From 9da85c946353de0d52073a2219f0d0206a410e55 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: lmoessle Date: Mon, 11 Aug 2025 14:22:07 +0000 Subject: [PATCH 01/12] Erster Aufschlag Blogbeitrag Lehrpersonen & OER --- .../2024-09-16-Raus-aus-den-Bubbles/index.md | 2 +- .../index.md | 67 +++++++++++++++++++ 2 files changed, 68 insertions(+), 1 deletion(-) create mode 100644 Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md diff --git a/Website/content/posts/2024-09-16-Raus-aus-den-Bubbles/index.md b/Website/content/posts/2024-09-16-Raus-aus-den-Bubbles/index.md index 04b30aa..a57ef9d 100644 --- a/Website/content/posts/2024-09-16-Raus-aus-den-Bubbles/index.md +++ b/Website/content/posts/2024-09-16-Raus-aus-den-Bubbles/index.md @@ -50,7 +50,7 @@ tags: Bildungs- und Unterrichtsmaterialien bleiben oft isoliert, werden nicht miteinander geteilt und alle basteln vor sich hin - das kostet Zeit, Energie und macht keinen Spaß. Du hast Angst vor Trouble, wenn du dein Material veröffentlichst oder bist unsicher, wie das mit Rechten, Lizenzen und der Qualität aussieht? Damit bist du nicht alleine! Wir nehmen dich mit und begleiten dich raus aus deiner Bubble 🫧 Transparenz, Anschlussfähigkeit und Nachvollziehbarkeit sind unser Ziel 🏁 Vorbei mit dem ganzen Bubbletrouble – wir als OER-Communities wollen unser Wisssen, Erfahrungen und Materialien offen miteinander teilen 🤝 Dazu haben wir zusammen mit unserem FOERBICO-Team und einzelnen Personen aus verschiedenen Communities wie [relilab](https://relilab.org/) oder [reliGlobal](https://religlobal.org/) eine kleine Fun-Aktion gestartet und einen Bubblesong entwickelt 👇 -[![Raus aus den Bubbles](raus-aus-den-bubbles_vorschau.jpg)](https://reliverse.social/system/media_attachments/files/112/904/428/137/450/089/original/0a9aa90406a723e5.mp4) +[![Raus aus den Bubbles](raus-aus-den-bubbles_vorschau.jpg)](https://blossom.primal.net/c126cdf894412efe78fca2cd0f7259b88de8eda67b6880132ad213ada4f4977d.mp4) Vielen Dank an Jörg Lohrer, Gina Buchwald-Chassée, Laura Moessle, Phillip Angelina, Corinna Ullmann, Bianca Kappelhoff, David Wakefield und Nele Hirsch fürs Mitmachen ❤️ diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md new file mode 100644 index 0000000..f5b56d6 --- /dev/null +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -0,0 +1,67 @@ + +# „Open“ ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen + + +Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Zwar ist der unkomplizierte Zugriff auf Arbeitsblätter, Präsentationen oder Schaubilder ein unbestreitbarer Vorteil. Doch OER verkörpern darüber hinaus eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit* und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. + +Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer Unterrichtspraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Hetmanek et al.* (2015) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Doch liegt in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? + + +## 1. Ressourcenrealität + +Wenn Lehrpersonen Unterricht vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte oder selbst entwickelte Materialien zurück. OER stellen im Lehrer:innenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern vorwiegend aus **Pragmatismus**. Entscheidend sind Kriterien wie **Curriculumpassung**, **Zeitökonomie** und **didaktische Anschlussfähigkeit**. +Die Offenheit einer Lizenz spielt häufig nur eine marginale Rolle, wenn Lehrpersonen Materialien heraussuchen, abändern und für ihre Zielgruppe aufbereiten (vgl. *Hetmanek et al.* (2015). + +*Admiraal* (2022) ergänzt, dass der Erstkontakt mit OER bei Lehrpersonen oftmals zufällig erfolgt, etwa durch informelle Netzwerke oder kollegiale Empfehlungen. Kommen also Lehrpersonen mit OER in Kontakt oder gebrauchen diese gar, ist das nicht zwingend das Reultat einer strategischen Medienplanung. + +Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. + + +## Barrieren und blinde Flecken + +Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen. (*Baas et al.*, 2022; *Hetmanek et al.*, 2015) HIerzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. + +Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* (2022)) + + +## Von der Ressource zur offenen Praxis + +Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Unterrichtspraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. + +Offene Bildungsressourcen entfalten ihr volles transformatives Potenzial erst dann, wenn sie in offene Bildungspraktiken eingebettet werden, also in Lehr-Lern-Arrangements, die auf Adaption, Weiterentwicklung, Publikation und kollaborative Gestaltung setzen. + +Wie Lehrpersonen also mit OER umgehen, lässt sich dabei differenzieren. *Admiraal* (2022) entwirft eine **Typologie von OER-Nutzenden**, die sich nach dem Grad ihrer Partizipation unterscheiden: + +- **Retain & Consume**: OER werden genutzt, aber unverändert beibehalten (ca. **16 %** der Befragten). +- **Adapt & Re-use**: Bestehende Materialien werden an den eigenen Kontext angepasst und erneut verwendet (die größte Gruppe mit ca. **47 %**). +- **Create & Add** – Neue Materialien werden entwickelt und in offene Repositorien eingestellt (ca. **12 %**). +- **Publish & Comment** – Neben dem Erstellen und Veröffentlichen findet auch ein aktiver Austausch und kollektives Kommentieren in offenen Communities statt (ca. **11 %**). + +Die Übersicht verdeutlich, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. + +Gerade hier liegt jedoch nach *Baas et al.* (2022) das größte Innovationspotenzial: In kollaborativen Prozessen werden Qualitätsdimensionen gemeinsam verhandelt, Perspektivenvielfalt integriert und Materialien kontinuierlich verbessert. Dieser Schritt von der Ressource zur Praxis verändert nicht nur die Unterrichtsmaterialien, sondern auch die professionelle Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte – von Materialnutzer:innen hin zu Ko-Produzent:innen und Qualitätsprüfer:innen. + +Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022) +Erst diese Kombination ermöglicht, dass Offenheit zu einer **gelebten pädagogischen Haltung** wird. + + +## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven +Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. + +Für Religionslehrkräfte eröffnet kreative Handlungsräume, die sich trotz nachvollziehbarer Hemmnisse dennoch lohnen: + +- **Kontextualisierte Materialien**: OER ermöglichen die flexible Anpassung an unterschiedliche konfessionelle, interreligiöse oder pluralitätsorientierte Unterrichtskontexte +- **Kollaborative Materialentwicklung**: Offene Plattformen wie rpi-virtuell erlauben die Erstellung und gemeinsame Pflege religionspädagogischer Materialien über Schul- und Gemeindegrenzen hinweg +- **Partizipative Lernprozesse**: Lernende können aktiv in die Erstellung religionspädagogischer Bildungsressourcen eingebunden werden, bspw. bei Erklärvideos oder Glossaren + + +*Open* ist in diesem Sinn keine rein technische oder rechtliche Kategorie, sondern eine pädagogische Haltung, ein Bekenntnis zu einer Bildungskultur, die Teilhabe nicht nur ermöglicht, sondern als grundlegendes Prinzip pädagogischen Handelns versteht. + + + +## Literatur + +- Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. +- Baas, M., et al. (2022). *Qualitätskriterien und Reflexionsprozesse in der OER-Nutzung von Lehrkräften*. +- Hetmanek, A., et al. (2015). *Lehrkräfte und ihre Nutzung digitaler Bildungsressourcen: Eine Bestandsaufnahme*. + From 189d558ebe33d76e46789019caf3909cf52ff59b Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: lmoessle Date: Mon, 11 Aug 2025 14:23:46 +0000 Subject: [PATCH 02/12] Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md aktualisiert --- .../2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md | 3 +-- 1 file changed, 1 insertion(+), 2 deletions(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index f5b56d6..dd8a313 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -1,4 +1,3 @@ - # „Open“ ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen @@ -7,7 +6,7 @@ Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterr Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer Unterrichtspraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Hetmanek et al.* (2015) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Doch liegt in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? -## 1. Ressourcenrealität +## Eine Frage der Ressourcen Wenn Lehrpersonen Unterricht vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte oder selbst entwickelte Materialien zurück. OER stellen im Lehrer:innenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern vorwiegend aus **Pragmatismus**. Entscheidend sind Kriterien wie **Curriculumpassung**, **Zeitökonomie** und **didaktische Anschlussfähigkeit**. Die Offenheit einer Lizenz spielt häufig nur eine marginale Rolle, wenn Lehrpersonen Materialien heraussuchen, abändern und für ihre Zielgruppe aufbereiten (vgl. *Hetmanek et al.* (2015). From b7e820d39552914b0bc5a40b4557a4937381ab63 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: paulagregorio Date: Tue, 12 Aug 2025 14:10:00 +0000 Subject: [PATCH 03/12] Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md aktualisiert --- .../posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md | 2 +- 1 file changed, 1 insertion(+), 1 deletion(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index dd8a313..5ecaed8 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -1,7 +1,7 @@ # „Open“ ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen -Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Zwar ist der unkomplizierte Zugriff auf Arbeitsblätter, Präsentationen oder Schaubilder ein unbestreitbarer Vorteil. Doch OER verkörpern darüber hinaus eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit* und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. +Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Zwar ist der unkomplizierte Zugriff auf Arbeitsblätter, Präsentationen oder Schaubilder ein unbestreitbarer Vorteil. Doch OER verkörpern darüber hinaus eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit** und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer Unterrichtspraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Hetmanek et al.* (2015) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Doch liegt in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? From ce483a4e6eb6d81d92d45961da59d658554527d7 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: phillipangelina Date: Tue, 12 Aug 2025 15:56:22 +0000 Subject: [PATCH 04/12] Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md aktualisiert --- .../index.md | 21 ++++++++++--------- 1 file changed, 11 insertions(+), 10 deletions(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 5ecaed8..6d67588 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -9,23 +9,23 @@ Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer Unterrichtsp ## Eine Frage der Ressourcen Wenn Lehrpersonen Unterricht vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte oder selbst entwickelte Materialien zurück. OER stellen im Lehrer:innenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern vorwiegend aus **Pragmatismus**. Entscheidend sind Kriterien wie **Curriculumpassung**, **Zeitökonomie** und **didaktische Anschlussfähigkeit**. -Die Offenheit einer Lizenz spielt häufig nur eine marginale Rolle, wenn Lehrpersonen Materialien heraussuchen, abändern und für ihre Zielgruppe aufbereiten (vgl. *Hetmanek et al.* (2015). +Die Offenheit einer Lizenz spielt häufig nur eine marginale Rolle, wenn Lehrpersonen Materialien heraussuchen, abändern und für ihre Zielgruppe aufbereiten (vgl. *Hetmanek et al.* 2015). > [Dazu eine Frage: in welchem Land wurde diese Studie durchgeführt, weil das mit der Frage von Lizenzen ist ein spezifisch deutsches Problem!] -*Admiraal* (2022) ergänzt, dass der Erstkontakt mit OER bei Lehrpersonen oftmals zufällig erfolgt, etwa durch informelle Netzwerke oder kollegiale Empfehlungen. Kommen also Lehrpersonen mit OER in Kontakt oder gebrauchen diese gar, ist das nicht zwingend das Reultat einer strategischen Medienplanung. +*Admiraal* (2022) ergänzt, dass der Erstkontakt mit OER bei Lehrpersonen oftmals zufällig erfolgt, etwa durch informelle Netzwerke oder kollegiale Empfehlungen. Kommen also Lehrpersonen mit OER in Kontakt oder gebrauchen diese gar, ist das nicht zwingend das Resultat einer strategischen Medienplanung. -Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. +Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. > [Dies deckt sich auch mit einigen Aussagen, aus unseren Interview, in denen das Teilen von Material für andere Lehrkräfte im Vordergrund stand und nicht die CC-Lizensierung]. ## Barrieren und blinde Flecken -Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen. (*Baas et al.*, 2022; *Hetmanek et al.*, 2015) HIerzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. +Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022; *Hetmanek et al.*, 2015). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. -Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* (2022)) +Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* 2022). ## Von der Ressource zur offenen Praxis -Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Unterrichtspraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. +Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Unterrichtspraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. Offene Bildungsressourcen entfalten ihr volles transformatives Potenzial erst dann, wenn sie in offene Bildungspraktiken eingebettet werden, also in Lehr-Lern-Arrangements, die auf Adaption, Weiterentwicklung, Publikation und kollaborative Gestaltung setzen. @@ -36,18 +36,18 @@ Wie Lehrpersonen also mit OER umgehen, lässt sich dabei differenzieren. *Admira - **Create & Add** – Neue Materialien werden entwickelt und in offene Repositorien eingestellt (ca. **12 %**). - **Publish & Comment** – Neben dem Erstellen und Veröffentlichen findet auch ein aktiver Austausch und kollektives Kommentieren in offenen Communities statt (ca. **11 %**). -Die Übersicht verdeutlich, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. +Die Übersicht verdeutlich, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. > [Dies ist dahingehend hemmend für die Weiterentwicklung von der Lehr- und Lernpraxis, da eine Veränderung der Bildungskultur nicht durch Materialien wie OER vorangetrieben wird, sondern durch das Engagement der Pädagog:innen, die den letzteren Schritt wagt (Littlejohn & Hood 2017: 506f.)]. Gerade hier liegt jedoch nach *Baas et al.* (2022) das größte Innovationspotenzial: In kollaborativen Prozessen werden Qualitätsdimensionen gemeinsam verhandelt, Perspektivenvielfalt integriert und Materialien kontinuierlich verbessert. Dieser Schritt von der Ressource zur Praxis verändert nicht nur die Unterrichtsmaterialien, sondern auch die professionelle Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte – von Materialnutzer:innen hin zu Ko-Produzent:innen und Qualitätsprüfer:innen. -Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022) +Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022). Erst diese Kombination ermöglicht, dass Offenheit zu einer **gelebten pädagogischen Haltung** wird. ## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven -Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. +Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. > [Vielleicht noch hinzufügen: Diese Offenheit ist jedoch kein Automatismus, aus unserer Erfahrung mit Communities sowie Personen die Material für den Kontext von Schule und Lehre erstellen, es ist etwas, das erlernt und geübt werden muss.] -Für Religionslehrkräfte eröffnet kreative Handlungsräume, die sich trotz nachvollziehbarer Hemmnisse dennoch lohnen: +Für Religionslehrkräfte eröffnen sich kreative Handlungsräume, die sich trotz nachvollziehbarer Hemmnisse dennoch lohnen: - **Kontextualisierte Materialien**: OER ermöglichen die flexible Anpassung an unterschiedliche konfessionelle, interreligiöse oder pluralitätsorientierte Unterrichtskontexte - **Kollaborative Materialentwicklung**: Offene Plattformen wie rpi-virtuell erlauben die Erstellung und gemeinsame Pflege religionspädagogischer Materialien über Schul- und Gemeindegrenzen hinweg @@ -63,4 +63,5 @@ Für Religionslehrkräfte eröffnet kreative Handlungsräume, die sich trotz nac - Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. - Baas, M., et al. (2022). *Qualitätskriterien und Reflexionsprozesse in der OER-Nutzung von Lehrkräften*. - Hetmanek, A., et al. (2015). *Lehrkräfte und ihre Nutzung digitaler Bildungsressourcen: Eine Bestandsaufnahme*. +- Littlejohn & Hood (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open education resources* From 668887cd1920fd4aad5b0b11da0b255e4b04846f Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: lmoessle Date: Thu, 14 Aug 2025 15:02:07 +0000 Subject: [PATCH 05/12] =?UTF-8?q?Studie=20von=20Buntins=20erg=C3=A4nzt?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../index.md | 26 +++++++++---------- 1 file changed, 13 insertions(+), 13 deletions(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 6d67588..a5e9f90 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -3,13 +3,12 @@ Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Zwar ist der unkomplizierte Zugriff auf Arbeitsblätter, Präsentationen oder Schaubilder ein unbestreitbarer Vorteil. Doch OER verkörpern darüber hinaus eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit** und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. -Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer Unterrichtspraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Hetmanek et al.* (2015) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Doch liegt in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? +Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer oder hochschulischer Unterrichts- und Lehrpraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Buntins et al.* (2024) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Liegt etwa in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? ## Eine Frage der Ressourcen -Wenn Lehrpersonen Unterricht vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte oder selbst entwickelte Materialien zurück. OER stellen im Lehrer:innenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern vorwiegend aus **Pragmatismus**. Entscheidend sind Kriterien wie **Curriculumpassung**, **Zeitökonomie** und **didaktische Anschlussfähigkeit**. -Die Offenheit einer Lizenz spielt häufig nur eine marginale Rolle, wenn Lehrpersonen Materialien heraussuchen, abändern und für ihre Zielgruppe aufbereiten (vgl. *Hetmanek et al.* 2015). > [Dazu eine Frage: in welchem Land wurde diese Studie durchgeführt, weil das mit der Frage von Lizenzen ist ein spezifisch deutsches Problem!] +Wenn Lehrpersonen oder Dozierende an Universitäten Unterricht bzw. Seminare vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte, selbst entwickelte oder Materialien aus der Google-Suche zurück. OER stellen im Lehrer:innen- bzw. Dozierendenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern weil das Phänomen nach wie vor noch wenig bekannt ist. Wird geeignetes Material gefunden, spielt die ausgewiesene Lizenz häufig nur eine marginale Rolle [(vgl. Buntins et al. 2024)]. *Admiraal* (2022) ergänzt, dass der Erstkontakt mit OER bei Lehrpersonen oftmals zufällig erfolgt, etwa durch informelle Netzwerke oder kollegiale Empfehlungen. Kommen also Lehrpersonen mit OER in Kontakt oder gebrauchen diese gar, ist das nicht zwingend das Resultat einer strategischen Medienplanung. @@ -18,34 +17,34 @@ Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage ## Barrieren und blinde Flecken -Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022; *Hetmanek et al.*, 2015). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. +Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* 2022). ## Von der Ressource zur offenen Praxis -Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Unterrichtspraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. +Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Lehrpraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. -Offene Bildungsressourcen entfalten ihr volles transformatives Potenzial erst dann, wenn sie in offene Bildungspraktiken eingebettet werden, also in Lehr-Lern-Arrangements, die auf Adaption, Weiterentwicklung, Publikation und kollaborative Gestaltung setzen. +Offene Bildungsressourcen entfalten ihr volles transformatives Potenzial erst dann, wenn sie in offene Bildungspraktiken eingebettet werden, also in Lehr-Lern-Arrangements, die auf Adaption, Weiterentwicklung, Publikation und kollaborative Gestaltung setzen. +Die Befunde von [Buntins et al. (2024)](file:///Users/lauramossle/Downloads/1768_Buntins+et+al_final.pdf) unterstreichen dies: Lehrkräfte in Deutschland nutzen OER eher selten aktiv. Am häufigsten passen sie bestehende offene Materialien an, gefolgt von der reinen Nutzung fremder OER. Die eigenständige Erstellung und Bereitstellung offener Materialien ist hingegen deutlich seltener, ebenso die kooperative Entwicklung. Auch das Wissen über Lizenzvarianten ist gering und bei der Onlinesuche achten Lehrkräfte nur in begrenztem Maße auf offene Lizenzen. -Wie Lehrpersonen also mit OER umgehen, lässt sich dabei differenzieren. *Admiraal* (2022) entwirft eine **Typologie von OER-Nutzenden**, die sich nach dem Grad ihrer Partizipation unterscheiden: +Auch *Admiraal* (2022) kommt zu ähnlichen Ergebnisse und entwirft eine **Typologie von OER-Nutzenden**, die sich nach dem Grad ihrer Partizipation unterscheiden: - **Retain & Consume**: OER werden genutzt, aber unverändert beibehalten (ca. **16 %** der Befragten). - **Adapt & Re-use**: Bestehende Materialien werden an den eigenen Kontext angepasst und erneut verwendet (die größte Gruppe mit ca. **47 %**). - **Create & Add** – Neue Materialien werden entwickelt und in offene Repositorien eingestellt (ca. **12 %**). - **Publish & Comment** – Neben dem Erstellen und Veröffentlichen findet auch ein aktiver Austausch und kollektives Kommentieren in offenen Communities statt (ca. **11 %**). -Die Übersicht verdeutlich, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. > [Dies ist dahingehend hemmend für die Weiterentwicklung von der Lehr- und Lernpraxis, da eine Veränderung der Bildungskultur nicht durch Materialien wie OER vorangetrieben wird, sondern durch das Engagement der Pädagog:innen, die den letzteren Schritt wagt (Littlejohn & Hood 2017: 506f.)]. +Die Übersicht verdeutlicht, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. Dies ist dahingehend hemmend für die Weiterentwicklung von der Lehr- und Lernpraxis, da eine Veränderung der Bildungskultur nicht durch Materialien wie OER vorangetrieben wird, sondern durch das Engagement der Pädagog:innen, die den letzteren Schritt wagt (Littlejohn & Hood 2017: 506 f.). -Gerade hier liegt jedoch nach *Baas et al.* (2022) das größte Innovationspotenzial: In kollaborativen Prozessen werden Qualitätsdimensionen gemeinsam verhandelt, Perspektivenvielfalt integriert und Materialien kontinuierlich verbessert. Dieser Schritt von der Ressource zur Praxis verändert nicht nur die Unterrichtsmaterialien, sondern auch die professionelle Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte – von Materialnutzer:innen hin zu Ko-Produzent:innen und Qualitätsprüfer:innen. +Gerade hier liegt jedoch nach *Baas et al.* (2022) das größte Innovationspotenzial: In kollaborativen Prozessen werden Qualitätsdimensionen gemeinsam verhandelt, Perspektivenvielfalt integriert und Materialien kontinuierlich verbessert. Dieser Schritt von der Ressource zur Praxis verändert nicht nur die Unterrichtsmaterialien, sondern auch die professionelle Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte – von Materialnutzer:innen hin zu Ko-Produzent:innen und Qualitätsprüfer:innen. -Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022). -Erst diese Kombination ermöglicht, dass Offenheit zu einer **gelebten pädagogischen Haltung** wird. +Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022). Erst diese Kombination ermöglicht, dass Offenheit zu einer gelebten pädagogischen Haltung wird. ## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven -Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. > [Vielleicht noch hinzufügen: Diese Offenheit ist jedoch kein Automatismus, aus unserer Erfahrung mit Communities sowie Personen die Material für den Kontext von Schule und Lehre erstellen, es ist etwas, das erlernt und geübt werden muss.] +Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. > Diese Offenheit ist jedoch kein Automatismus, aus unserer Erfahrung mit Communities sowie Personen die Material für den Kontext von Schule und Lehre erstellen, es ist etwas, das erlernt und geübt werden muss. Für Religionslehrkräfte eröffnen sich kreative Handlungsräume, die sich trotz nachvollziehbarer Hemmnisse dennoch lohnen: @@ -62,6 +61,7 @@ Für Religionslehrkräfte eröffnen sich kreative Handlungsräume, die sich trot - Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. - Baas, M., et al. (2022). *Qualitätskriterien und Reflexionsprozesse in der OER-Nutzung von Lehrkräften*. -- Hetmanek, A., et al. (2015). *Lehrkräfte und ihre Nutzung digitaler Bildungsressourcen: Eine Bestandsaufnahme*. +- Buntins, K., Diekmann D., Klar M., Rittberger M., Kerres M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33. +https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X. - Littlejohn & Hood (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open education resources* From cfbd49fa5582816b58f132bdd7c4a7a6e6ea3d2d Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: paulagregorio Date: Thu, 21 Aug 2025 11:47:59 +0000 Subject: [PATCH 06/12] Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md aktualisiert Korrekturen_21.08. --- .../posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md | 2 +- 1 file changed, 1 insertion(+), 1 deletion(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index a5e9f90..530237d 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -17,7 +17,7 @@ Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage ## Barrieren und blinde Flecken -Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. +Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemmnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* 2022). From 6d3b7e4867d1b17e19ea4d58447ddc05003e81fb Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: paulagregorio Date: Thu, 21 Aug 2025 11:57:37 +0000 Subject: [PATCH 07/12] =?UTF-8?q?Erg=C3=A4nzungen=20aus=20den=20Interviews?= =?UTF-8?q?=20(1)=5F21.08.=5FZeile=2017?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md | 1 + 1 file changed, 1 insertion(+) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 530237d..0dab5f4 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -14,6 +14,7 @@ Wenn Lehrpersonen oder Dozierende an Universitäten Unterricht bzw. Seminare vor Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. > [Dies deckt sich auch mit einigen Aussagen, aus unseren Interview, in denen das Teilen von Material für andere Lehrkräfte im Vordergrund stand und nicht die CC-Lizensierung]. +Aus den genannten Interviews lässt sich herausarbeiten, dass Unterrichtsmaterial so passend wie möglich zur Lerngruppe ausgewählt und dann mit kleinen Änderungen für den eigenen Unterricht tauglich gemacht wird. Die Weiterentwicklung des Materials, um dies dann erneut online zur Verfügung zu stellen, fände nur selten bis gar nicht statt. Dazu fehlen nach Einschätzung der interviewten Person weitere Hilfestellungen zur Verwendung von CC-Lizenzen und generelles Wissen zu den Möglichkeiten von und mit OER. ## Barrieren und blinde Flecken From 60b649e9df6a7afa5e6fd6aec54c435293ea3c26 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: paulagregorio Date: Fri, 22 Aug 2025 08:36:31 +0000 Subject: [PATCH 08/12] =?UTF-8?q?Erg=C3=A4nzungen=20Offenheit=20als=20Kult?= =?UTF-8?q?urwandel=5F22.08.=5FZeile=2060?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md | 4 +++- 1 file changed, 3 insertions(+), 1 deletion(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 0dab5f4..2c4c1d5 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -14,7 +14,8 @@ Wenn Lehrpersonen oder Dozierende an Universitäten Unterricht bzw. Seminare vor Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. > [Dies deckt sich auch mit einigen Aussagen, aus unseren Interview, in denen das Teilen von Material für andere Lehrkräfte im Vordergrund stand und nicht die CC-Lizensierung]. -Aus den genannten Interviews lässt sich herausarbeiten, dass Unterrichtsmaterial so passend wie möglich zur Lerngruppe ausgewählt und dann mit kleinen Änderungen für den eigenen Unterricht tauglich gemacht wird. Die Weiterentwicklung des Materials, um dies dann erneut online zur Verfügung zu stellen, fände nur selten bis gar nicht statt. Dazu fehlen nach Einschätzung der interviewten Person weitere Hilfestellungen zur Verwendung von CC-Lizenzen und generelles Wissen zu den Möglichkeiten von und mit OER. +Aus den genannten Interviews lässt sich herausarbeiten, dass Lehrkräfte Unterrichtsmaterial so passend wie möglich zur Lerngruppe auswählen und dann mit kleinen Änderungen für den eigenen Unterricht tauglich machen. Die Weiterentwicklung des Materials, um diese dann erneut online zur Verfügung zu stellen, fände nur selten bis gar nicht statt. Dazu fehlen nach Einschätzung der interviewten Person weitere Hilfestellungen zur Verwendung von CC-Lizenzen und generelles Wissen zu den Möglichkeiten von und mit OER. Vor allem werden aber technische Hürden genannt, die durch fehlende Kenntnisse und unausreichende Auseinandersetzung der Lehrkräfte auch weiterhin bestehen. + ## Barrieren und blinde Flecken @@ -56,6 +57,7 @@ Für Religionslehrkräfte eröffnen sich kreative Handlungsräume, die sich trot *Open* ist in diesem Sinn keine rein technische oder rechtliche Kategorie, sondern eine pädagogische Haltung, ein Bekenntnis zu einer Bildungskultur, die Teilhabe nicht nur ermöglicht, sondern als grundlegendes Prinzip pädagogischen Handelns versteht. +Wenn Material für die eigene Lerngruppen erstellt wird und dabei im Hintergrund der Gedanke der Veröffentlichung steht, fällt es leichter das Material direkt *open* zu gestalten. Dadurch muss das Material nicht erst angepasst werden, sondern es wird von vornherein darauf geachtet, *offen* zu gestalten. Somit wäre unser Ziel Lehrpersonen soweit zu beraten, dass sie diese Prozesse in ihren eigenen Vorgang der Materialerstellung bzw. bei Veränderung anderen Materials einbinden. ## Literatur From e6b3da91aad9dd8f13fc8bc88799ef486bed5d4b Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: lmoessle Date: Fri, 22 Aug 2025 10:32:44 +0000 Subject: [PATCH 09/12] =?UTF-8?q?Teile=20=C3=BCberarbeitet,=20sprachlich?= =?UTF-8?q?=20gegl=C3=A4ttet?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../index.md | 78 +++++++------------ 1 file changed, 27 insertions(+), 51 deletions(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 2c4c1d5..e818823 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -1,70 +1,46 @@ -# „Open“ ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen +# „Open“ ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen +Offene Bildungsressourcen (OER) versprechen weit mehr als den bloßen Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Neben der unkomplizierten Verfügbarkeit von Arbeitsblättern, Präsentationen oder Schaubildern verkörpern sie eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit** und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. -Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Zwar ist der unkomplizierte Zugriff auf Arbeitsblätter, Präsentationen oder Schaubilder ein unbestreitbarer Vorteil. Doch OER verkörpern darüber hinaus eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit** und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. +Empirische Studien ([Baas et al. 2022](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub); [Buntins et al. 2024](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X); [Admiraal 2022](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching)) zeigen jedoch, dass zwischen diesem Anspruch und der Realität schulischer wie hochschulischer Praxis erhebliche Spannungen bestehen. Gerade diese Diskrepanz verweist auf das Potenzial von OER, einen **kulturellen Wandel** in der Bildung zu initiieren. -Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer oder hochschulischer Unterrichts- und Lehrpraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Buntins et al.* (2024) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Liegt etwa in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? +## Eine Frage der Ressourcen +Lehrpersonen und Hochschuldozierende greifen bei der Vorbereitung von Unterricht oder Seminaren überwiegend auf institutionell bereitgestellte Materialien oder Suchergebnisse aus dem Internet zurück. +Die gezielte Recherche nach OER bleibt selten und ist weniger Ausdruck bewusster Ablehnung als mangelnder Bekanntheit. Wird geeignetes Material gefunden, spielt die ausgewiesene Lizenz meist nur eine untergeordnete Rolle. Viele Lehrende teilen ihre eigenen Materialien zudem ohne offene Lizenz, sodass automatisch die Restriktionen des Urheberrechts greifen – häufig ohne Bewusstsein für die damit verbundenen Implikationen ([Buntins et al. 2024](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X)). -## Eine Frage der Ressourcen +[Admiraal (2022)](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching) spricht in diesem Zusammenhang von einer „verborgenen Nutzung“: Lehrkräfte greifen auf Materialien zurück, die sie online finden oder von Kolleg:innen erhalten, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass es sich um OER handelt. In der Regel verbleibt die Nutzung im Bereich individuellen Konsums oder kleiner Anpassungen. Der Schritt zur aktiven, öffentlichen Gestaltung und Weiterentwicklung von OER bleibt die Ausnahme – obgleich gerade hier das Potenzial für eine Veränderung der Lehr- und Lernkultur liegt ([Littlejohn & Hood 2017](https://doi.org/10.1016/j.compedu.2017.02.009)). -Wenn Lehrpersonen oder Dozierende an Universitäten Unterricht bzw. Seminare vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte, selbst entwickelte oder Materialien aus der Google-Suche zurück. OER stellen im Lehrer:innen- bzw. Dozierendenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern weil das Phänomen nach wie vor noch wenig bekannt ist. Wird geeignetes Material gefunden, spielt die ausgewiesene Lizenz häufig nur eine marginale Rolle [(vgl. Buntins et al. 2024)]. +## Qualität als Schlüssel -*Admiraal* (2022) ergänzt, dass der Erstkontakt mit OER bei Lehrpersonen oftmals zufällig erfolgt, etwa durch informelle Netzwerke oder kollegiale Empfehlungen. Kommen also Lehrpersonen mit OER in Kontakt oder gebrauchen diese gar, ist das nicht zwingend das Resultat einer strategischen Medienplanung. +Ob OER tatsächlich genutzt werden, hängt wesentlich von der Wahrnehmung ihrer **Qualität** ab. Lehrkräfte beurteilen Materialien vor allem nach ihrer Passung zum eigenen Unterrichtsstil, zu spezifischen Lernzielen und zum schulischen Kontext ([Admiraal 2022](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching)). +Qualität erscheint damit weniger als universale Eigenschaft, sondern als relationale Kategorie, die Aktualität, Anschlussfähigkeit und didaktische Relevanz umfasst. Offenheit im Sinne der Lizenzierung ist zwar eine notwendige Bedingung für Nachnutzung und Weitergabe, wird jedoch selten als eigener Qualitätsmaßstab wahrgenommen. -Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. > [Dies deckt sich auch mit einigen Aussagen, aus unseren Interview, in denen das Teilen von Material für andere Lehrkräfte im Vordergrund stand und nicht die CC-Lizensierung]. +## Barrieren und blinde Flecken -Aus den genannten Interviews lässt sich herausarbeiten, dass Lehrkräfte Unterrichtsmaterial so passend wie möglich zur Lerngruppe auswählen und dann mit kleinen Änderungen für den eigenen Unterricht tauglich machen. Die Weiterentwicklung des Materials, um diese dann erneut online zur Verfügung zu stellen, fände nur selten bis gar nicht statt. Dazu fehlen nach Einschätzung der interviewten Person weitere Hilfestellungen zur Verwendung von CC-Lizenzen und generelles Wissen zu den Möglichkeiten von und mit OER. Vor allem werden aber technische Hürden genannt, die durch fehlende Kenntnisse und unausreichende Auseinandersetzung der Lehrkräfte auch weiterhin bestehen. +Die Forschung verweist auf strukturelle Hemmnisse, die einer breiteren OER-Nutzung entgegenstehen. Lehrkräfte beklagen die begrenzte Sichtbarkeit und Auffindbarkeit qualitativ geeigneter Materialien ([Baas et al. 2022](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub)). Hinzu kommen unzureichende institutionelle Unterstützungsstrukturen sowie rechtliche und technische Unsicherheiten, insbesondere im Umgang mit offenen Lizenzen und der Integration in bestehende Curricula. Selbst erfahrene OER-Nutzende berichten von Lizenzunsicherheiten ([Admiraal 2022](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching)). Diese Faktoren verdeutlichen, dass es für eine nachhaltige Verankerung offener Bildungspraktiken infrastruktureller wie kultureller Veränderungen bedarf. +## Von der Ressource zur offenen Praxis -## Barrieren und blinde Flecken +OER entfalten ihr transformatives Potenzial erst, wenn sie nicht lediglich als konsumierbare Materialien verstanden, sondern in **offene Bildungspraktiken** eingebettet werden: in Prozesse der Adaption, Weiterentwicklung, Veröffentlichung und kooperativen Gestaltung. Die Studien von [Buntins et al. (2024)](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X) und Admiraal (2022) zeigen jedoch, dass Lehrkräfte OER bislang überwiegend adaptieren oder rezipieren, während eigenständige Produktion und kollaborative Entwicklung marginal bleiben. Auch das Teilen erfolgt meist innerhalb vertrauter schulischer Netzwerke, während öffentliche Plattformen selten genutzt werden. -Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemmnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. +Gerade hierin liegt die Chance: Werden Lehrkräfte systematisch in offenen Praktiken unterstützt – durch rechtliche Orientierung, niedrigschwellige technische Lösungen und kollaborative Entwicklungsformate – können OER zu **Motoren einer innovationsorientierten Bildungskultur** werden. [Baas et al. (2022)](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub) betonen, dass kollaborative Prozesse nicht nur Materialien verbessern, sondern auch Perspektivenvielfalt integrieren und Qualitätsmaßstäbe gemeinsam aushandeln. Dies verändert zugleich die professionelle Selbstwahrnehmung von Lehrkräften – von Materialnutzenden hin zu **Ko-Produzent:innen und Qualitätsgestalter:innen** ([Admiraal 2022](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching)). -Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* 2022). +## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven +Nachhaltige OER-Integration erfordert einen **Paradigmenwechsel**: Offenheit muss als professionelle Norm etabliert und durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen sowie gezielte Kompetenzentwicklung gestützt werden. Offenheit ist kein Automatismus, sondern eine Haltung, die z.B. in Workshops und Fortbildungen erlernt und eingeübt werden muss. -## Von der Ressource zur offenen Praxis +Gerade in der Religionspädagogik eröffnen OER besondere Handlungsräume: -Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Lehrpraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. +- **Kontextualisierte Materialien**: flexible Anpassung an konfessionelle, interreligiöse oder pluralitätsorientierte Unterrichtskontexte +- **Kollaborative Entwicklung**: gemeinsame Erstellung und Pflege religionspädagogischer Materialien, z. B. auf Plattformen wie *rpi-virtuell* +- **Partizipative Lernprozesse**: Einbindung von Lernenden in die Materialentwicklung, etwa durch Erklärvideos oder Glossare -Offene Bildungsressourcen entfalten ihr volles transformatives Potenzial erst dann, wenn sie in offene Bildungspraktiken eingebettet werden, also in Lehr-Lern-Arrangements, die auf Adaption, Weiterentwicklung, Publikation und kollaborative Gestaltung setzen. -Die Befunde von [Buntins et al. (2024)](file:///Users/lauramossle/Downloads/1768_Buntins+et+al_final.pdf) unterstreichen dies: Lehrkräfte in Deutschland nutzen OER eher selten aktiv. Am häufigsten passen sie bestehende offene Materialien an, gefolgt von der reinen Nutzung fremder OER. Die eigenständige Erstellung und Bereitstellung offener Materialien ist hingegen deutlich seltener, ebenso die kooperative Entwicklung. Auch das Wissen über Lizenzvarianten ist gering und bei der Onlinesuche achten Lehrkräfte nur in begrenztem Maße auf offene Lizenzen. +In diesem Sinn ist *open* keine rein technische oder rechtliche Kategorie, sondern eine **pädagogische Haltung** und damit ein Bekenntnis zu einer Bildungskultur, die Teilhabe nicht nur ermöglicht, sondern als grundlegendes Prinzip begreift. Werden Materialien von vornherein mit Blick auf ihre Veröffentlichung erstellt, erleichtert dies ihre offene Gestaltung. Ziel ist es daher, Lehrpersonen so zu beraten und zu befähigen, dass offene Praktiken integraler Bestandteil ihrer Materialentwicklung werden. -Auch *Admiraal* (2022) kommt zu ähnlichen Ergebnisse und entwirft eine **Typologie von OER-Nutzenden**, die sich nach dem Grad ihrer Partizipation unterscheiden: - -- **Retain & Consume**: OER werden genutzt, aber unverändert beibehalten (ca. **16 %** der Befragten). -- **Adapt & Re-use**: Bestehende Materialien werden an den eigenen Kontext angepasst und erneut verwendet (die größte Gruppe mit ca. **47 %**). -- **Create & Add** – Neue Materialien werden entwickelt und in offene Repositorien eingestellt (ca. **12 %**). -- **Publish & Comment** – Neben dem Erstellen und Veröffentlichen findet auch ein aktiver Austausch und kollektives Kommentieren in offenen Communities statt (ca. **11 %**). - -Die Übersicht verdeutlicht, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. Dies ist dahingehend hemmend für die Weiterentwicklung von der Lehr- und Lernpraxis, da eine Veränderung der Bildungskultur nicht durch Materialien wie OER vorangetrieben wird, sondern durch das Engagement der Pädagog:innen, die den letzteren Schritt wagt (Littlejohn & Hood 2017: 506 f.). - -Gerade hier liegt jedoch nach *Baas et al.* (2022) das größte Innovationspotenzial: In kollaborativen Prozessen werden Qualitätsdimensionen gemeinsam verhandelt, Perspektivenvielfalt integriert und Materialien kontinuierlich verbessert. Dieser Schritt von der Ressource zur Praxis verändert nicht nur die Unterrichtsmaterialien, sondern auch die professionelle Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte – von Materialnutzer:innen hin zu Ko-Produzent:innen und Qualitätsprüfer:innen. - -Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022). Erst diese Kombination ermöglicht, dass Offenheit zu einer gelebten pädagogischen Haltung wird. - - -## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven -Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. > Diese Offenheit ist jedoch kein Automatismus, aus unserer Erfahrung mit Communities sowie Personen die Material für den Kontext von Schule und Lehre erstellen, es ist etwas, das erlernt und geübt werden muss. - -Für Religionslehrkräfte eröffnen sich kreative Handlungsräume, die sich trotz nachvollziehbarer Hemmnisse dennoch lohnen: - -- **Kontextualisierte Materialien**: OER ermöglichen die flexible Anpassung an unterschiedliche konfessionelle, interreligiöse oder pluralitätsorientierte Unterrichtskontexte -- **Kollaborative Materialentwicklung**: Offene Plattformen wie rpi-virtuell erlauben die Erstellung und gemeinsame Pflege religionspädagogischer Materialien über Schul- und Gemeindegrenzen hinweg -- **Partizipative Lernprozesse**: Lernende können aktiv in die Erstellung religionspädagogischer Bildungsressourcen eingebunden werden, bspw. bei Erklärvideos oder Glossaren - - -*Open* ist in diesem Sinn keine rein technische oder rechtliche Kategorie, sondern eine pädagogische Haltung, ein Bekenntnis zu einer Bildungskultur, die Teilhabe nicht nur ermöglicht, sondern als grundlegendes Prinzip pädagogischen Handelns versteht. - -Wenn Material für die eigene Lerngruppen erstellt wird und dabei im Hintergrund der Gedanke der Veröffentlichung steht, fällt es leichter das Material direkt *open* zu gestalten. Dadurch muss das Material nicht erst angepasst werden, sondern es wird von vornherein darauf geachtet, *offen* zu gestalten. Somit wäre unser Ziel Lehrpersonen soweit zu beraten, dass sie diese Prozesse in ihren eigenen Vorgang der Materialerstellung bzw. bei Veränderung anderen Materials einbinden. - - -## Literatur - -- Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. -- Baas, M., et al. (2022). *Qualitätskriterien und Reflexionsprozesse in der OER-Nutzung von Lehrkräften*. -- Buntins, K., Diekmann D., Klar M., Rittberger M., Kerres M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33. -https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X. -- Littlejohn & Hood (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open education resources* +## Literatur +- [Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. International Journal on Studies in Education 4 (1), 1–23.](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching) +- [Baas, M.; Van der Rijst, R.; Huizinga, T.; van der Berg, E.; Admiraal, W. (2022). *Would you use them? A qualitative study on teachers' assessments of open educational resources in higher education*. The Internet and Higher Education 54, 1–14.](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub) +- [Buntins, K., Diekmann, D., Klar, M., Rittberger, M., Kerres, M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33.](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X) +- [Littlejohn, A. & Hood, N. (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open educational resources*. Computers & Education 117, 90–101.](https://doi.org/10.1016/j.compedu.2017.02.009) From 752cce3c8e82522eb9fdacdb7d1032161a8d616f Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: lmoessle Date: Fri, 22 Aug 2025 12:18:04 +0000 Subject: [PATCH 10/12] =?UTF-8?q?Teile=20=C3=BCberarbeitet,=20sprachlich?= =?UTF-8?q?=20gegl=C3=A4ttet?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../index.md | 85 ++++++++----------- 1 file changed, 37 insertions(+), 48 deletions(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 2c4c1d5..1c07621 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -1,70 +1,59 @@ -# „Open“ ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen +# *Open* ist eine Haltung: Wie Lehrkräfte mit OER umgehen +OER versprechen weit mehr als den bloßen Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Neben der unkomplizierten Verfügbarkeit von Arbeitsblättern, Präsentationen oder Schaubildern verkörpern sie eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit** und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. -Offene Bildungsressourcen versprechen mehr als lediglich freien Zugang zu Unterrichtsmaterialien. Zwar ist der unkomplizierte Zugriff auf Arbeitsblätter, Präsentationen oder Schaubilder ein unbestreitbarer Vorteil. Doch OER verkörpern darüber hinaus eine bildungstheoretische Vision, die auf **Kollaboration**, **Offenheit** und **Bildungsgerechtigkeit** zielt. +Empirische Studien ([Baas et al. 2022](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub); [Buntins et al. 2024](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X); [Admiraal 2022](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching)) zeigen jedoch, dass zwischen diesem Anspruch und der Realität schulischer wie hochschulischer Praxis erhebliche Spannungen bestehen. Gerade diese Diskrepanz verweist jedoch auf das Potenzial von OER, einen **kulturellen Wandel** in der Bildung zu initiieren. -Doch was geschieht, wenn diese Vision auf die Realität schulischer oder hochschulischer Unterrichts- und Lehrpraxis trifft? Empirische Studien von *Baas et al.* (2022), *Buntins et al.* (2024) und *Admiraal* (2022) geben hierzu differenzierte Einblicke. Ihre Befunde zeigen, dass zwischen dem visionären Potenzial von OER und ihrer gelebten Praxis eine deutliche Lücke besteht. Liegt etwa in eben dieser Diskrepanz womöglich der Schlüssel für einen möglichen **kulturellen Wandel** der Bildungskultur? +## Eine Frage der Ressourcen +Bisweilen greifen Lehrpersonen und Hochschuldozierende bei der Vorbereitung von Unterricht oder Seminaren überwiegend auf institutionell bereitgestellte Materialien oder Suchergebnisse aus dem Internet zurück. +Die gezielte Suche nach OER kommt nur selten vor und ist weniger Ausdruck bewusster Ablehnung als mangelnder Bekanntheit. Wird geeignetes Material gefunden, spielt die ausgewiesene Lizenz meist nur eine untergeordnete Rolle. -## Eine Frage der Ressourcen +Viele Lehrende teilen ihre eigenen Materialien zwar bereitwilligen mit Dritten, jedoch ohne ausgewiesene Lizenz, sodass automatisch die Restriktionen des Urheberrechts greifen. Die damit verbundenen Implikationen sind den meisten Lehrenden jedoch nicht bewusst ([vgl. Buntins et al. 2024](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X)). -Wenn Lehrpersonen oder Dozierende an Universitäten Unterricht bzw. Seminare vorbereiten, greifen sie dabei primär auf institutionell bereitgestellte, selbst entwickelte oder Materialien aus der Google-Suche zurück. OER stellen im Lehrer:innen- bzw. Dozierendenalltag nach wie vor ein Randphänomen dar, weniger aus Ablehnung, sondern weil das Phänomen nach wie vor noch wenig bekannt ist. Wird geeignetes Material gefunden, spielt die ausgewiesene Lizenz häufig nur eine marginale Rolle [(vgl. Buntins et al. 2024)]. +[Admiraal (2022)](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching) spricht in diesem Zusammenhang von einer sog. *verborgenen* Nutzung. Lehrkräfte greifen auf Materialien zurück, die sie online finden oder von Kolleg:innen erhalten, ohne sich genauer mit den rechtlichen Vorgaben auseinanderzusetzen. +Treffen sie zufällig auf OER, ist ihnen das meist gar nicht bewusst. In der Regel verbleibt die Nutzung im Bereich individuellen Konsums oder kleiner Anpassungen. Der Schritt zur aktiven, öffentlichen Gestaltung und Weiterentwicklung von OER bleibt bei den meisten Lehrenden die Ausnahme, obgleich gerade hier das Potenzial für eine Veränderung der Lehr- und Lernkultur liegt ([Littlejohn & Hood 2017](https://doi.org/10.1016/j.compedu.2017.02.009)). -*Admiraal* (2022) ergänzt, dass der Erstkontakt mit OER bei Lehrpersonen oftmals zufällig erfolgt, etwa durch informelle Netzwerke oder kollegiale Empfehlungen. Kommen also Lehrpersonen mit OER in Kontakt oder gebrauchen diese gar, ist das nicht zwingend das Resultat einer strategischen Medienplanung. +## Didaktische Passung als Schlüssel -Die Entscheidung, ob OER von Lehrpersonen verwendet werden, hängt an der Frage der Qualität. *Admiraal* (2022) hebt hervor, dass Qualitätswahrnehmung von Lehrpersonen mit Blick auf den jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext erfolgt. Lehrkräfte bewerten Materialien primär nach der Passung zum eigenen Unterrichtsstil und zu den spezifischen Lernzielen. Offenheit, im Sinne der CC-Lizenzen ist dabei ein Ermöglichungsfaktor, jedoch kein Selbstzweck. > [Dies deckt sich auch mit einigen Aussagen, aus unseren Interview, in denen das Teilen von Material für andere Lehrkräfte im Vordergrund stand und nicht die CC-Lizensierung]. +Ob OER tatsächlich genutzt werden, hängt wesentlich von der Wahrnehmung ihrer **Qualität** im Verhältnis zum eigenen Unterrich ab. ([Admiraal 2022](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching)) hebt hervor, dass sich die zentralen Herausforderungen der Lehrkräfte bei der OER-Nutzung darauf beziehen, geeignete, qualitativ hochwertige und zugleich kontextrelevante Materialien zu finden. +Die Qualitätswahrnehmung erfolgt dabei nicht abstrakt, sondern in enger Verbindung zum jeweiligen Schul- und Unterrichtskontext. + Materialien müssen anschlussfähig an den eigenen Unterrichtsstil und die spezifischen Lernziele sein. Insofern ist Qualität für Lehrpersonen weniger eine universale Eigenschaft von OER, sondern eine **relationale Kategorie**, die sich aus Passung, Aktualität und situativer Relevanz ergibt. Offenheit im Sinne der Lizenzierung ist dabei ein wesentlicher Ermöglichungsfaktor, sie wird jedoch nicht als Selbstzweck wahrgenommen, sondern tritt hinter der Frage zurück, ob ein Material didaktisch sinnvoll einsetzbar und für die konkrete Lerngruppe geeignet ist. + -Aus den genannten Interviews lässt sich herausarbeiten, dass Lehrkräfte Unterrichtsmaterial so passend wie möglich zur Lerngruppe auswählen und dann mit kleinen Änderungen für den eigenen Unterricht tauglich machen. Die Weiterentwicklung des Materials, um diese dann erneut online zur Verfügung zu stellen, fände nur selten bis gar nicht statt. Dazu fehlen nach Einschätzung der interviewten Person weitere Hilfestellungen zur Verwendung von CC-Lizenzen und generelles Wissen zu den Möglichkeiten von und mit OER. Vor allem werden aber technische Hürden genannt, die durch fehlende Kenntnisse und unausreichende Auseinandersetzung der Lehrkräfte auch weiterhin bestehen. +## Barrieren und blinde Flecken +Studien verweisen zunehmend auf strukturelle Hemmnisse als zentrale Ursache für die bislang eingeschränkte Nutzung von OER. [Baas et al. (2022)](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub) zeigen, dass Lehrende insbesondere mit der begrenzten Sichtbarkeit und Auffindbarkeit qualitativ geeigneter Materialien konfrontiert sind, da relevante und aktuelle Ressourcen häufig schwer zugänglich sind (vgl. Baas et al. 2022, 7). -## Barrieren und blinde Flecken +Darüber hinaus mangelt es weitestgehend noch immer an einer systematischen institutionellen Unterstützung. Fortbestehende rechtliche und technische Unsicherheiten, etwa im Hinblick auf offene Lizenzen und Fragen der Implementierung in bestehende Curricula stellen eine Hürde für Lehrende dar. Diese Bedingungen hemmen nach wie vor die nachhaltige Integration offener Bildungsressourcen in den Schul- und Hochschulkontext. Selbst unter erfahrenden OER-Nutzenden herrschen noch immer Lizenzunsicherheiten vor (vgl. [Admiraal 2022](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub)). -Inzwischen ist durch Studien recht gut belegt, dass strukturelle Hemmnisse einen immensen Faktor darstellen, warum OER nicht zum Einsatz kommen (*Baas et al.*, 2022). Hierzu zählen vor allem mangelnde Sichtbarkeit der Materialien, fehlende institutionelle Unterstützung und rechtliche Unsicherheiten. Dies deutet auf infrastrukturelle Defizite hin, die den Einsatz offener Ressourcen nach wie vor zu wenig unterstützen. +## Von der Ressource zur offenen Praxis -Darüber hinaus herrschen noch immer verbreitete **Lizenzunsicherheiten** selbst unter erfahrenen OER-Nutzenden vor, was die Weitergabe, Bereitstellung und Nachnutzung von Materialien als OER deutlich hemmt (*Admiraal* 2022). +OER entfalten ihr transformatives Potenzial erst, wenn sie nicht lediglich als konsumierbare Materialien verstanden, sondern in **offene Bildungspraktiken**, sog. OEP eingebettet werden. Damit sind z.B. Prozesse der Adaption, Weiterentwicklung, Veröffentlichung und kooperativen Gestaltung gmeint. Die Studien von [Buntins et al. (2024)](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X) und Admiraal (2022) zeigen jedoch, dass Lehrkräfte OER bislang überwiegend adaptieren oder rezipieren, während eigenständige Produktion und kollaborative Entwicklung marginal bleiben. +Auch das Teilen erfolgt meist innerhalb vertrauter schulischer Netzwerke, während öffentliche Plattformen (aufgrund fehlender rechtlicher Kenntnisse) selten genutzt werden. +Gerade hierin liegt jedoch eine Chance. Werden Lehrkräfte systematisch in offenen Praktiken unterstützt, z.B. durch rechtliche Orientierung, niedrigschwellige technische Lösungen und kollaborative Formate, können OER zu **Motoren einer innovationsorientierten Bildungskultur** werden. +[Baas et al. (2022)](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub) betonen, dass kollaborative Prozesse nicht nur Materialien verbessern, sondern auch Perspektivenvielfalt integrieren und Qualitätsmaßstäbe gemeinsam aushandeln. Dies verändert zugleich die professionelle Selbstwahrnehmung von Lehrkräften, von Materialnutzenden hin zu **Ko-Produzent:innen und Qualitätsgestalter:innen**. -## Von der Ressource zur offenen Praxis +## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven -Die Praxis von Lehrpersonen zeigt deutlich, dass Offenheit kein Selbstläufer darstellt. Kommt es zum Einsatz von OER in der Schul- und Lehrpraxis, wird jedoch auch deutlich, dass OER noch immer hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Selbst qualitativ hochwertige OER werden nicht automatisch zu Treibern innovativer Lehr-Lern-Kulturen, solange sie primär als fertige, unveränderliche Produkte verstanden werden. +Nachhaltige OER-Integration in die eigene Lehrpraxis sowie das Bereitstellen von Materialien erfordert einen **Paradigmenwechsel**: Offenheit muss als professionelle Norm etabliert und durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen sowie gezielte Kompetenzentwicklung gestützt werden. Offenheit ist kein Automatismus, sondern eine **Haltung**, die z.B. in Workshops und Fortbildungen erlernt und eingeübt werden muss. -Offene Bildungsressourcen entfalten ihr volles transformatives Potenzial erst dann, wenn sie in offene Bildungspraktiken eingebettet werden, also in Lehr-Lern-Arrangements, die auf Adaption, Weiterentwicklung, Publikation und kollaborative Gestaltung setzen. -Die Befunde von [Buntins et al. (2024)](file:///Users/lauramossle/Downloads/1768_Buntins+et+al_final.pdf) unterstreichen dies: Lehrkräfte in Deutschland nutzen OER eher selten aktiv. Am häufigsten passen sie bestehende offene Materialien an, gefolgt von der reinen Nutzung fremder OER. Die eigenständige Erstellung und Bereitstellung offener Materialien ist hingegen deutlich seltener, ebenso die kooperative Entwicklung. Auch das Wissen über Lizenzvarianten ist gering und bei der Onlinesuche achten Lehrkräfte nur in begrenztem Maße auf offene Lizenzen. +Gerade in der **Religionspädagogik** bieten OER besondere Chancen, die den zusätzlichen Aufwand ihrer Erstellung und die Suche nach OER für die Lehrpraxis rechtfertigen. Sie eröffnen didaktische und strukturelle Handlungsräume, die über traditionelle Materialien hinausgehen: -Auch *Admiraal* (2022) kommt zu ähnlichen Ergebnisse und entwirft eine **Typologie von OER-Nutzenden**, die sich nach dem Grad ihrer Partizipation unterscheiden: +1. **Kontextualisierte Materialien**: OER können passgenau auf die jeweilige Zielgruppe, den religiösen Kontext und spezifische Lernbedarfe zugeschnitten werden. +2. **Kollaborative Entwicklung**: Offene Plattformen wie rpi-virtuell ermöglichen die gemeinschaftliche Erstellung, Pflege und Weiterentwicklung religionspädagogischer Materialien über Institutions- und Konfessionsgrenzen hinweg. +3. **Partizipative Lernprozesse**: Lernende können aktiv in die Materialentwicklung eingebunden werden. +4. **Machtsensible Gestaltung**: Kollaborative OER-Produktion eröffnet vielfältigen Stimmen Raum und trägt dazu bei, unterschiedliche Perspektiven sichtbar zu machen und Stereotypisierungen zu vermeiden. +5. **Aktualität**: Durch ihre Offenheit lassen sich OER flexibel an bildungstheoretische Konzepte, länderspezifische Lehrpläne oder aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen anpassen. -- **Retain & Consume**: OER werden genutzt, aber unverändert beibehalten (ca. **16 %** der Befragten). -- **Adapt & Re-use**: Bestehende Materialien werden an den eigenen Kontext angepasst und erneut verwendet (die größte Gruppe mit ca. **47 %**). -- **Create & Add** – Neue Materialien werden entwickelt und in offene Repositorien eingestellt (ca. **12 %**). -- **Publish & Comment** – Neben dem Erstellen und Veröffentlichen findet auch ein aktiver Austausch und kollektives Kommentieren in offenen Communities statt (ca. **11 %**). +In diesem Sinn ist *open* keine rein technische oder rechtliche Kategorie, sondern eine **pädagogische Haltung** und damit ein Bekenntnis zu einer Bildungskultur, die Teilhabe nicht nur ermöglicht, sondern als grundlegendes Prinzip begreift. +Werden Materialien von vornherein als OER erstellt, erleichtert dies ihre Publikation. Langfristiges Ziel ist es, Lehrpersonen darin zu unterstützen, offene Praktiken als Bestandteil ihrer Lehrpraxis zu gestalten. -Die Übersicht verdeutlicht, dass fast zwei Drittel der Lehrenden sich im Bereich des individuellen Konsums und der Anpassung bewegen, während nur ein kleinerer Anteil den Schritt in die öffentliche, kollaborative Gestaltung wagt. Dies ist dahingehend hemmend für die Weiterentwicklung von der Lehr- und Lernpraxis, da eine Veränderung der Bildungskultur nicht durch Materialien wie OER vorangetrieben wird, sondern durch das Engagement der Pädagog:innen, die den letzteren Schritt wagt (Littlejohn & Hood 2017: 506 f.). +## Literatur -Gerade hier liegt jedoch nach *Baas et al.* (2022) das größte Innovationspotenzial: In kollaborativen Prozessen werden Qualitätsdimensionen gemeinsam verhandelt, Perspektivenvielfalt integriert und Materialien kontinuierlich verbessert. Dieser Schritt von der Ressource zur Praxis verändert nicht nur die Unterrichtsmaterialien, sondern auch die professionelle Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte – von Materialnutzer:innen hin zu Ko-Produzent:innen und Qualitätsprüfer:innen. - -Wer OER nicht nur verwendet, sondern aktiv gestaltet, benötigt neben Zugang und Qualitätsbewusstsein auch institutionelle Unterstützung, Rechtssicherheit und kollegiale Netzwerke. Kooperative Entwicklungsprozesse steigern die Qualität und Innovationskraft von OER. Kollegiale Netzwerke fungieren dabei als Katalysatoren, indem sie Perspektivenvielfalt und geteilte Verantwortung in den Produktionsprozess einbringen (Admiraal 2022). Erst diese Kombination ermöglicht, dass Offenheit zu einer gelebten pädagogischen Haltung wird. - - -## Offenheit als Kulturwandel: Religionspädagogische Perspektiven -Sowohl *Baas et al.* (2022) als auch *Admiraal* (2022) betonen, dass nachhaltige OER-Integration einen **Paradigmenwechsel** erfordert. Offenheit muss als **professionelle Norm** verankert werden, unterstützt durch institutionelle Anerkennung, infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Kompetenzentwicklung. Erst dann wird das Teilen von Materialien zu einer selbstverständlichen pädagogischen Praxis. > Diese Offenheit ist jedoch kein Automatismus, aus unserer Erfahrung mit Communities sowie Personen die Material für den Kontext von Schule und Lehre erstellen, es ist etwas, das erlernt und geübt werden muss. - -Für Religionslehrkräfte eröffnen sich kreative Handlungsräume, die sich trotz nachvollziehbarer Hemmnisse dennoch lohnen: - -- **Kontextualisierte Materialien**: OER ermöglichen die flexible Anpassung an unterschiedliche konfessionelle, interreligiöse oder pluralitätsorientierte Unterrichtskontexte -- **Kollaborative Materialentwicklung**: Offene Plattformen wie rpi-virtuell erlauben die Erstellung und gemeinsame Pflege religionspädagogischer Materialien über Schul- und Gemeindegrenzen hinweg -- **Partizipative Lernprozesse**: Lernende können aktiv in die Erstellung religionspädagogischer Bildungsressourcen eingebunden werden, bspw. bei Erklärvideos oder Glossaren - - -*Open* ist in diesem Sinn keine rein technische oder rechtliche Kategorie, sondern eine pädagogische Haltung, ein Bekenntnis zu einer Bildungskultur, die Teilhabe nicht nur ermöglicht, sondern als grundlegendes Prinzip pädagogischen Handelns versteht. - -Wenn Material für die eigene Lerngruppen erstellt wird und dabei im Hintergrund der Gedanke der Veröffentlichung steht, fällt es leichter das Material direkt *open* zu gestalten. Dadurch muss das Material nicht erst angepasst werden, sondern es wird von vornherein darauf geachtet, *offen* zu gestalten. Somit wäre unser Ziel Lehrpersonen soweit zu beraten, dass sie diese Prozesse in ihren eigenen Vorgang der Materialerstellung bzw. bei Veränderung anderen Materials einbinden. - - -## Literatur - -- Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. -- Baas, M., et al. (2022). *Qualitätskriterien und Reflexionsprozesse in der OER-Nutzung von Lehrkräften*. -- Buntins, K., Diekmann D., Klar M., Rittberger M., Kerres M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33. -https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X. -- Littlejohn & Hood (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open education resources* +* [Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. International Journal on Studies in Education 4 (1), 1–23.](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching). +* [Baas, M.; Van der Rijst, R.; Huizinga, T.; van der Berg, E.; Admiraal, W. (2022). *Would you use them? A qualitative study on teachers' assessments of open educational resources in higher education*. The Internet and Higher Education 54, 1–14.](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub). +* [Buntins, K., Diekmann, D., Klar, M., Rittberger, M., Kerres, M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33.](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X). +* [Littlejohn, A. & Hood, N. (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open educational resources*. British Journal of Educational Technology 48 (2), 499–510. doi:10.1111/bjet.12438](https://doi.org/10.1111/bjet.12438). From 6e0749ca8a71036a37fb12415ea9a51dc2169acf Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: lmoessle Date: Fri, 22 Aug 2025 12:27:47 +0000 Subject: [PATCH 11/12] Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md aktualisiert --- .../2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md | 7 ++----- 1 file changed, 2 insertions(+), 5 deletions(-) diff --git a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md index 9f5860f..e3e672e 100644 --- a/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md +++ b/Website/content/posts/2025-11-10-Wie-gehen-Lehrpersonen-mit-OER-um/index.md @@ -52,12 +52,9 @@ Werden Materialien von vornherein als OER erstellt, erleichtert dies ihre Publik ## Literatur -* [Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. International Journal on Studies in Education 4 (1), 1–23.](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching). +* [Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. International Journal on Studies in Education 4 (1), 1–23.](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching) * [Baas, M.; Van der Rijst, R.; Huizinga, T.; van der Berg, E.; Admiraal, W. (2022). *Would you use them? A qualitative study on teachers' assessments of open educational resources in higher education*. The Internet and Higher Education 54, 1–14.](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub). * [Buntins, K., Diekmann, D., Klar, M., Rittberger, M., Kerres, M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33.](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X). * [Littlejohn, A. & Hood, N. (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open educational resources*. British Journal of Educational Technology 48 (2), 499–510. doi:10.1111/bjet.12438](https://doi.org/10.1111/bjet.12438). -- [Admiraal, W. (2022). *A typology of educators using Open Educational Resources for teaching*. International Journal on Studies in Education 4 (1), 1–23.](https://www.researchgate.net/publication/350954901_A_Typology_of_Educators_Using_Open_Educational_Resources_for_Teaching) -- [Baas, M.; Van der Rijst, R.; Huizinga, T.; van der Berg, E.; Admiraal, W. (2022). *Would you use them? A qualitative study on teachers' assessments of open educational resources in higher education*. The Internet and Higher Education 54, 1–14.](https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1096751622000136?via%3Dihub) -- [Buntins, K., Diekmann, D., Klar, M., Rittberger, M., Kerres, M. (2024). «Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland». MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33.](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X) -- [Littlejohn, A. & Hood, N. (2017). *How educators build knowledge and expand their practice: The case of open educational resources*. 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OEP eingebettet werden. Damit sind z.B. Prozesse der Adaption, Weiterentwicklung, Veröffentlichung und kooperativen Gestaltung gmeint. Die Studien von [Buntins et al. (2024)](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X) und Admiraal (2022) zeigen jedoch, dass Lehrkräfte OER bislang überwiegend adaptieren oder rezipieren, während eigenständige Produktion und kollaborative Entwicklung marginal bleiben. +OER entfalten ihr transformatives Potenzial erst, wenn sie nicht lediglich als konsumierbare Materialien verstanden, sondern in **offene Bildungspraktiken**, sog. OEP eingebettet werden. Damit sind z.B. Prozesse der Adaption, Weiterentwicklung, Veröffentlichung und kooperativen Gestaltung gemeint. Die Studien von [Buntins et al. (2024)](https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X) und Admiraal (2022) zeigen jedoch, dass Lehrkräfte OER bislang überwiegend adaptieren oder rezipieren, während eigenständige Produktion und kollaborative Entwicklung marginal bleiben. Auch das Teilen erfolgt meist innerhalb vertrauter schulischer Netzwerke, während öffentliche Plattformen (aufgrund fehlender rechtlicher Kenntnisse) selten genutzt werden. Gerade hierin liegt jedoch eine Chance. Werden Lehrkräfte systematisch in offenen Praktiken unterstützt, z.B. durch rechtliche Orientierung, niedrigschwellige technische Lösungen und kollaborative Formate, können OER zu **Motoren einer innovationsorientierten Bildungskultur** werden.