, dass das Jugendtum eben auch über die Mutter vererbt wird. [00:17:17] Insofern finde ich die Kategorie Ethnie oder Volk für den, was ich jetzt als Punkte genannt habe, sehr passend.
Awi Blumenfeld [00:17:28]: Wunderbar, vielen Dank. Da war die Diskussion einfach, wenn man der Einzige... Normalerweise mache ich das im Klassenzimmer in den Vierecken. Auch immer, da ist es immer am einfachsten, wenn man mit sich selber diskutieren kann. Danke sehr. Und jetzt, last but not least, Nation. Vielleicht hören wir mal, was die Nation uns erzählen möchte.
S05 [00:17:51]: Ja, wahrscheinlich zu sehr vom Zionismus und Herzen und so weiter Nationalgesetz geprägt. Deswegen bin ich in den Bereich Nation gegangen.
Awi Blumenfeld [00:18:02]: Okay.
S05 [00:18:02]: Ich habe allerdings die Frage auch so verstanden, welcher Bereich einen da am ehesten interessiert.
Awi Blumenfeld [00:18:10]: Oder man eher am ehesten mit dem Begriff Judentum eben konnotiert.
S05 [00:18:16]: Ja, wie gesagt, ich habe mich da relativ viel vertieft. Wahrscheinlich habe ich es deswegen vor allem im Kopf.
Awi Blumenfeld [00:18:27]: Okay, spannend. Und bei Kultur war wirklich niemand da. Apparently. Gut, was nicht ganz mit der Teilnehmerzahl hingeht, aber let's leave it open. Ich stelle nur in den Chat einen Link von einem Film, den ich euch alle bitten würde, ihn anzuschauen. Er dauert acht Minuten und, glaube ich, 43 Sekunden. Das heißt, Reinhard, du kannst dann wieder die Aufnahme stoppen. Für unsere Zuseher, die uns nachträglich erst per Fernsehen, per YouTube-Channel oder Open Rally-Website zusehen, wir werden den Link dann unten nochmal hineinstellen, sodass Sie sich auch an dieser Stelle den Film anschauen können. Wunderbar, vielen Dank. Ja, gleich die erste Frage. Bitte erklären, sagte er, dass Judesein nicht vorrangig seine, [00:19:31] ihre Religion meint? Gute Frage. Ich hätte den Film ja anders betitelt. Der Titel des Filmes ist Judaism is not a religion. Und ich hätte es eher genannt, Judaism is not only a religion. Aber was in meinen Augen ziemlich gut rauskam, dass aus der innerjüdischen Perspektive Juden sich eigentlich nicht alleinig als Religion sehen. Ich sehe hier Fragen der Hände. Sehe ich das richtig? Fünf Fragen der Hände? Dann darf ich mal beginnen bei der ersten Frage von, nein, nur noch drei. Hoppla, jetzt sind alle erschreckt.
Reinhard Weber [00:20:17]: Wir haben vorher abgestimmt, wer fertig ist.
Awi Blumenfeld [00:20:20]: Vielleicht ist die Hand eine Zustimmung gewesen. Immer noch Fragen oder Meldungen?
Reinhard Weber [00:20:28]: Claudia Burkart, hast du noch eine Frage? Ich glaube, das war einfach ein Anzeichen, ich bin fertig.
Awi Blumenfeld [00:20:36]: Sehr gut. Nein, schreibt die Frau Burkart. Aber nochmal, ja, an die Lehrkraft. Ja, Juden sehen sich nicht nur als Religion. Erstmal wieder zur Terminologie. Das wissen Sie vielleicht, oder Sie haben es im Film gesehen, oder Sie wussten es und haben es im Film gesehen. Woher stammt der Begriff Jude?
S04 [00:21:05]: Naja, vom Stamm Jude.
Reinhard Weber [00:21:12]: Und vom Land Judea. Also von diesem Landteil.
Awi Blumenfeld [00:21:16]: Vom Land Judea. Nachdem, wie Rainer hat ja geschrieben, alle Religionspädagogen innen sind, dann sind sie ja vertraut sicherlich mit dem König David Reich, danach seine Sohne Salomon und die Aufteilung in die zwei Reiche Israel und Judah. Zu deutsch Judea. Das Nordreich, das Reich Israel, hört wann auf zu sein?
Reinhard Weber [00:21:44]: 722?
Awi Blumenfeld [00:21:46]: Ja, ungefähr. Mit der sogenannten Babylonischen Invasion, Mesopotamischen Invasion und der Zerstörung des ersten Tempels, der damals allerdings nicht mehr in Israel, sondern im Land Judah, Judea war. Und der Verschleppung aller Stämme, aller zwölf Stämme, des Großteils nämlich. Wobei die zehn Stämme verschwinden und nur noch zwei übrig bleiben, Benjamin und Judah, sowie der Stamm der Leviten und Korinim und Priester. Interessanterweise ist, dass die Bibel selber, und zwar in der Tora, bereits die Konnotation von Volk relativ früh setzt. Und zwar in der Übergangsphase von der Familiengeschichte [00:22:47] zu einer tribalen Stammesgeschichte. Und zwar im zweiten Buch Moses, das Seeexodus, das wir Schmott Namen nennen. Und ich möchte Ihnen jetzt den Link dazu schicken, den ich in den Chat hinein stelle, den Sie dann auch, die zu Hause später am Bildschirm sitzen, in der YouTube-Reise nachschauen können. Und bitte Sie, diesen nun anzuklicken. Gemacht? Wunderbar. Dann sehen Sie hier folgendes in Satz 9. Ich weiß nicht, ob Sie die englische oder die deutsche Übersetzung haben. Ich bleibe am liebsten beim Original. Es handelt sich um den neuen Parao. [00:23:51] Und da kam, stieg ein neuer König über Ägypten auf, der den Josef nicht kannte. Und hier möchte ich die englische Übersetzung nehmen. Und er sprach to his people. Am B'nei Israel rav ve'atzum hu. Look, the Israelite people are much too numerous for us. Auf welchen Begriff spiele ich jetzt hier natürlich an? Im Rückblick auf den Film, den wir gerade gesehen haben. Auf dem Begriff, auf Englisch, fast besser wie im Deutschen. Na, sagen Sie es oder schreiben Sie es. [00:25:01] Volk, genau. Auf dem Begriff Volk. Warum ich den Begriff nicht in die Breakout-Rung verwende, weil Volk und Völkisch hat im Deutschen ein bisschen einen fahlen Beigeschmack nach dem Missbrauch durch den Dritten Reich. Aber im Englischen people oder in der moderneren Form, die seit den 90er Jahren gebraucht wird, peoplehood, ist es durchaus ein gängiges Momentum, das wir finden. Und obgleich aus der innerjüdischen Sicht, auch textuell, Am B'nei Israel, das Volk der Kinder Israel, der Israeliten, ein klarer Begriff ist, der in der sowohl biblischen, wie in der talmudischen und rabbinischen Literatur immer zu finden ist, haben wir einen klaren Hinweis, dass Religion per se [00:26:07] nicht so sehr der Begriff ist, mit dem Juden sich selber sehen. Interessanterweise, vielleicht wissen Sie das, wo taucht denn der Begriff Jude zum ersten Mal in der größeren Konnotation in der Bibel auf? In der Tora ist es nicht, in den Büchern Moses. Um es Ihnen einfacher zu machen, nein, im Neuen Testament nicht.
S04 [00:27:03]: Aber vielleicht bei den Makabären?
Awi Blumenfeld [00:27:06]: Nein, weil das nicht im jüdischen Schrifttum aufgenommen ist. In der christlichen Bibel sind die Makabär da. Hier haben Sie einen Link. Schauen Sie sich mal den Link an. Und innerhalb dieses Links, den zweiten Satz. Äh, den fünften Satz, pardon. Was lesen Sie da? Wer von Ihnen Hebräisch kann, umso besser. [00:28:23] Dann sehen Sie, Jehudi, genau. Ich, Jehudi, ein jüdischer Mann, ein jüdischer Mensch. Und interessant ist, dass der Begriff Jude hier mit zwei kontextuellen Begebenheiten zusammenhängt. A, dem Exil, der Verbarmung. Und B, in dem Metakontext der Geschichte, in dem das Buch spielt, der Eszterwolle, mit Verfolgung. Das heißt, wir finden den Begriff Juden aus der Entwicklung heraus im Kontext mit einem Land, einem Exil und in der Verfolgung. Und das finde ich ungemein wichtig und spannend. [00:29:30] Weil es uns genau dorthin bringt, wo wir heute dann eigentlich stehen. Wie gesagt, alle sind hier ReligionspädagogInnen. Das heißt, sie beschäftigen sich, more or less. Oder manchmal mit Judentum als Thema. Und sie wissen eigentlich, worum es geht. Aber, und das ist meine nächste Frage, in der Terminologie selber, was auch im Film angesprochen wurde, sehen sich Juden eben nicht nur als Religion oder als Volk, Nation oder auch nicht als Ethnie, selbst wenn man zum Beispiel säkulärer Jude ist, oder als ein Kulturbegriff, sondern als ein bisschen von jedem. [00:30:34] Die Religionisierung des Judentums selber fand erst wann ungefähr statt? Was denken Sie? Also ich kann Ihnen versichern, im jüdischen Schrifttum finden Sie das Wort Religion und Judentum nie.
S04 [00:31:00]: Ja, bei den Rabbinen?
Awi Blumenfeld [00:31:03]: Null.
Reinhard Weber [00:31:05]: Ich vermute mal im Römischen Reich, weil sie ihre Religion beibehalten durften und Anführungszeichen glauben?
Awi Blumenfeld [00:31:13]: Viel später. Viel später, okay. Viel später. Nein, nicht ganz so spät, Herr Sedlmayr. In der Aufklärung. Und Sie finden das in einem sehr bezeichnenden Ausspruch in der Französischen Revolution, wo gesagt wird, die Juden sind ein Pöblerien. Die Juden sind ein Individuum. Also die Juden als ein Volk. Nichts. Aber als Individuum, als Mensch, alles. Das ist eine ziemlich klare Aussage. [00:32:16] Denn bis zur damaligen Zeit, sowohl im innerjüdischen Diskurs, Spinoza hat das begonnen ein bisschen aufzuweichen, sahen die Juden sich als ein Volk, a people an. Und nicht als eine Religion oder ein Glauben. Verbunden auf der Basis von. Aber Sie finden im gesamten rabbinischen Schrifttum kein Wort, dass, noch mal, Religion ist auch ein relativ moderner Begriff, aber das dem gleichzusetzen ist, Sie finden, Emunah, mit heute übersetzt mit Glauben, hat aber eine andere Konnotation. Heißt eher, Emunah ist so wie Amen. [00:33:18] Also Amen. Aber Amen ist eher eine Bejahung, eine Zustimmung. Und Sie finden einfach nicht das Wort Religion. Warum ist das so wichtig, wenn wir über Antisemitismus sprechen? Warum müssen wir uns damit auseinandersetzen? Denn wenn es heißt, Antisemitismus geht gegen Juden, ja, wie wurden Juden vor der Aufklärung genannt? Raten Sie mal wie. Na, raten Sie. Nicht so schwer. Juden. Nichts anderes. Da habe ich eine andere tricky Frage an Sie. Für die Deutschen, wie heißt die jüdische Gemeinde in München? Und für die Österreicher und Wiener, wie heißt die jüdische Gemeinde in Wien? [00:34:30] Beide heißen Israelitische Kultusgemeinde. IKG. Hallo?
Reinhard Weber [00:34:44]: Wir hören dich, dein Bild ist eingefroren.
Awi Blumenfeld [00:34:46]: Mein Bild ist weg bei mir, aber ich rede mal weiter. Wir hören dich noch. Während ich mich wieder einlogge. Und warum heißt es jetzt, glauben Sie, Israelitische Kultusgemeinde? Ich weiß nicht, warum es nicht geht. Was denken Sie? Warum heißt es Israelitische Kultusgemeinde? Nochmal. IKG Wien, IKG München. Israelitische Kultusgemeinde. Was denken Sie?
Reinhard Weber [00:35:31]: Ich könnte mir vorstellen, von einer Kultusgemeinde geht keine politische Ambition, die den Staat, der gerade die Macht hat, bedroht. Ja. Ja, gut, danke fürs Mitstimmen.
Awi Blumenfeld [00:35:49]: So, du bist noch nicht rausgeflogen im Werbefilm Millionär. Du hast noch einen Telefonjoker.
Reinhard Weber [00:35:58]: Gut, Lehrkraft scheint auch gerade was. Kultus ist ein anderes Wort für Gottesdienst.
Awi Blumenfeld [00:36:04]: Ja, aber immer noch nicht. Warum nennen Sie sich nicht Juden? Sie sind 1600 Jahre mit dem Begriff rumgelaufen.
Reinhard Weber [00:36:15]: Und dann schreibt vielleicht, wenn man der Religion nicht das Hauptgewicht gibt, sondern dem nationalen und kulturellen? Nope.
Awi Blumenfeld [00:36:25]: Das hat genau mit dem Thema, dem großen Thema der heutigen Session zu tun. Mehr Hints kann ich geben. Das war Telefonjoker Plus.
Reinhard Weber [00:36:35]: Hat etwas mit dem Antisemitismus zu tun. Ist konnotiert.
Awi Blumenfeld [00:36:40]: Ja, genau, aber inwieweit? Kann ich nicht mal am Computer einloggen? So ist es ehrwerlich.
Reinhard Weber [00:36:52]: Mehr zu Not, ich lade den Computer noch mal. Wir hören dich auf jeden Fall, das ist wichtig.
Awi Blumenfeld [00:36:58]: Warum also?
Reinhard Weber [00:37:01]: Juden ist ein gefärbter Begriff, schreibt Jutta.
Awi Blumenfeld [00:37:04]: Genau. Ich zeige mal, wie Juden im Mittelalter zum Teil gesehen wurden. Ich kann es ja nicht mehr in den Chat tun. Ah, ist das ehrwerlich. Kleinen Moment. Muss ja gehen, sich irgendwie einzuloggen, oder? Ah, nein.
Reinhard Weber [00:37:28]: Vielleicht startest du zum Beispiel nochmal neu. Habe ich gemacht. Dann musst du vielleicht den Laptop nochmal neu starten. Auch gemacht. Da hat sich deine Kamera wahrscheinlich aufgehängt.
Awi Blumenfeld [00:37:39]: Ehrlich? Ja, schau mal. Sehr ehrlich.
Reinhard Weber [00:37:49]: Leerkraft schreibt, die Verbindung zum Land Israel scheint doch wichtig zu sein. Auch zum Staat Israel.
Awi Blumenfeld [00:37:56]: Null. Weil der Name kommt vom ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Null. Und hier ist genau einer der Monkey, meines Erachtens, in der Ausbildung, auch von ReligionslehrerInnen oder auch Geschichtelehrern, die einfach diese Prozesse, gar nicht so sehr auch hier um das Thema des Antisemitismus, sondern durchaus um einfach auch selber zu verstehen, wie das Christentum hier steht. Scheint jetzt wieder zu gehen. Wir versuchen es noch einmal. Ja, es klappt wunderbar. Jetzt komme ich rein. Wunderbar. Wunderbar. Und wieder in den Chat. Schauen Sie sich das Bild im Chat an. Ah, falsch. [00:38:56] Das ist der Zoom-Link. Verzeihung. Entschuldigung. Hier ist der Link. So, hier ist der vorbereitete Link. Ich muss nämlich nur einsumen. So. So. Bitte hier im Chat steht das jetzt. Klicken Sie es an. Und die, die das Bild kennen, bitte beschreiben Sie es den anderen, auch die es auch sehen werden. Reinhard, kennst du das Bild?
Reinhard Weber [00:39:26]: Entschuldigung, warte, ich habe gerade den Link zusammen kopiert für den Blog dann. Ja, habe ich schon mal gesehen. Also das ist...
Awi Blumenfeld [00:39:35]: Ja, und so wie Frau Mann hat auch gesagt, fast schon Schimpfwort-Charakter. Genau, darauf möchte ich hin. Und wir schauen uns jetzt mal graduell die Betrachtungsweise von Judentum aus christlicher Sicht an. Sie alle wissen, der historische Jesus, und ich lasse es nun offen, gehe ja nicht in Glaubensfragen rein, sondern ich spreche hier aus religionswissenschaftlicher Sicht, war ein jüdischer Mensch. Korrekt? Sie sagen immer nicht korrekt, wenn ich nicht korrekt bin. Und die ersten Juden, äh, Christen waren...
S05 [00:40:18]: Juden.
Reinhard Weber [00:40:19]: Du hast mein Bild gesehen, ich habe gesagt Juden. Ja, Juden.
Awi Blumenfeld [00:40:23]: Also die ersten Christen waren Juden. So. Und irgendwann, das heißt, wann war der Ruhetag? Logischerweise am Schabbat. Jetzt wissen wir natürlich, wir haben gerade Ostern gefeiert, oder diejenigen von Ihnen, die gefeiert haben, den theologischen Grund für den Ruhetag am Sonntag. Weil...
Reinhard Weber [00:40:54]: Tag der Auferstehung Jesu.
Awi Blumenfeld [00:40:56]: Tag der Auferstehung Jesu. Was ist aber der religionsgeschichtliche und soziologische Grund? Denn das Ganze fand erst statt, wann wurde das festgelegt?
Reinhard Weber [00:41:10]: Ich schätze, viertes Jahrhundert.
Awi Blumenfeld [00:41:12]: Laut einigen, laut einigen Historikern, vierten, laut anderen dritten Jahrhundert. Also lange danach. Und lange danach man auch eigentlich schon wusste, dass der Auferstehungstag der Sonntag war. Nämlich zur Unterscheidung zwischen Juden-Christen oder Juden und Christentum. Die nun seit einem anderen Juden, nämlich Schaul, Saulus, der zum Paulus wurde, immer mehr durch Heidenchristen dominiert worden sind. Das eines der Ergebnisse ist das, was Lehrkraft hier uns ganz klar zeigt, Ekklesia und Synagoga. Ekklesia, die Kirche, beide sind schöne Frauen, noch schöne Frauen. Die eine nur in einem herrlichen Kleid, mit einer Krone, mit der Lanze, mit einem Kreuz. Und die andere in einem abgerissenen Kreis. Ärmlich, erbärmlich, mit verbundenen Augen und gebrochener Lanze und gebrochenem Schwert. [00:42:24] Und nicht nur fast schon Schimpfwort-Charakter, sondern Schimpfwort-Charakter. Seit dem Hochmittelalter bis hin zur Aufklärung degeneriert der Begriff Jude. Und interessanterweise nicht je religiöser die Gesellschaft wird, sondern je säkulärer sie wird, zu einem echten Schimpfwort. Jeder jüdische Mensch weiß, wenn auf der Straße nach ihm gerufen wird, Jude, dass das weder ein Ruf des Erstaunens ist, noch der Freude, sondern dass er es als Beleidigung aufzufassen hat oder als Angriff, auch in der heutigen Zeit. Ekklesia und Synagoge ist die Anleitung hierzu. [00:43:27] Ein anderes Ekklesia und Synagoge im gleichen Geiste ist dieses hier. Wenn Sie es sich anschauen, wieder zwei offensichtlich schöne junge Frauen, die eine wieder mit gebrochener Lanze, die Schlange verbindet ihr die Augen, die Schlange des Sündenfalles aus dem Garten Eden. Und das erbärmliche Kleid mit einem Strick und nicht mit einem goldenen Gürtel.
S04 [00:44:15]: Ich habe eine Frage.
Awi Blumenfeld [00:44:17]: Gerne.
S04 [00:44:19]: Hätte es historisch eine Möglichkeit gegeben, dass die Entwicklung anders verlaufen wäre? Also wenn wir ganz in die Zeit der Urchristenheit zurückgehen. Ich spreche es einfach an, den Synagogenausschluss. Hätte die Möglichkeit bestanden, dass diese heute zwei Religionen einen gemeinsamen Weg finden oder musste es zwangsläufig zur Trennung kommen mit allen schmerzlichen Folgen?
Awi Blumenfeld [00:44:53]: Das ist schwer zu sagen, denn wir wissen ja nicht. Die Judenchristen sind verschwunden und sind wieder als Phänomen durch eine verstärkte evangelikalische Judenmission Mitte, Ende des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit als ein Randphänomen des Randphänomens aufgetreten. Aber in diesen ersten 150 Jahren, also bis Paulus, haben sich zumindest die Judenchristen noch als Juden gesehen. Wenn auch in der innerthalmodischen Diskussion, und Sie können das wunderbar dargestellt finden in Leon Feuchtwanger's Trilogie der Jüdische Krieg, als die Christen schon als Minim, als Andersgläubige oder als Falschgläubige oder Fehlgeleitete Gläubige bezeichnet werden. [00:45:58] Das heißt, vielleicht wäre die Trennung Nolens-Wolens eingetreten, aber nicht so vehement, denn die Abgrenzung, die dann nicht nur zu Ekklesia und Synagoga, sondern, schauen Sie sich bitte das nächste Bild an, zu folgenden Hürde. Und auch hier verstehen Sie ganz klar, worum es geht. Wenn Sie nämlich dann die nächste Form dieses Bild anschauen, das hier an Luthers Hauskirche in Wittenberg, [00:47:03] Sie sehen die Überschrift Rabini, Schemme amephoras, ein jüdischer Begriff, der den ausgesprochenen Namen Gottes bezeichnet. Etwas klarer dann, hier, schauen Sie es sich bitte im Chat an, ja, im Buchdruck zu sehen. Sehen Sie auch, ja. Nachdem Sie nämlich eine triumphierende Königin sind und wir die Wahrheit nicht sehen können, kann nur eine Degradierung der Blinden, der Geblendeten, der nicht der Wahrheit Sehenden wollenden Prinzessin, eigentlich eine Daseinsberechtigung für beide noch garantieren. [00:48:09] Denn das nächste Ergebnis des Ganzen, da bitte ich jetzt auf diesen Link zu schauen, ist dieses hier. Bitte klicken Sie es an. Haben wir Tiroler hier?
S05 [00:48:37]: Ja, wir haben Tiroler hier.
Awi Blumenfeld [00:48:38]: Na, dann sollten Sie es kennen.
S05 [00:48:41]: Ja, natürlich.
Awi Blumenfeld [00:48:43]: Ja, das ist Anderl von Rinn. Und die Story von Anderl von Rinn ist derartig obsessiv und hängt natürlich auch zusammen mit etwas, das dann, und jetzt zeige ich Ihnen einen Link, der eigentlich mit Juden nichts zu tun hat, der aber katalysiert worden ist durch christlichen Anti-Judaismus. Schauen Sie es sich bitte an. Hier, nächster Link. Der Limpieza de Sangre, der Blutreinheit und Reinheit des Blutes, den die Inquisition im 15. Jahrhundert, beginnend bei den Juden, später überlappend auf die sogenannten, Anführungsstrichen, Mauren, [00:49:52] Muanos, Mudéjares, also die Muslime, die dann konvertiert sind, und später dann, wie in dem Bild, und das sehen Sie, das hat einen stark kolonialen Kontext, ein weiter protorassistisches System auf die Bevölkerung, die Urbevölkerung, Mittel- und Südamerikas, wie die verschleppten Afrikaner, die dann in die Sklaverei kamen, abspielen. Und diese Limpieza de Sangre, also die Reinheit des Blutes, sozusagen die Introduction der Ritualmordlegende, die wir so schön im Rabbi von Bachrach von Heine auch sehen können, die sich bis ins 18. und 19. Jahrhundert durchaus gehalten hat, [00:50:54] und das sehen wir, der letzte große Ritualmordprozess, der fand in Österreich K.U.K., das ist von Tischler-Essler statt, oder Mendel-Beilis in Russland, im 20. Jahrhundert, ist ein Schritt, den sich aus der christlichen Sicht vollzogen worden ist, in einer Art Umkehrschluss. Und Sie alle kennen das viel besser als ich, denn Sie wissen, Sie Essen, oder der christliche Mensch in der katholischen Kirche, isst den Leib Jesus und trinkt sein Blut. Im Judentum nun ist der Verzehr von Blut absolut verboten. Also was würde es dann Sinn machen, den Juden zu unterstellen, den selben Juden, die gezeigt werden, wie sie die Milch eines Schweines [00:51:57] und die Luft des Anus eines Schweines einnehmen, dass sie ein christliches Kind umbringen und dessen Blut für ihr Ritual, oder die Hostie durchstechen, um deren Blut, des Leibes, für ihr Ritual zum Beispiel, die Matzen in dem Pessachfest, das wir Montagabend beginnen zu verwenden. Das ist ein Spiegelbild im psychosozialen Verständnis des eigenen Essen des Leibes und Trinken des Blutes, das dann übertragen wird auf den Juden, damit man eben damit umgehen kann, wie man selber sich in Transzendenten, in dem Mythischen bewegt. Und das führt dann zu einem anderen Phänomen, der auch im Christentum zu finden ist [00:53:08] und in der Bildform, zum Beispiel wie folgt dargestellt wird. Können Sie wieder im Chat sehen von einem großen Illustrator der Bibel. Der ewige Jude, Ahasuer, der ewige Nebel. Von dem Professor Alfred Bodenheimer in seinem Buch Wandern der Schatten, wie der Außenwahrnehmung, Innenwahrnehmung mit dem Untertitel Ahasuer Moses und die Authentizität der jüdischen Moderne genau gezeigt hat, wie die Außenwahrnehmung auch die Innenwahrnehmung einerseits beeinflusst, [00:54:09] aber es dennoch einen genuinen jüdischen Ausdruck gibt, der dem eigentlich entgegenspricht. Und das ist auch die Antwort auf die Frage IKG. Nachdem sie 1200 Jahre als Jude beschimpft worden sind, suchen sie einen Begriff, der zwar noch genuin von ihnen stammt, aber sie über die Zeit hinaus hebt. Und gemäß dem alten jüdischen Sprichwort aus Franken, wie es sich christlich zu jüdet, im 19. Jahrhundert in Zeiten der Industriellen Revolution und des Fortschritts, in der man reisen konnte mit Zügen, mit Dampfschiffen, wurde die Antike wiederentdeckt. Rom, Griechenland, Troja, die Gärten von Babylon, die Pyramiden, all das festgesetzt, begonnen im 19. Jahrhundert. [00:55:13] Und die Juden, die nun überlegen, ich möchte mich auch absetzen von diesen Juden, und ich entdecke meine eigene Antike, wo man sagt, als man in Deutschland noch in den Höhlen saß, in den germanischen Stämmen, und mit zwei Steinen Feuerfunken zu schlagen versuchte, hatten wir schon einen Tempel als Israeliten, als Kinder Israels. Daher, aufgrund der Außenwahrnehmung, spiegelt auf die Innenwahrnehmung nicht jüdische Gemeinde, sondern israelitische Kultusg
Reinhard Weber [01:02:31]: Ich sage mal inzwischen herzlichen Dank, lieber Awi. Ich werde die Aufnahme hier jetzt abbrechen.