From 8312132ce94bac32c2fbe6a388c2de248bdd5623 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: buchwaldchassee Date: Tue, 10 Dec 2024 11:53:39 +0000 Subject: [PATCH] =?UTF-8?q?sb/content/posts/2024-12-10-Antisemitismus-Tref?= =?UTF-8?q?fen/index.md=20hinzugef=C3=BCgt?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../index.md | 114 ++++++++++++++++++ 1 file changed, 114 insertions(+) create mode 100644 sb/content/posts/2024-12-10-Antisemitismus-Treffen/index.md diff --git a/sb/content/posts/2024-12-10-Antisemitismus-Treffen/index.md b/sb/content/posts/2024-12-10-Antisemitismus-Treffen/index.md new file mode 100644 index 0000000..35b8f92 --- /dev/null +++ b/sb/content/posts/2024-12-10-Antisemitismus-Treffen/index.md @@ -0,0 +1,114 @@ +# Gemeinsam gegen Antisemitismus – Wie eine Community antisemitismuskritische Bildung stärken kann + +Wie können wir vernetzen, um Antisemitismuskritik in der Bildung zu fördern? Darum ging es beim offenen Online-Treffen am 28.11.2024 von 11 - 12:30 Uhr, bei dem rund 20 Bildungsakteure aus verschiedenen Netzwerken zusammengekommen sind. Bereits im Vorfeld im Gespräch des [Comenius-Institutes](https://comenius.de/) mit dem [DiskursLab](https://diskurslab.eaberlin.de/) der [Ev. Akademie zu Berlin](https://www.eaberlin.de/) am 30.09.24 zeigte sich ein klarer Bedarf: Viele Organisationen und Einzelpersonen arbeiten an antisemitismuskritischen Materialien, doch fehlt es oft an Austausch, Feedback und Koordination. So entstand die Vision einer Antisemitismus-Community, die Expertisen bündelt, Projekte und Netzwerke vernetzt sowie Ressourcen teilt. Mehr dazu in unserem [Blogbeitrag](https://oer.community/oer-zum-thema-antisemitismus-gemeinsam-bildungsmaterialien-gestalten/)! + +## Wer war dabei? + +Die Teilnehmenden kamen aus vielfältigen Kontexten – darunter akademische Einrichtungen, Verlage, Religionspädagogische Institute und der Zentralrat der Juden. Eine Auswahl der Beteiligten: + +• Comenius-Institut (FOERBICO, [relilab](https://relilab.org/)) +• Ev. Akademie zu Berlin (DiskursLab, [narrt](https://narrt.de/)) +• [Ernst Klett Verlag](https://www.klett.de/) +• [Ev. Luth. Kirche Bayern](https://www.bayern-evangelisch.de/) +• [Schulstiftung im Bistum Osnabrück](https://www.schulstiftung-os.de/) +• [Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik der Universität Oldenburg](https://uol.de/theologie) +• [Lehrstuhl für Ev. Theologie der Universität Bamberg](https://www.uni-bamberg.de/ev-relpaed/) +• [Lehrstuhl für Religionspädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg](https://www.evrel.phil.fau.de/) +• [Zentralrat der Juden](https://www.zentralratderjuden.de/), Abteilung Politik und Religion/Bildung +• [Referat politische Bildung BDKJ Bistum Mainz](https://bistummainz.de/jugend/wir/referate/politische-bildung/) +• [Institut für Migration und Diversität (MIDI) der TH Köln](https://www.th-koeln.de/angewandte-sozialwissenschaften/institut-fuer-migration-und-diversitaet_97234.php) / Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität Köln + +Durch ihre unterschiedlichen Perspektiven wurde das Treffen zu einem inspirierenden Ideenaustausch. + +## Erwartungen, Wünsche und Ziele der Vernetzung + +Die Teilnehmenden formulierten klare Erwartungen, Wünsche und Ziele für die zukünftige Zusammenarbeit. An erster Stelle stand der Wunsch nach einem verstärkten **Austausch** und einer besseren **Vernetzung**, um Synergien zu schaffen und Doppelarbeit zu vermeiden. Eine zentrale Plattform wurde als essenziell erachtet, um Materialien, Projekte und Akteure sichtbar zu machen. Ein wichtiges Ziel ist es, **Rückmeldungen zu Bildungsmaterialien** systematisch zu sammeln und auszuwerten, um diese kontinuierlich zu verbessern. Ebenso wurde der Bedarf betont, neue Ideen und bestehende Materialien stärker miteinander zu verknüpfen. Konkrete Projektvorschläge wie ein Quiz zu Antisemitismus und Christentum oder die Verlinkung geplanter Projekte auf einer Themenwebseite wurden eingebracht. Besonders betont wurde die Notwendigkeit, **jüdische Perspektiven** einzubinden und Kooperationspartner:innen zu gewinnen. Überdies wurde der Aufbau einer Übersicht über die vielfältigen bestehenden Projekte, etwa an Universitäten oder staatlichen Einrichtungen, als Schlüssel für die Vermeidung paralleler Ansätze genannt. Ein weiteres Ziel war es, **Expertisen zu vernetzen** und den Status quo antisemitismuskritischer Bildung besser zu verstehen, um daraus neue Ideen und Kooperationen zu entwickeln. + +## Vielfältige Erfahrungen und Beiträge zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit + +Die Teilnehmenden des Treffens brachten eine beeindruckende Bandbreite an Erfahrungen und Projekten im Bereich der antisemitismuskritischen Bildung ein. Hier eine Übersicht der genannten Projekte/Beiträge zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit: + +### Workshops, Veranstaltungen und Vorträge: + +- Workshops im Rahmen von RIAS Sachsen unter Trägerschaft von OFEK ("Was tun bei antisemitischen Vorfällen?") +- Workshops und Vorträge auch für Jugendliche +- Vorträge und Workshops zu christlicher Signatur des Antisemitismus +- Selbstständige Referentin und Autorin (Themen: Fußball und Antisemitismus, linker Antisemitismus, muslimischer Antisemitismus) +- [narrt-Café](https://narrt.de/narrt-cafe/) + +### Materialien: + +- AS-kritische Bibelauslegungen und Podcast "[Bildstörungen](https://www.eaberlin.de/themen/projekte/bildstoerungen/)" +- Bildungsmaterialien im OER-Format zu Verschwörungstheorien und Antisemitismus +- [Sachbuch zu Bedrohungspotentialen (wie Antisemitismus, Antifeminismus)](https://www.velbrueck.de/Programm-oxid/Jung-rassistisch-identitaer.html) +- [Erstellung eines Heftes zu Passion (Friedrich Verlag)](https://www.friedrich-verlag.de/shop/rassismus-was-hat-das-mit-religion-zu-tun-ps1415054) +- Materialsammlung zur Vermittlung des Judentums und verwandten Themen +- Schulbücher Religion/Ethik +- Erstellung einer jüdisch-christlichen Erzählung biblischer Texte für Kinder +- Antisemitismuskritische Bildungsmodule (5 Module - "Das Gerücht über die Juden") +- Themenwebseite www.ekd.de/antisemitismus +- [Broschüre „Störung hat Vorrang – Christliche Antisemitismuskritik als religionspädagogische Praxis“](https://diskurslab.eaberlin.de/wp-content/uploads/2023/06/Stoerung_hat_Vorrang.pdf) +- [Digitaler VerLernKurs](https://diskurslab.eaberlin.de/verlernkurs/) +- [narrt-Katalog](https://narrt.de/katalog/) + +### Initiativen / Projekte: + +- Bildungsinitiative in Leipzig mit Fokus auf Pädagog:innen und Schüler:innen +- [BMBF-Projekt mit GEI und Selma Stern Zentrum zu christlicher Signatur gegenwärtigen Antisemitismus und Schulbuchanalysen](https://www.selma-stern-zentrum.de/projekte/Forschungsprojekt-ChriSzA/index.html) +- Bildungsinitiativen in Leipzig und RIAS Sachsen +- Initiative [#kirchegegenantisemitsmus](https://www.ekd.de/sharepicgenerator-gemeinsam-gegen-antisemitismus-87394.htm) +- [Gütesiegel "Zusammen gegen Antisemitismus"](https://www.schulstiftung-os.de/spenden-unterstuetzen/zeitspende/guetesiegel-zusammen-gegen-antisemitismus) +- Projekt [Meet a Jew](https://www.meetajew.de/) +- [Digitales Lernhaus](https://www.rupre.phil.fau.eu/projekte/digitales-lernhaus/) + +### Beratung: + +- diverse Schulbuchberatungen +- Einsatz in der Prävention von Antisemitismus und zum Kennenlernen des aktuellen jüdischen Lebens +- Beratung von Lehrkräften in Bezug auf Antisemitismus + +### Forschung: + +- Beobachtung des Diskurses in der Forschung und Erarbeitung der [Empfehlungen des Zentralrats (Umgang mit Antisemitismus + Darstellung in den Bildungsmedien)](https://www.kmk.org/fileadmin/pdf/PresseUndAktuelles/2021/2021_06_10-Gem-Empfehlung-Antisemitismus.pdf) +- [Empirische Bedarfsanalysen an Schulen](https://www.th-koeln.de/dipolbas-bildung) +- Ringvorlesung Antisemitismus & [Zertifikatsstudiengang zur antisemitismuskritischen Bildung](https://www.ev-theologie.uni-wuerzburg.de/ccea/zabus/) an der Universität Würzburg +- Sichtung von Materialien/Schulbüchern zu jüdischem Leben und/oder Bildung zu Antisemitismus +- Religionspädagogische Schulbuch Analysen antisemitismuskritisch (in Kooperation mit Zentralrat, Universität Oldenburg und narrt) + +Neben praxisorientierten Angeboten wie der Beratung von Lehrkräften oder der Erstellung von Bildungsmaterialien spielte die wissenschaftliche Begleitung ebenfalls eine zentrale Rolle: Universitäten wie Würzburg bieten Zertifikatsstudiengänge zur antisemitismuskritischen Bildung an, während Forschungsprojekte sich mit dem Diskurs sowie der Darstellung antisemitischer Stereotype in Schulbüchern oder Verschwörungstheorien befassen. Zahlreiche Teilnehmende betonen die Notwendigkeit, jüdische Perspektiven einzubinden und bestehende Materialien in Open Educational Resources (OER)-Formaten verfügbar zu machen, um sie nachhaltig und breit nutzbar zu machen. + +## Themenfokus in Kleingruppen + +Die Teilnehmenden des Treffens teilten sich in Kleingruppen auf, um spezifische Themen zu vertiefen. + +### Überblick verschaffen: Was gibt es schon zu antisemitismuskritischer Bildung? + +Eine Gruppe widmete sich der Frage, welche Materialien, Netzwerke und Plattformen zur antisemitismuskritischen Bildung bereits existieren und wie diese zugänglicher gemacht werden können. Dabei wurden zahlreiche bestehende Projekte und Ressourcen identifiziert: von der EKD-Themenseite „Kirche gegen Antisemitismus“ über Ringvorlesungen und Lernmodule, etwa im Rahmen des Jüdischen Lernhauses Nürnberg, bis hin zu praktischen Materialien wie dem Lernkoffer der ehemaligen Synagoge Niederzissen mit Modulen zum jüdischen Alltag und religiösen Festen. + +Auch digitale Bildungsangebote wurden hervorgehoben, darunter MultiSkript, eine Plattform mit Filmen und Audioformaten zu Werken wie Nathan der Weise, oder die OER-Bildungsmaterialien zu Antisemitismusprävention. Für Schulen und Lehrkräfte bieten beispielsweise die UNESCO-Broschüre zu Verschwörungstheorien oder die Kommentierte Materialsammlung von KMK und Zentralrat der Juden wertvolle Unterstützung. Gleichzeitig wurde deutlich, dass es an einer zentralen Plattform fehlt, die diese Materialien systematisch erschließt und vernetzt. + +Die Gruppe diskutierte auch, wie antisemitismuskritische Inhalte in Schulbüchern und Lehrmaterialien stärker verankert werden könnten. Hier wurde der antisemitismuskritische Fragenkatalog des Netzwerks narrt als Leitfaden hervorgehoben, ebenso wie die Idee, freie ergänzende Materialien gezielt an Schulbücher anzukoppeln. Das Ziel: fächerübergreifende Ansätze zu fördern und das Thema über den begrenzten Platz in bestehenden Lehr- und Lernmaterialien hinaus sichtbar zu machen. Teilnehmenden waren eingeladen, weitere Initiativen und Projekte beizutragen, um eine umfassende Übersicht zu erarbeiten. + +Erste gesammelte Beispiele neben den bereits genannten: + + +Ihr kennt noch weitere Beispiele? + +### Bildungsmaterialien entwickeln: Kreative Ansätze und Herausforderungen + +In der Kleingruppenarbeit zum Thema "Bildungsmaterialien erstellen" wurden innovative Ideen und praxisnahe Ansätze gesammelt. Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung von Feedback aus Schulen, Lehrkräften, Studierenden und der Community, um bestehende Materialien zu verbessern und neue Formate zu entwickeln. Um eine größere Reichweite und kreative Anpassungen zu ermöglichen, sollten Materialien zudem so gestaltet sein, dass Multiplikator:innen sie streuen und remixen können. Sensible Themen wie Bildrechte, Datenschutz und die korrekte Darstellung jüdischer Perspektiven wurden dabei ebenso diskutiert wie die Notwendigkeit von Crowdfunding zur Deckung der finanziellen und personellen Ressourcen. +Neben der Qualität der Inhalte stand die Usability im Fokus: Materialien sollen interaktiv, modular und responsiv gestaltet sein, um sie sowohl niedrigschwellig als auch ansprechend zu gestaltet zu sein. Formate wie Gamification – etwa Escape-Rooms – wurden als kreative Impulse hervorgehoben, während gleichzeitig auf die Vermeidung von Missbrauch bei der Darstellung jüdischer Geschichte und Lebenswelten hingewiesen wurde. Abschließend betonten die Teilnehmenden die Wichtigkeit einer Kontaktmöglichkeit für Feedback, um die Erfahrungen mit den Materialien kontinuierlich sichtbar zu machen und ihre Wirksamkeit sowie Anschlussfähigkeit zu steigern. + +### Gemeinsam ein Netzwerk für antisemitismuskritische Bildung aufbauen + +Die Kleingruppe zum Thema "Netzwerk aufbauen" betonte, wie entscheidend Koordination und Austausch für eine langfristige Zusammenarbeit in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit sind. Eine zentrale Herausforderung ist, dass viele Akteure isoliert arbeiten und vorhandene Ressourcen dadurch nicht optimal genutzt werden. Mapping-Projekte, die einen Überblick über bestehende Materialien, Initiativen und Netzwerke bieten, könnten hier Abhilfe schaffen. Eine solche Übersicht würde es ermöglichen, Doppelarbeit zu vermeiden, Schnittstellen zu identifizieren und gezielt zu kooperieren. + +Für ein effektives Netzwerk wurde die Idee einer zentralen Plattform diskutiert, die digitale und analoge Elemente vereint. Diese könnte nicht nur Materialien bündeln und kritisch kuratieren, sondern auch Qualitätskriterien etablieren und Best-Practice-Beispiele aufzeigen. Besonders wichtig ist dabei die Niedrigschwelligkeit, um auch Lehrkräfte und Praktiker:innen außerhalb der Wissenschaft zu erreichen. Parallel dazu wurden Beratungsmöglichkeiten für Lehrkräfte, die systematische Einbindung antisemitismuskritischer Inhalte in die Lehramtsausbildung und die Vernetzung mit bestehenden Initiativen wie dem Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender und den Antisemitismusbeauftragten der Hochschulen als zentrale Ansätze hervorgehoben. + +Ein solches Netzwerk muss langfristig Ressourcen sichern – sowohl finanziell als auch personell – und die Fokussierung auf gemeinsame Ziele fördern, um Konkurrenzdenken oder Profilierungsbestrebungen zu minimieren. Neben digitalen Tools wie interaktiven Plattformen wurden auch analoge Formate als unerlässlich für den Aufbau von Vertrauen und nachhaltigen Kooperationen genannt. + +## Wie geht es weiter? + +Dieses Treffen war ein erster Schritt. Die Botschaft war klar: Antisemitismuskritische Bildung erfordert Zusammenarbeit, Offenheit und den Willen, voneinander zu lernen. Dass bereits über 20 Teilnehmende beim Auftakttreffen dabei waren, zeigt die hohe Relevanz der Thematik und der Notwendigkeit der Vernetzung! Wir möchten gemeinsam daran weiterarbeiten und laden alle Interessierten herzlich ein, sich einzubringen! +Wer über den Termin des nächsten Online-Treffens informiert werden möchte, kann sich gerne an xyz wenden und den Blogbeitrag teilen 😊 +