Blogartikel zu Ästhetischer Qualität von OER
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# OER und visuelle Qualität: Eine kritische Reflexion offener Bildungsmaterialien in der theologischen Hochschullehre
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## Inhalt oder Eindruck? Warum Ästhetik in OER zählt
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Bildung ist mehr als reine Wissensvermittlung, sie ist immer auch eine Frage der Form. Doch welche Rolle spielt die visuelle Gestaltung offener Bildungsmaterialien? Reicht es, dass Inhalte fachlich korrekt und rechtlich sicher sind? Oder ist das *Wie* ihrer Darstellung ebenso entscheidend wie das *Was*?
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Insbesondere im Kontext digitaler Lehre ist diese Frage brisanter denn je: Visuelle Kommunikation prägt längst unseren Informationsalltag: von Infografiken über Lernvideos bis hin zu Info-Kacheln und Bilder auf Instagram. Und doch ist die visuelle Qualität von OER bislang ein weitgehend unterbelichtetes Thema, besonders in der theologischen Hochschuldidaktik.
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## Der *Iconic Turn* und visuelle OER-Qualität
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Mit dem „Iconic Turn“ ([Boehm 1994](#)) bzw. dem „Pictorial Turn“ ([Mitchell 1994](#)) hat das Bild neue Relevanz in Wissenschaft und Bildung gewonnen. Gerade die Digitalisierung hat dieser Entwicklung Vorschub geleistet: Bildkommunikation wird zur dominanten Kulturtechnik, nicht nur im Alltag, sondern zunehmend auch in Lehr-Lern-Kontexten ([Missomelius 2017](https://doi.org/10.21240/mpaed/27/2017.04.27.X)).
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Dennoch konstatiert Missomelius eine Forschungslücke in der medienpädagogischen Auseinandersetzung mit visueller Wissensvermittlung. Dabei ist Bildlichkeit längst elementarer Bestandteil didaktischer Settings: von Schaubildern bis zu [Erklärvideos](https://www.die-bibel.de/ressourcen/wirelex/3-methoden-und-medien/erklaervideo). OER-Erstellende greifen häufig auf Stockfotografie oder KI-generierte Bilder zurück aus Gründen der Zugänglichkeit, Ästhetik und (vermeintlichen) Rechtssicherheit.
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Doch damit eröffnen sich neue bildethische Herausforderungen: Welche Stereotype werden (re-)produziert? Woher stammen die Trainingsdaten? Welche impliziten Normen vermitteln diese Bilder? In theologischen Kontexten, in denen Bildverwendung stets auch eine Reflexion religiöser Bedeutungen mit sich bringt, ist diese Auseinandersetzung umso dringlicher.
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## Visuelle Qualität in OER: Zwischen Anspruch und Realität
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Die visuelle Gestaltung ist für viele Lehrende ein Ausdruck von Wertschätzung gegenüber den Lernenden, wie die empirische Begleitforschung des FOERBICO-Projekts anhand der Interviews aufzeigen konnte.
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Ästhetisch ansprechende Inhalte steigern nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern werden auch als Ausdruck eines ernsthaften pädagogischen Engagements wahrgenommen. Gleichzeitig empfinden viele Lehrpersonen ihre gestalterischen Fähigkeiten als begrenzt und wünschen sich professionelle Unterstützung, da sie weder die Zeit noch die Expertise haben, um ansprechende Grafiken selbst zu erstellen.
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Es zeigt sich, dass visuelle Qualität eine zentrale Voraussetzung darstellt, damit OER überhaupt genutzt und von Lernenden geschätzt werden. Dies ist insbesondere in aktuellen Bildungskontexten relevant, die von visueller Sozialisation äußerst stark beeinflußt sind.
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## Problemfelder: KI-generierte Bilder und rechtliche Unsicherheiten
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Viele Materialerstellende greifen zunehmend auf frei zugängliche Plattformen wie Pixabay oder KI-gestützte Tools zur Bildgenerierung zurück, um schnell, unkompliziert und vermeintlich rechtssicher an visuell ansprechende und passgenaue Bilder zu gelangen. Besonders im Kontext von OER ist der Bedarf nach rechtlich unbedenklichem Bildmaterial hoch, da hier nicht nur die Nutzung, sondern auch die Weitergabe und Veränderbarkeit der Bilder rechtlich abgesichert sein müssen. Diese Plattformen versprechen eine pragmatische Lösung: Hochauflösende Bilder, einfache Suche über Verschlagwortung, unkomplizierter Download und die Aussicht auf freie Nutzung.
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Doch auch in diesem scheinbar unkomplizierten Zugang verbergen sich erhebliche Herausforderungen. Bilddatenbanken wie Pixabay sind häufig von uneinheitlichen Lizenzmodellen und unklaren Nutzungsbedingungen geprägt (vgl. Steinhau 2021). Zudem lässt sich die Herkunft der Bilder nicht immer sicher nachvollziehen.
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Die Situation wird noch komplexer bei KI-generierten Bildern. Zwar unterliegen diese aktuell nicht dem klassischen Urheberrecht, was zunächst eine unkomplizierte Nutzung nahelegt. Doch gerade diese fehlende urheberrechtliche Klärung wirft grundlegende Fragen zu einer verantwortungsvollen Verwendung auf:
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- Wer sind die eigentlichen Urheber*innen der Trainingsdaten?
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- Haben diese zugestimmt, dass ihre urheberrechtlich geschützten Werke für die KI-Trainingsdaten verwendet werden?
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- Wie nachhaltig ist der hohe Energieverbrauch, der mit der KI-Bildgenerierung einhergeht?
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Darüber hinaus zeigen erste Studien, dass KI-generierte Bilder bestehende stereotype Darstellungen und Vorurteile visuell reproduzieren (vgl. Burghard & Hornung 2024). Vor diesem Hintergrund arbeitet die EU derzeit an einer Regulierung von KI-Systemen, die Transparenz, Sicherheit und Verantwortlichkeit stärken soll. Diese umfasst auch den Umgang mit Trainingsdaten und die Vermeidung von Diskriminierung, was die rechtliche Einordnung und den ethischen Umgang mit KI-Bildern künftig maßgeblich prägen wird ([Tagesschau, 2025](https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-regeln-ki-100.html)).
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Insgesamt sind diese Fragen nicht nur juristisch relevant, sondern stellen vor allem eine ethische Herausforderung dar, besonders im Bildungsbereich, der eine kritische Reflexion und Urteilsfähigkeit bei Lernenden fördern will.
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## Konsequenzen für die religiöse Bildskepsis in der Theologie
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Das Christentum ist historisch durch eine ambivalente Haltung gegenüber Bildern geprägt, die sich aus seiner „Wortreligion“ ableitet, in der dem gesprochenen und geschriebenen Wort eine zentrale Offenbarungsfunktion zukommt (Burrichter 2015). Das biblische Bilderverbot und innerchristliche Kontroversen über Bilddarstellungen wirken bis heute nach und beeinflussen maßgeblich religionspädagogische Fragestellungen. Dabei ist eine wichtige Unterscheidung zwischen bildtheologischen und bilddidaktischen Aspekten zu treffen: Während bildtheologische Überlegungen das Verhältnis von Bild und Offenbarung thematisieren, fokussiert die Bilddidaktik auf die Förderung von Wahrnehmung, Deutung und kritischer Reflexion im Lernprozess.
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Gerade angesichts der heute omnipräsenten Bilderflut, nicht zuletzt durch digitale Medien und KI-generierte Bildwelten, gewinnt eine theologisch fundierte, reflektierte Bildnutzung an Bedeutung. Theologische Stimmen wie Beck & Kohlbrenner (2024) und Pirker (2021) plädieren dafür, Bilder nicht pauschal abzulehnen, sondern sie als Lernmedien bewusst und kritisch zu gestalten. Die Herausforderung besteht darin, Wahrnehmungs- und Deutungsprozesse zu ermöglichen, die über eine rein funktionale Verwendung hinausgehen.
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Diese Fragen sind auch für die theologische Hochschuldidaktik relevant: Sie fordern eine fachübergreifende Auseinandersetzung, wie eine reflektierte Bildkompetenz im Sinne einer fundierten theologischen Bildung systematisch vermittelt werden kann – um so einen verantwortungsvollen Umgang mit visuellen Medien im digitalen Zeitalter zu fördern.
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## Digitale Bildkulturen und ihre Herausforderung für die Religionspädagogik
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Digitale Bildkulturen stellen neue Herausforderungen für die ästhetische Bildung in der Religionspädagogik dar, insbesondere im Kontext von OER. Während bildtheologische Fragestellungen traditionell bildsprachliche Organisationsformen, das Darstellbarkeitsproblem des Undarstellbaren, die Funktion von Bildern als Medium religiöser Bildungsprozesse und die sinnlich-ästhetische Dimension religiöser Bildung fokussieren (vgl. Gärtner 2016), gewinnt die Reflexion über die **Dynamik digitaler Bildwelten** erst allmählich an Bedeutung. Insbesondere im Social Web emergierende Bilder prägen individuelle Bildpraktiken (vgl. Pirker 2020, 381–387).
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Die Bilddidaktik in der Religionspädagogik hat sich bislang stark am kunstwissenschaftlichen Diskurs orientiert und setzt auf komplexe Werke mit theologisch-ästhetischer Tiefe. Kunstwerke sind polysem – also vieldeutig – was sie zu einem herausfordernden Medium macht. Sie wecken Emotionen, Deutungen und Werte, können Transzendenz hervorrufen und Inhalte sowohl direkt als auch unterschwellig vermitteln. Gerade diese gestaltende und mobilisierende Wirkung macht sie zu einem wichtigen Bestandteil religiöser Bildungsprozesse (vgl. Pirker 2021, 160).
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Allerdings erschweren eng gefasste Lizenzbedingungen die Verfügbarkeit von Kunstwerken für den OER-Bereich, während KI-generierte Bilder oder Stock-Fotografie noch nicht an die inhaltliche und theologische Tiefe heranreichen, um als tragfähige Bildungsmedien zu dienen. Sie dienen häufig dazu, das Arbeitsmaterial zu verschönern oder zu strukturieren, nicht jedoch als eigenständiger Lerngegenstand. Zudem erfordert die zunehmende Verbreitung bearbeiteter und manipulierten Bilder einen geschulten, kritischen Umgang mit bildlich vermittelten Botschaften. „Ein bildkritischer Umgang muss angesichts der Persuasivität bildlich vermittelter Botschaften kontinuierlich eingeübt werden“ (Pirker 2021, 162).
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Zukunftsperspektivisch berührt dies zentrale Anliegen der neuen Bilddidaktik: Verlangsamung, Vertiefung und theologische Reflexion in digitalen Bildwelten. Die Herausforderung bleibt, wie OER und KI-basierte Bildtechnologien eingesetzt werden können, ohne die für die Religionspädagogik essenziellen didaktischen Prozesse zu verkürzen.
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## Fazit und Ausblick
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Die visuelle Qualität von OER ist ein zentrales Thema für die Hochschullehre, insbesondere in der Theologie. Dabei zeigt sich, dass der Einsatz von Bildmaterial nicht nur lediglich ein "Add-on" zur ästhetischen Aufbereitung ist, sondern ein komplexes Spannungsfeld aufmacht: Die Balance zwischen Pragmatismus, rechtlichen Unsicherheiten, ästhetischen Ansprüchen und bildethischen Fragestellungen stellt eine Herausforderung dar.
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DAs FOERBICO widmet sich der Weiterentwicklung theologischer OER-Qualitätskriterien und bieten Raum für weitergehende Reflexionen. Auch über den religionspädagogischen Kontext hinaus, sind neben der Verbreitung von OER auch die Frage nach fachspezifischen Qualitätskriterien von Relevanz. Die theologische Hochschuldidaktik/Hochschullehre kann in diesem Kontext von ihrer Multiperspektivität auf den Umgang mit Bildern profitieren. Die Frage nach den Anforderungen von Bildmaterialien im aufgezeigten Spannungsfeld bleibt bislang bestehen.
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Eine offene Diskussion ist weiterhin erforderlich, um die Potenziale und Grenzen offener Bildungsmaterialien kritisch zu hinterfragen und eine fachdidaktische Haltung zu entwickeln.
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## Literatur
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Beck, W. / Kohlbrenner, L. (2024): Ein Sein vor, hinter und in dem Bild? In: Pirker, V./Paschke, P. (Hg.): *Religion auf Instagram*, Freiburg, S. 194–211.
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Boehm, G. (1994): *Was ist ein Bild?* Wilhelm Fink.
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Burghard, M. / Hornung, A. (2024): Was ist schon normal? In: *Kritische Berichte* 52 (2), S. 64–72. https://doi.org/10.11588/kb.2024.2.103988
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Burrichter, R. (2015): Bilder. In: WiReLex, https://www.die-bibel.de/ressourcen/wirelex/3-methoden-und-medien/bilder
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Gärtner, C. (2016): Bildung, ästhetische. In: WiReLex, https://www.die-bibel.de/ressourcen/wirelex/8-lernende-lehrende/bildung-aesthetische
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Missomelius, P. (2017): Medienpädagogische Aufgabenfelder. In: *MedienPädagogik*, 27. https://doi.org/10.21240/mpaed/27/2017.04.27.X
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Mitchell, W. J. T. (1994): *Picture Theory*, Chicago.
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Pirker, V. (2021): Zur Macht der Bilder. In: Beck/Nord/Valentin (Hg.): *Theologie und Digitalität*, Freiburg, S. 155–179.
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Pirker, V. (2020): Digital Visual Cultures. In: *Theologie der Gegenwart*, 63(4), S. 381–387.
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Steinhau, H. (2021): Pixabay und Co. https://open-educational-resources.de/pixabay-und-co/
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Zawacki-Richter, O. / Mayrberger, K. (2017): Qualität von OER. https://www.synergie.uni-hamburg.de/media/sonderbaende/qualitaet-von-oer-2017.pdf
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