From 538ab870fd92fc054e6e8d7cf5fb65e67d6fc6b4 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: phillipangelina Date: Tue, 12 Nov 2024 13:25:02 +0000 Subject: [PATCH] =?UTF-8?q?Blog/Blog/2024-11-12-Bibel=5FOER.md=20gel=C3=B6?= =?UTF-8?q?scht?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- Blog/Blog/2024-11-12-Bibel_OER.md | 40 ------------------------------- 1 file changed, 40 deletions(-) delete mode 100644 Blog/Blog/2024-11-12-Bibel_OER.md diff --git a/Blog/Blog/2024-11-12-Bibel_OER.md b/Blog/Blog/2024-11-12-Bibel_OER.md deleted file mode 100644 index 7b1da0b..0000000 --- a/Blog/Blog/2024-11-12-Bibel_OER.md +++ /dev/null @@ -1,40 +0,0 @@ -# Ist die Bibel eigentlich *open*? - -Es ist November. Bald beginnt die Adventszeit und Lehrpersonen oder pädagogische Fachkräfte greifen gerne auf biblische Texte aus dem Alten und Neuen Testament zurück, um die Adventszeit in ihrer Schule oder Kita zu gestalten. Die Bibel gehört zum Grundelement religiöser Bildungsprozesse und viele Didaktiker:innen entwickeln spannendes Material dazu, wie man mit der Bibel zielgruppenorientiert arbeiten kann. -Dabei stoßen sie früher oder später auf eine wichtige Frage: Ist die Bibel eigentlich *open*? Können biblische Texte für OER, also für Bildungsmaterial, das unter einer offenen Lizenz steht und mit anderen frei geteilt werden kann, bedenkenlos verwendet werden? - ---- -## Schmerzhafte Antwort: *Nein* -Die kurze und schmerzhafte Antwort lautet *Nein*, zumindest wenn man auf gängige und etablierte Versionen der Verlage wie z. B. der Deutschen Bibelgesellschaft zurückgreift. Denn auf der Seite der Deutschen Bibelgesellschaft steht: „Unsere Publikationen unterliegen dem Urheberrechtsschutz, daher benötigen Sie für eine Verwendung grundsätzlich eine schriftliche Genehmigung von uns. In bestimmten Fällen ist diese allerdings verzichtbar“ [Deutsche Bibelgesellschaft](https://www.die-bibel.de/lizenzen) (zuletzt geprüft am 04.11.2024). Diese bestimmten Ausnahmen gelten für Gliedkirchen der evangelischen Landeskirche, Mitglieder bzw. Gastmitglieder des ACKs (=Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V.) oder auch für die Verwendung von einzelnen Versen in sozialen Medien mit einem gekürzten Copyrighthinweis. Offene Bildungsmaterialien (OER) werden aber nicht explizit genannt. - -Auch auf der Plattform [bibleserver.com](https://www.bibleserver.com/) findet man zur Frage nach den Lizenzen folgende Aussage: -„ERF Bibelserver ist eine Online-Plattform, auf der viele verschiedene Bibelübersetzungen angeboten werden. Diese sind in den meisten Fällen urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne Genehmigung nicht vervielfältigt werden. (…) Darüber hinaus können wir dir keine Genehmigungen für die Vervielfältigung bzw. den Abdruck von Bibeltexten erteilen oder dich rechtlich beraten. Möchtest du Bibeltexte über unsere Plattform hinaus nutzen, wende dich bitte direkt an die jeweilige Bibelgesellschaft. Informationen hierzu findest du in den Copyright-Angaben am Ende jedes Bibeltextes“ [Bibelserver](https://www.bibleserver.com/help/rechte-an-bibeltexten/65) (zuletzt geprüft am 04.11.2024). - -## Was bedeutet *Openness*? -Für die Arbeit mit OER und für Open Educational Practices (OEP) im religionsbezogenen Bereich ist dies von großer Bedeutung. Zwar ist das digitale Nachschlagen einer Bibelstelle online kostenlos möglich, aber kostenlos bedeutet nicht dasselbe wie *open* im Sinne von OER und OEP. Denn auch wenn ein Grundgedanke von OER ist, dass Material kostenfrei zur Verfügung steht, beschränkt sich *Openness* nicht allein auf die Kostenfrage ([Cronin 2017: 3](https://doi.org/10.19173/irrodl.v18i5.3096)). *Openness* bedeutet, dass man durch eine entsprechende Lizenzierung das Material hinsichtlich der 5 V-Freiheiten , nämlich **v**erwahren, **v**erwenden, **v**erarbeiten, **v**ermischen und **v**erbreiten darf (vgl. [Otto 2021](https://doi.org/10.1007/s11618-021-01043-2); [Wiley & Hilton 2018: 134f.](http://dx.doi.org/10.19173/irrodl.v18i4.3022)). -Auch die UNESCO-Definition zu OER streicht die *Openness* hervor: -> „Open Educational Resources (OER) are learning, teaching and research materials in any format and medium that reside in the public domain or are under copyright that have been released under an open license, that permit no-cost access, re-use, re-purpose, adaptation and redistribution by others” [(UNESCO 2019: 4)](https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000383205). - -Hier zeigt sich eine deutliche Diskrepanz gegenüber den aktuellen lizenzrechtlichen Regelungen der großen Bibelverlage. Gerade der Gedanke von *Openness*, kollaborativem Arbeiten und offenen Bildungspraktiken kann mit der Bibel nicht vereinbart werden. Denn ein Grundgedanke von OEP ist nach Cronin: -> „… collaborative practices that include the creation, use, and reuse of OER, as well as pedagogical practices employing participatory technologies and social networks for interaction, peer-learning, knowledge creation, and empowerment of learners” ([Cronin 2017: 4](https://doi.org/10.19173/irrodl.v18i5.3096)). - -## Chancen einer offenen Lizenz -Eine offene Lizenz würde neue pädagogische Möglichkeiten eröffnen, um Bildungsmedien und Lernartefakte verändern und wieder neu veröffentlichen zu können (vgl. [Clinton-Liosell 2021: 255](https://doi.org/10.56059/jl4d.v8i2.511); [Wiley & Hilton 2018](http://dx.doi.org/10.19173/irrodl.v18i4.3022)). Obwohl digitale Medien eine solche Arbeit ermöglichen, erlaubt eine traditionelle Lizenzierung, eine solche Herangehensweise mit traditionellen Medien wie beispielsweise der Bibel nicht ([Clinton-Liosell 2021: 257](https://doi.org/10.56059/jl4d.v8i2.511)). -Neue Technologien und offene didaktische Modelle bieten die Möglichkeit mit Lernenden kollaborativ zu arbeiten. Im Sinne der 21st Century Skills können Lernende mit Hilfe von OER lernen, sich partizipativ mit biblischen Texten auseinanderzusetzen (OECD 2019: 16ff.). Im Rahmen der offenen Pädagogik werden die Lernenden zu Wissensproduzent:innen und nicht zu Wissenskonsument:innen ([vgl. Clinton-Liosell 2021: 256](https://doi.org/10.56059/jl4d.v8i2.511)). Es bleibt die Frage, warum ausgerechnet die Bibel, die als wichtiges Kulturgut und zentrales Element religiöser Bildung gilt, lizenzrechtlich verschlossen bleibt. - -## *Dark Reuse* – eine verbreite Praxis -Allerdings – so ist es gang und gäbe – werden selbstverständlich Bildungsmaterialien mit der Bibel erstellt, geteilt und weitergegeben. Pädagog:innen in schulischen und außerschulischen Lernorten tun dies allerdings in einer rechtlichen Grauzone und deshalb meist im Verborgenen. OER-Expter:innen sprechen hierbei vom sog. *Dark Reuse* ([vgl. Baas et al 2019](https://doi.org/10.5334/jime.510); [Beavan 2018](https://doi.org/10.5944/openpraxis.10.4.889)). *Dark Reuse* prägt den Alltag vieler Lehrender, wenn sie Material erstellen, weitergeben und überarbeitet wiederverwenden. - -## Perspektiven -Wie bereits erwähnt ist es möglich, eine schriftliche Genehmigung für die Verwendung von Bibelstellen in Lehrmaterialien anzufragen. Es bleibt jedoch fraglich, ob ein Verarbeiten und Vermischen des lizenzierten Textes für Bildungszwecke möglich ist. Somit stellt die lizenzrechtliche Regelung der Bibel eine hohe Hürde für offene Bildungspraktiken religionspädagogischen Arbeitens dar. -Eine andere Möglichkeit die biblischen Texte für OER zu verwenden, bieten beispielsweise die folgenden Projekte. - -### Offene Bibel -Die sog. *offene Bibel* erlaubt den Nutzenden, die Bibelübersetzungen frei zu verwenden: -> „Unsere Bibelübersetzungen sind frei ver­fügbar, dürfen kopiert und weitergegeben oder bearbeitet werden“ [Die Offene Bibel](https://offene-bibel.de/wiki/Willkommen_bei_der_Offenen_Bibel) (zuletzt geprüft am 04.11.2024). - -### Die diffBibel -Eine weitere Möglichkeit bietet auch die diffBibel. Hier wird die Idee einer Bibel für OER-Materialien spezifisch erwähnt: -> „Hier finden Sie eine stetig wachsende und frei verfügbare OER-Sammlung (Open Educational Resources) von biblischen Texten für die Grundschule und Sekundarstufe I, die in drei unterschiedlich komplexen Übertragungen vorliegen - die wichtigsten biblischen Texte dreifach differenziert!“ [die diffBibel](http://www.diffbibel.de/) (zuletzt geprüft am 12.11.2024). - -Beide Projekte bieten sogar drei Versionen zu den jeweiligen Bibelstellen an. Bei der offenen Bibel findet man eine Studienfassung, eine Lesefassung und eine Fassung in Leichter Sprache und bei der diffBibel drei verschiedene Fassungen für differenziertes Arbeiten in der Schule. Es bestehen jedoch zwei Hürden. Die erste Hürde erkennt man bereits bei dem Beispieltext auf der Homepage der offenen Bibel. Der bekannte Text Psalm 23, begegnet einem in unbekannten Wortlaut. Eine weitere Hürde besteht darin, dass diese Bibeln noch nicht fertig sind, das heißt wenn man nach spezifischen Bibelstellen sucht, kann es sein, dass es gerade diese nicht zur Verfügung stehen.